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0660 - Die Totenstadt

0660 - Die Totenstadt

Titel: 0660 - Die Totenstadt
Autoren: Jason Dark
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Boden, die Arme halb erhoben, den Kopf zurückgelegt, und im schmalen Lichtbalken meiner Lampe entdeckte ich die beiden Einschusslöcher in der Brust, die nur daumenbreit voneinander entfernt lagen.
    Zwei Meisterschüsse, die mir gut taten, denn dieser Vampir hätte Furchtbares in die Wege leiten können. Ich glaubte nicht daran, dass er sich für immer auf diesem Gelände aufgehalten hätte. Irgendwann hätte er es verlassen, um seine Blutgier zu stillen.
    Dann fiel er um.
    Wie ein richtig schöner Filmtod, hätte man sagen können. Es geschah zeitlupenhaft und er blieb auch liegen, ohne dass sich die Haut vom Körper löste und verfaulte.
    Damit war auch diese Spur gelöscht und ausgerechnet ich hatte sie vernichtet.
    Darüber wollte ich nicht genauer nachdenken, es hätte mich nur Nerven gekostet.
    Sehr gemächlich stand ich auf. Noch in der Bewegung hörte ich die Stimme. Sukos Organ brandete wie ein Donnerwetter durch die verlassene Totenstadt.
    »John, Mallmann ist hier!«
    ***
    Auch das noch!
    Sofort bildete sich auf meinem Körper eine Gänsehaut. Ich hatte ihn nicht entdeckt, wollte aber auch nicht glauben, dass sich Suko etwas einbildete.
    »Dreh dich um! Auf dem höchsten Trümmerberg!«
    Suko hatte noch einmal geschrieen. Ich sah keinen Grund, dem Aufruf nicht zu folgen.
    Natürlich würde Mallmann kein Licht brauchen. Wenn er hier war, dann im Schutz der Nacht.
    Ich hatte meine Augen an die Umgebung längst gewöhnen können. Das gereichte mir nun zum Vorteil, denn das Gelände der Totenstadt zeichnete sich vor mir ab.
    Da waren die Trümmerberge wie kleine Hügel zu sehen, die zerfallenen oder nicht zerfallenen Hochhäuser standen dort herum, als wären es Kulissen für einen nächtlichen Reißer.
    Von einem der Trümmerhügel, dem höchsten, stach eine Gestalt hervor. Dunkel, aber mit einem hellen Gesicht, auf dessen Stirn sich ein leuchtendes Mal abzeichnete.
    Das blutrote D!
    Kein anderer hatte dieses Mal, nur Will Mallmann, der ehemalige BKA-Kommissar und jetzige Supervampir. Er stand dort in seiner vollen Größe und bewegte sich wie einst Christopher Lee als Dracula, als er einen Arm ausstreckte.
    Einen Moment später hörten wir beide seine Stimme. »Bleibt, wo ihr seid, du am Fenster, Suko, und du am Rand der Grube, Sinclair. Keinen Schritt sollt ihr mehr gehen!«
    »Okay!«, schrie Suko.
    Auch ich gab meine Zustimmung. Nur wesentlich leiser. Mallmann stand in Schussentfernung vor mir. Ich hätte ihn auch getroffen, aber er besaß den Blutstein, und der wiederum machte ihn selbst gegen geweihte Silberkugeln resistent.
    »Was willst du, Mallmann?«, schrie ich ihn an. »Sprich dich endlich aus, zum Teufel!«
    »Du bist nervös, John. Gut, ich werde es euch sagen. Ich will meinen Triumph auskosten.«
    »Welchen Triumph denn?«
    »Dass ihr es nicht geschafft habt, an Aoyama heranzukommen. Ich bin schneller gewesen. Ich habe mir denken können, welche Spur ihr verfolgt, doch die ist jetzt weg. Du, John, hast sie vernichtet, du hast sie abgeschnitten. Das weißt du genau. Und du weißt auch, dass Nadine Berger mir gehört. Mir allein, und ich werde sie nicht wieder hergeben, das verspreche ich euch hiermit!«
    »Wo ist sie denn?«
    »In guter Verwahrung. Kompliment, ich hätte nicht gedacht, dass ihr die Spuren so schnell finden würdet, doch auch Siras Totenzauber ist vergessen. Es war nicht mehr als das Aufflackern einer Hoffnung. Einen Rat gebe ich euch noch. Versucht nicht, die Mönche in der Bibliothek dazu zu überreden, den Text zu entschlüsseln. Sie werden es nicht tun, sie sind an Versprechen gebunden. Deshalb meine Forderung: Verzichtet auf Nadine Berger. Jetzt und auch in Zukunft. Sie wird nicht mehr zurückkehren. Wenn doch, dann nur, um euer Blut zu trinken, das sie stärken wird…«
    Nach den Worten folgte ein Lachen. Es war gellend und schaurig zugleich. Die Echos durchzuckten mich wie Stromstöße. Mich hielt es nicht mehr auf dem Platz. Ich rannte in Mallmanns Richtung.
    Diesen Vampir musste ich einfach stoppen. Er hatte mich bereits zu stark gequält. Ich hatte erleben müssen, wie er meine Mutter quälte, ich hatte…
    Er war weg!
    Noch bevor ich den Trümmerberg erreichte, war er verschwunden. Dafür geriet eine Seite des Bergs in Bewegung und einen Moment später sah ich die zahlreichen Rattenkörper, die wie eine sich bewegende Schicht auf mich zu rannten.
    Ich konnte ausweichen, ließ sie rennen und sie jagten weiter hinein in das Gelände der Totenstadt.
    Ob sich Mallmann
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