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067 - Der Redner

067 - Der Redner

Titel: 067 - Der Redner
Autoren: Edgar Wallace
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Mann. Er war in Abendkleidung und packte mit einer Hand krampfhaft die Ecke des Kamins. Die andere war halb erhoben, als ob sie einen Schlag abwehren wollte.
    »Er ist tot - erschossen ... Sieh doch hin!«
    Harry zeigte auf den Blutfleck über dem Herzen des Mannes.
    Simpson starrte auf ihn nieder. Es war das erste schwere Verbrechen, das er im Dienst erlebte, und sofort durchzuckte ihn der Gedanke, welch große Bedeutung das für ihn und seine Karriere haben könnte. Dadurch geriet er jedoch in große Verwirrung; außerdem erinnerte er sich im Augenblick nur noch dunkel daran, wie man sich als Polizist unter solchen Umständen zu verhalten hatte.
    »Niemand darf ins Zimmer kommen«, sagte er heiser und sah sich weiter um. Die große Glastür zum Balkon stand offen. Er trat hinaus und leuchtete mit seiner Taschenlampe das Geländer ab.
    Ein Strick war um die Handleiste geschlungen und reichte bis nach unten zu den Treppenstufen vor der Haustür. Er mußte erst nach ihrem Eintritt ins Haus angebracht worden sein, sonst hätten sie direkt dagegenstoßen müssen.
    »Der Täter ist entwischt, während wir mit der Dame sprachen«, erklärte Simpson. »Komm, wir wollen wieder nach unten gehen.«
    Sie eilten wieder in den Flur hinunter, aber von der jungen Dame war nichts mehr zu sehen. Sie mußte auf ihr Zimmer gegangen sein. Das Haustor war verschlossen. Simpson drückte die Klinke herunter, aber die Tür bewegte sich nicht. Er versuchte es ein zweites Mal mit Gewalt, aber sie war mit schweren Stahlschienen beschlagen und rührte sich nicht von der Stelle.
    »Sie ist doppelt gesichert. Das muß die junge Dame getan haben. Rufe sie doch und lasse dir den Schlüssel von ihr geben.«
    Harry versuchte die nächste Tür - sie war auch verriegelt, ebenso eine zweite. Nur die dritte, die in den hinteren Teil des Hauses führte, ließ sich öffnen. Er kam in die Küche, und beim Schein seiner Taschenlampe sah er eine Tür, die nur angelehnt war. Er vermutete, daß es sich um die Garage handelte. Das große Tor zur hinteren Straße stand weit auf, und die beiden Flügel pendelten im Nachtwind.
    Harry ging zu seinem Kollegen zurück.
    »Warte hier«, befahl Simpson, der der Dienstältere war, und rannte zur hinteren Nebenstraße.
    Mit zitternden Fingern zog er die Trillerpfeife heraus und pfiff schrill. Dann rannte er um das Gebäude herum und kam gerade vor der Haustür an, als zwei Polizisten und ein Mann in Zivil herbeieilten.
    Chefinspektor Rater war zu einem bestimmten Zweck in die Gegend gekommen, aber als er das laute Alarmsignal hörte, verfolgte er seine eigenen Pläne nicht weiter, sondern wandte sich der neuen Aufgabe zu.
    Atemlos erzählte der Polizist, was vorgefallen war, während er mit dem Chefinspektor in die hintere Nebenstraße zurückkehrte.
    »Schon gut«, sagte der Redner ungeduldig. »Einer von den Leuten bleibt vor der Haustür und rührt sich nicht von der Stelle.«
    »Wo ist die junge Dame?«
    Harry hatte weder etwas von ihr gesehen noch gehört. Er äußerte aber die Meinung, daß sie wahrscheinlich ohnmächtig geworden sei. Als Familienvater wußte er aus Erfahrung, was Frauen zustoßen kann, wenn sie sich zu sehr aufregen.
    Der Chefinspektor war schon halb die Treppe hinaufgestiegen und hörte nicht mehr, was Harry zur Erklärung vorbrachte.
    »Das ist das Zimmer«, rief Simpson.
    Der Redner drückte die Türklinke herunter.
    »Verschlossen«, sagte er kurz, bückte sich und schaute durch das Schlüsselloch.
    Er konnte sehen, daß die Glastür zum Balkon weit offenstand, wandte sich um und stellte eine Frage.
    »Ja, ich habe sie aufgelassen. Am Geländer war ein Tau angebunden. Der Täter muß auf diese Weise entkommen sein.«
    »Helfen Sie mir«, erwiderte der Redner.
    Mehrmals stießen die beiden gleichzeitig mit ihren kräftigen Schultern gegen die Füllung. Plötzlich brach das Schloß, und die Tür sprang auf ...
    »Na, wo ist denn der Tote?«
    Simpson starrte bestürzt auf den Boden, aber an der Stelle, wo der Ermordete noch eben gelegen hatte, war nichts mehr zu sehen. Das Zimmer war vollkommen leer!
    Mr. Rater schaute erst auf den Polizisten, dann auf den Boden und schließlich zum Fenster hinaus. Im gleichen Augenblick dachte er an das Haus des Marquis Perello, das auf der anderen Seite des Platzes lag. Aus zwei Gründen dachte er daran. Erstens war Len Witlon in London, und zweitens befanden sich drüben in einem nicht allzu sicheren Safe vier Päckchen geschliffener Smaragde, die erst vor ein
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