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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter
Autoren: Hivar Kelasker
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wurde.
    „Dort drinnen ist der Kerl!“ sagte der Fahrer. Die Polizisten auf den Rücksitzen kurbelten die Scheiben herunter und entsicherten die Maschinenpistolen.
    „Um Gottes willen!“ gab Jürgen zu bedenken. „Er hat Christina bei sich!“
    „Das wissen wir!“
    Die Männer warteten. Einige Sekunden lang geschah nichts, abgesehen davon, daß sich der Ring der Verfolger immer enger um den Weiler schloß. Eine Leuchtkugel flammte direkt über dem Hof auf.
    „Vorsicht!“ keuchte Jürgen. Er hatte, das Gesicht dicht an die Frontscheibe gepreßt, in dem Halbdunkel der Scheune eine Bewegung bemerkt. Es war wie das Anheben von Pferdehufen gewesen. Der Hunne plante also einen Ausbruchsversuch.
    „Was heißt hier Vorsicht?“ fragte der Fahrer des Polizeiwagens.
    Das zitternde Licht einer weit heruntergesunkenen Leuchtkugel erhellte jetzt jede Einzelheit des Hofes und gleichzeitig die Scheune.
    „Er bricht aus!“ sagte Jürgen scharf und starrte angespannt nach vorn.
    Der Hunne setzte alles auf eine Karte. Er galoppierte an, gleichzeitig schoß er ununterbrochen. Es schien ein Schnellfeuergewehr zu sein, denn er brauchte nicht zu repetieren. Die Schüsse kamen ungezielt und sollten ablenken oder eine Gasse freimachen. Das Tier scheute, aber der Krieger hatte es voll unter Kontrolle. Er ritt geradewegs auf den Polizeiwagen los und schoß abermals.
    Eine Kugel riß das Dach der Länge nach auf und heulte als Querschläger davon.
    Eine zweite traf einen Scheinwerfer und riß das Deckglas in tausend Fetzen.
    Die dritte durchschlug zwischen Jürgen und dem Fahrer die Windschutzscheibe und bohrte sich in das Heckfenster. Vor Schreck ließ der Fahrer die Kupplung los und trat auf das Gaspedal. Der Motor heulte auf, und der Wagen machte einen Satz nach vorn.
    Jürgen Sander reagierte nicht schnell genug und konnte deshalb nicht verhindern, daß der Wagen das scheuende, durchgehende Pferd frontal rammte.
    Ein dumpfer Aufprall. Der schwere Körper sackte auf die Motorhaube. Das laute, schmerzerfüllte Wiehern des Tieres jagte selbst den härtesten Männern einen kalten Schauer über den Rücken.
    Schüsse peitschten durch die Nacht. Laute Rufe erklangen von allen Seiten. Motoren wurden angelassen.
    Jürgen rieb sich die Stirn. Er war bei dem Zusammenprall gegen die Tür geschleudert worden.
    „Raus! Wir haben ihn!“ brüllte der Fahrer. Die Türen wurden aufgerissen, die Männer mit den Maschinenpistolen sprangen nach draußen. Jürgen suchte etwas benebelt nach dem Griff, schließlich konnte er auch seine Tür öffnen und sprang geduckt nach draußen.
    „Zurück! Halt! Vorsicht!“
    Alles schrie durcheinander. Jürgen federte vom Boden hoch und drehte sich herum. Dicht neben ihm lag das Mädchen, das auf Knien und Händen vom Wagen wegkroch. Christina schien unverletzt zu sein. Jürgen machte einen Satz, packte die Kleine und hob sie auf. Dann rannte er schnell in Richtung des dunkel gähnenden offenen Scheunentores davon.
    Hinter sich hörte er eine knatternde Salve, der vier einzelne Schüsse folgten. Die nächste Leuchtkugel erhellte das ungeheure Durcheinander auf dem Hof.
    Dreißig Mann Grenzschutz sprangen vom Wagen und rannten auf die Mitte des Quadrates zu. Das Pferd lag halb vor, halb auf dem Streifenwagen, der vorn tief eingedrückt war. Es bewegte nur noch schwach seine Läufe, die Augen waren geschlossen, der Atem kam stoßweise durch die Nüstern.
    Jürgen Sander hielt den Kopf des Mädchens, das noch unter dem Eindruck des Schocks stand, gegen seine Schulter gepreßt. Er wandte sich halb um und sah, wie ein Beamter seine Waffe an das Ohr des Pferdes setzte und abdrückte. Es gab einen gedämpften Knall. Die Qual des Tieres war vorbei.
    Der hunnische Kriegshauptmann sah sich einer erdrückenden Übermacht ausgesetzt, und obwohl er angeschossen war, rannte er über den Hof. In jeder Hand hielt er einen Revolver – das leergeschossene Gewehr hatte er weggeworfen – und feuerte damit abwechselnd auf seine Feinde, die von allen Seiten auf ihn zukamen.
    Er war in Panik und hatte seine vorherige Konzentration verloren, dennoch bildete er noch immer eine Gefahr für die Männer des Grenzschutzes, die ihn einzukreisen versuchten.
    Die beiden Polizisten, in deren Wagen Jürgen mitgefahren war, handelten ziemlich kaltblütig. Sie knieten hinter dem Heck und der Motorhaube des Wagens nieder, zielten mit den Maschinenpistolen auf den im Zickzack rennenden Hunnen und feuerten nahezu gleichzeitig. Zwei Garben aus
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