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0667 - Das Horrorhaus von Pratau

0667 - Das Horrorhaus von Pratau

Titel: 0667 - Das Horrorhaus von Pratau
Autoren: Jason Dark
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Aber der hielt durch.
    Dann sah Kraus den Schatten!
    In der letzten Zeit hatte er nicht mehr an die Märchen des Wirtes gedacht. In diesem Augenblick aber musste er einsehen, dass es kein Märchen gewesen war.
    Der Schatten war da.
    Woher er gekommen war, konnte er nicht sagen. Jedenfalls aus der Luft, und er fiel direkt vor seinem Wagen nach unten wie eine gewaltige Decke, die alles unter sich begraben wollte.
    Kraus trat auf die Bremse, weil er in diesem Augenblick reineweg nichts mehr sah.
    »Mist!«
    Der Trabi stand, Kraus blieb im Wagen sitzen, starrte durch die Scheibe und versuchte verzweifelt, den Schatten mit seinen Blicken zu durchdringen.
    Es klappte nicht. Dieses verfluchte Tuch war einfach zu dunkel und hatte nicht einmal Löcher. Wer immer es geschleudert hatte, er hatte verdammt gut gezielt.
    Wieso geschleudert? Erst jetzt kam Kraus das Unsinnige des Gedankens zu Bewusstsein. Der Schatten war von allein geflogen und hatte sich auf seinen Wagen gesenkt.
    Noch immer lag er da wie eine dicke Decke. Allerdings bewegte sie sich plötzlich.
    An den beiden verschiedenen Seiten zog sie sich zusammen, breitete sich wieder aus, zog sich noch einmal zusammen und veränderte auch etwas ihre Höhe, als wäre ein gefährlicher Rochen dabei, sich unter Wasser halb aufzurichten.
    Aber ein Rochen hat kein Gesicht. Dieser Schatten hier wohl. Denn als er sich von zwei Seiten zur Mitte hin zusammenzog, da entstand plötzlich ein bleiches Gesicht, normal groß, aber mit einem blutigroten Buchstaben, einem D, auf der Stirn.
    Kraus vergaß zu atmen!
    Er kam sich vor wie jemand, der auf dem Sitz festgenagelt worden war. Was man ihm da präsentierte, war einfach grauenhaft, das war nicht einmal ein böser Scherz, so etwas war derartig schlimm, dass es gefährlich wurde.
    Er stöhnte auf, schlug die Hände vor sein Gesicht und wagte nicht einmal, durch die Lücke zwischen den Fingern zu schauen. Er wollte nichts sehen und nichts hören.
    Werner Kraus hörte das Kratzen trotzdem.
    Es war auf der Motorhaube entstanden, als wären Krallen dabei, den blauen Lack abzuschaben. Ein widerliches Geräusch, das dem Vertreter durch Mark und Bein glitt, ihn gleichzeitig aus seiner Lethargie hervorriss und ihm klarmachte, dass er in seinem Trabi nicht sicher war, denn der konnte zu einem rollenden Sarg für ihn werden.
    Da gab es nur eines: den Wagen stehen lassen und weg.
    Angeschnallt war Kraus nicht mehr. Natürlich klemmte die Tür, das war ja immer der Fall. Als er sie endlich aufgestoßen hatte, wäre er fast aus dem Fahrzeug gefallen. Als ihm die kalte Luft ins Gesicht schlug, dachte er plötzlich daran, dass sich der Teufel persönlich den Platz auf seiner Motorhaube ausgesucht hatte.
    Er lief, ohne sich umzudrehen, und stolperte in einen Graben, wo es ihn erwischte.
    Erst hörte er das leise Knacken, mit dem die Eisschicht brach, dann spürte er die verfluchte Kälte des Wassers bis weit über seine Knöchel und kam aus dem Schimpfen nicht mehr heraus. Irgendwie hatte er das Gefühl, den Graben einfach überwinden zu müssen, kletterte hinaus, bibberte und drehte sich um.
    Der Schatten hockte noch immer da.
    Er hatte sich gedreht und hochkant gestellt, sodass der Kopf mit dem roten D auf der Stirn genau in Richtung des Vertreters wies.
    Das war wie ein Schlag in den Magen. Obwohl der unheimliche Schatten auf der Kühlerhaube hocken blieb und sich praktisch nicht bewegte, bekam es Werner Kraus mit der Angst zu tun. Am besten war es, wenn er die Beine in die Hand nahm und losrannte so schnell wie möglich.
    Gar nicht so einfach, wie er es sich vorgestellt hatte, denn der Boden war an einigen Stellen glatt wie Schmierseife, sodass Krauses Flucht eher den Bewegungen eines Hampelmanns glich, der versuchte, sein Gleichgewicht zu halten.
    An einem verkrüppelten Baum, der zudem noch schief stand und wo die Äste weit nach unten wuchsen, klammerte er sich schließlich fest, legte eine Pause ein und drehte sich um.
    Werner Kraus hatte einen günstigen Moment erwischt, denn der Schatten glitt von der Haube. Zunächst dachte der Mann, dass ihn der Unheimliche verfolgen würde, was er aber dann zu sehen bekam, sträubte ihm die Nackenhaare und ließ ihn gleichzeitig an seinem Verstand zweifeln. Er begriff die Welt nicht mehr und fragte sich, ob das überhaupt noch die reale Welt war.
    Der Schatten sah zunächst aus, als würde unter ihn ein Windstoß fahren, der ihn aufblähte, sodass er wie eine gewaltige Wurst wirkte, die aber sehr schnell
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