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0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß
Autoren: Jason Dark
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und putzte die wegen der Kühle leicht beschlagenen Gläser. Als er die Brille wieder aufsetzte, waren die Risse deutlicher zu sehen. Fast so breit wie ein Finger, und auch das Stöhnen hatte an Intensität zugenommen. Dann wehte ein kühler Hauch durch den Raum. Auf den Bohlen erklangen Tritte, ohne daß jemand zu sehen war. Und einen Moment später vernahm er vom Stehpult her ein Rascheln.
    Ronald Archer drehte sich um und hatte das Gefühl, einen erneuten Schlag zu bekommen. Seine Unterlagen schwebten dicht über dem Stehpult, und die Blätter, die in einem offenliegenden Ordner abgeheftet waren, bewegten sich, als würden sie von einer unsichtbaren Hand umgeblättert.
    Er begriff überhaupt nichts mehr, aber Ronald war klar, daß er dieses Zimmer so rasch wie möglich verlassen mußte, in dem es spukte, in dem es ihm nicht geheuer war, wo das Grauen sich manifestierte und Geister die Regie übernommen hatten. Trotzdem war sich Ronald nicht sicher, ob man ihn vielleicht doch reingelegt hatte.
    Ein unbestimmtes Gefühl blieb.
    Nicht nur den Raum wollte er so rasch wie möglich verlassen, das gesamte Schloß war ihm nicht mehr geheuer. Seine Unterlagen rührte er nicht an, die konnte er später noch holen.
    Archer rannte auf die Tür zu. Bevor er sie öffnen konnte, verstummten in dem Zimmer die Geräusche.
    Archer hörte sich selbst atmen. Erleichtert war er trotzdem nicht, denn von draußen her hatte er plötzlich ein anderes Geräusch gehört.
    Das waren Schritte!
    Er schloß die Augen, öffnete sie wieder und vernahm ein ungewöhnliches Knirschen, als würde Metall über Metall reiben.
    Was konnte das sein?
    Archer hatte einen trockenen Hals bekommen. Er traute sich nicht, die Tür aufzureißen und in den Gang zu schauen. Ihm war klar, daß er sich nicht mehr allein um Schloß befand, obwohl er bei seiner Ankunft niemanden vorgefunden hatte.
    Da war Besuch gekommen!
    Im Zimmer wollte er nicht bleiben. Um auf den Gang zu gehen, fehlte ihm der Mut.
    Was also tun?
    Aus dem Zimmer hörte er nichts mehr. Hier fühlte er sich etwas sicherer, aber im Gang waren die Tritte sehr genau zu vernehmen.
    Sie näherten sich ihm von der rechten Seite her. Die Tür hatten sie einige Male passiert, das aber änderte sich in diesem Augenblick, denn sie stoppten dicht dahinter.
    Auch Archer blieb stehen. Er wollte ein Ohr gegen das Holz legen und horchen, davor allerdings schreckte er zurück, weil es ihm nicht geheuer war.
    Eine Warnung hatte ihn erreicht, und so blieb er zunächst einmal stehen, schrak aber zusammen, als er von außen her das Kratzen hörte, als würden Totenfinger über das Holz streichen.
    Archer wartete…
    Sekunden verstrichen, das Kratzen blieb und näherte sich der Außenklinke.
    Der Mann senkte den Blick. Auf einmal bewegte sich die Klinke nach unten. Sie bestand aus Metall, war sehr schwer, das wußte er, und wie unter Zwang trat der Mann zurück.
    Sein Glück. Wer immer draußen stand, dieser Jemand hatte es plötzlich sehr eilig.
    Er stieß die Tür auf!
    Mit einem raschen Sprung hatte sich der Historiker in Sicherheit gebracht. So wurde er von der nach innen geschleuderten Tür nicht getroffen.
    Sie prallte bis gegen die Wand, schwang wieder zurück und wurde von einem hochkant gestellten Fuß gestoppt.
    Archer bekam große Augen. Jetzt erlebte er wieder ein unerklärliches Phänomen, denn der Fuß war nicht normal. Er gehörte zu einer Rüstung, und vor ihm stand ein Ritter!
    ***
    Leer oder nicht leer, das war hier die Frage. Steckte in der Rüstung jemand, oder bewegte sie sich allein, so wie auch der Hubschrauber von keinem Piloten geflogen war.
    Archer wußte gar nichts mehr. Irgendwo hatte sein Denken auch ausgesetzt, und er konnte seinen Blick nicht von der Rüstung wenden. Sie war kleiner als er, dennoch stand sie wie eine kompakte Masse vor ihm und versperrte ihm den Weg nach draußen.
    Die Rüstungen standen im Schloß verteilt. Einige von ihnen waren völlig verrostet, diese hier nicht. Sie gehörte zu den besseren, und sie quietschte nicht einmal in den Scharnieren, wenn sich die Arme oder Beine bewegten. Nur das Kratzen schwang ihm entgegen, als die Rüstung einen Schritt über die Schwelle machte.
    Das Visier war heruntergeklappt. Es besaß nur sehr dünne Sehschlitze, so konnte Archer nicht erkennen, ob sich dahinter ein Gesicht abzeichnete.
    Er wartete ab.
    Zu versuchen, gegen die Rüstung zu kämpfen, wäre Wahnsinn gewesen, auch wenn die in Eisenhandschuhen steckenden Hände keine
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