Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0680 - Todeskuß der Schattenhexe

0680 - Todeskuß der Schattenhexe

Titel: 0680 - Todeskuß der Schattenhexe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Metallrohre vor sich hin. Es stank nach Dreck und Urin. An manchen Stellen, besonders an denen dicht bei den Fenstern, schimmerte blankes Eis.
    Ihn überfiel ein Hustenreiz. Er konnte ihn nicht ganz unterdrücken und dachte wieder daran, dass seine Lunge ihm Ärger bereitete. Eigentlich hätte er in ein richtiges Krankenhaus gemusst, hinein in die Wärme und nicht den Winter auf einer stinkenden Matratze verbringen.
    »Scheiße«, flüsterte er, »verdammtes Scheißleben…« Im Sommer klappte es ja, aber im Winter…
    Er wollte gehen, es war nicht zu schaffen. Normal klappte das auf keinen Fall. Die Kälte hatte ihn so steif werden lassen, dass er die Beine kaum vom Boden hoch bekam. Sarge hielt sich an der rechten Wand. Er schleifte mit dem Arm und der Schulter daran entlang. Über den Müll stieg er mit steifen Bewegungen hinweg. Die Kälte fraß sich durch den dicken Winterbart, sie malträtierte die Haut.
    Selbst sein vor den Lippen dampfender Atem kam ihm kalt vor.
    Dann hatte er es geschafft. Er schaute durch das erste Fenster nach draußen.
    Kahl lag der ehemalige Krankenhauspark unter ihm. Es brannte nicht eine Laterne. Das Unkraut war gewachsen und stand bereits so hoch, dass es einem Menschen bis an die Hüfte reichte.
    Überall lag Eis. Die tiefen Temperaturen hatten selbst das Gras starr werden lassen.
    Er ging den nächsten Schritt und drehte sich dabei um.
    Und da sah er sie!
    Eine Gestalt, wenige Schritte vor ihm. Aus dem Nichts war sie erschienen. Er hatte sie zuvor weder gehört noch gesehen. Sie stand einfach da und schaute ihn an.
    Sarge wusste, dass es der Anfang vom Ende war…
    ***
    In diesem Augenblick kam er sich vor, als wäre der Frost noch stärker geworden. Er konnte plötzlich nicht mehr atmen, alles in seinem Innern war vereist. Gleichzeitig aber brannten die Augen, als hätte ihm jemand Säure hineingekippt.
    Wer war diese Gestalt?
    Sie hatte zwar einen Umriss, doch Sarge konnte sich nicht vorstellen, vor einem Menschen zu stehen. Dazu war sie einfach zu dünn und vor allen Dingen grau.
    Ein furchtbares Wesen, nackt und schattenhaft, mit grauen Haaren und grauen Armen, die sich über die blanke Haut bewegten. Sie erinnerten ihn ebenfalls an Schlangen, aber das war unmöglich. Es gab keine Schlangen, die so über einen nackten Körper krochen.
    Jedenfalls war die Gestalt eine Frau.
    Eigentlich hätte Sarge aufatmen können, denn es erging ihm wie allen Männern. Vor einer Frau brauchte er keine so große Furcht zu haben wie vor einem Mann.
    In diesem Fall traf das nicht zu. Er dachte an seine Freunde, die den Tod gefunden hatten. Es war ihnen nicht mehr möglich gewesen, über irgendwelche Täter zu sprechen, jetzt aber stand der verfluchte Killer vor ihm. Sarge zitterte. Er versuchte sich zur Ruhe zu zwingen, was kaum möglich war.
    Die Person schaute ihn nur an. Ein Gesicht wie grauer Staub, das lange Haar ebenfalls grau, aber von einem dunklen, violetten Schimmer durchzogen, als wären einige Strähnen gefärbt worden.
    Auch auf dem Gesicht verteilten sich die unterschiedlichsten Schattentöne, und das gesamte Bild kam ihm vor, als wäre es lebendig, aber trotzdem tot, weil die Person so bewegungslos dastand.
    Sarge wusste, dass er hier nicht mehr weiterkam. Die Richtung nach vorn war ihm versperrt.
    Blieb der Rückweg.
    Zwar kannte er sich in dem alten Bau aus. Nur fiel ihm momentan nicht mehr ein, wohin er sich wenden sollte. Der Bau kam ihm vor wie ein gewaltiges Gefängnis.
    Er ging zurück.
    Seine Beine bewegten sich automatisch. Eigentlich sollte ich schreien, dachte er, aber da war die Kraft, die seine Kehle einfach zudrückte. Diese graue Gestalt bannte ihn psychisch.
    Er schlurfte zurück. Es war gefährlich, da auf dem Boden zu viele Hindernisse lagen.
    Sarge stolperte auch prompt über einen Steinhaufen, kippte nach links, schabte an der Wand entlang und schaffte es deshalb, seinen Fall etwas zu mildern.
    Dennoch glaubte er, von einer Lanzenspitze berührt worden zu sein, die zunächst durch seinen Bart und dann über die Haut am Gesicht hinwegstreifte.
    Sie hinterließ eine Wunde, aus der warmes Blut quoll und sich im Bartgestrüpp verteilte. Trotzdem war er nur froh, dass es sein Auge nicht erwischt hatte.
    Er kroch ein Stück weiter, bevor er sich wieder auf die Füße stemmte. Dabei schwankte er und sah aus wie jemand, der jeden Moment wieder zusammensacken konnte.
    An der Wand hielt er sich fest, drehte den Kopf und sah zum ersten Mal, dass sich die Gestalt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher