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058 – Das Gift des Rings

058 – Das Gift des Rings

Titel: 058 – Das Gift des Rings
Autoren: Neo
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zum Kristallpalast nach Arkon I aufgebrochen.«
    Theta rief ein Holo des Systems auf. Auf die Berührung von ein paar Sensorfeldern hin verließ die virtuelle Kamera Naat, überquerte fünf Umlaufbahnen und verharrte beim elften Planeten. Der Tross war natürlich nicht zu sehen. Dies war eine schematische Darstellung, keine Übertragung aktueller Sensordaten.
    »Hast du Sehnsucht nach deiner alten Herrin?«, fragte Sergh.
    Sie kicherte abwehrend.
    »Sie wird uns nämlich beehren.«
    »Sie ist nicht unbedingt deine liebste Freundin«, sagte Theta vorsichtig.
    »Intimfeindin« träfe es besser. »Sie wollte dich sprechen. Ich war so frei, den Funkruf entgegenzunehmen. Bei der Gelegenheit habe ich sie eingeladen.«
    »Aber warum?«
    »Sie wollte, dass du zu ihr kommst. Ich habe ihr erklärt, dass ich dich nicht missen will.« Beiläufig tätschelte er ihren Hintern. »Also muss sie sich schon herbemühen.«
    Thetas Schweigen verriet ihr Misstrauen. Vermutlich dachte sie darüber nach, ob Sergh in der direkten Begegnung überprüfen wollte, dass sie ihre alten Loyalitäten wirklich gelöst hatte.
    »Sie ist einflussreich«, fuhr er fort. »Die Rudergängerin des Trosses ...«
    »Du suchst Verbündete an ungewöhnlichen Orten.«
    Er lachte. »Eigentlich gefällt mir der Gedanke, dem verzärtelten Püppchen zu zeigen, wie hart die Welt sein kann.«
    »Eine Welt wie Naat.«
    »Der Sand wird ihr die Farbe vom Gesicht schmirgeln.« Er leerte seine Tasse. »Und wenn wir Glück haben, die Haut gleich mit.«
    »Dann wird sie uns in der Hauptstadt treffen? Wie heißt die noch einmal?«
    Er bezweifelte, dass Theta das wirklich vergessen hatte. Ihr Gedächtnis war ausgezeichnet. Sie konnte es nur nicht lassen, ab und zu das Dummchen zu spielen. »Naatral. Aber wir fliegen nicht direkt dorthin. Ich warte noch auf meine Gastgeschenke.«
    Sie hob eine Augenbraue.
    »Wir machen auf Peshteer Station. Einem kleinen Mond. Eine Gefängniskolonie. Genau das Richtige für Ihin da Achran. Außerdem will ich dort noch jemanden treffen.«
    »Einen Freund?«
    Sergh drückte seinen Daumennagel in seinen Ring. Momentan hatte das Schmuckstück eine gekerbte Oberfläche. »Ich habe keine Freunde.«
     
    Peshteer war der innerste Mond Naats. In etwa 40.000 Jahren würde er auf den Planeten stürzen. Bis dahin zog er Gas aus den obersten Atmosphärenschichten Naats ab. Peshteers Gravitation war jedoch zu gering, um das Gemisch zu halten. Es diffundierte in der gleichen Geschwindigkeit ins All, mit der Peshteer seinem Planeten weitere Atmosphäre entriss. Auf diese Weise borgte sich der Mond eine sauerstoffhaltige Atmosphäre, die für Arkoniden gerade noch atembar war, wenn sie auch körperliche Anstrengungen mit rasenden Kopfschmerzen bestrafte. An der Naat zugewandten Seite zerrte die Gravitation des Riesenplaneten, was in maßvollem Vulkanismus resultierte. Bei größeren Ausbrüchen entkam glutflüssiges Gestein der Anziehungskraft Peshteers und stürzte auf Naat. Die meisten Brocken verglühten in der Atmosphäre, arkonidische Satelliten zertrümmerten die restlichen. Eine der Segnungen, die die überlegene Zivilisation jener Welt angedeihen ließ, auf der ein Großteil ihrer Soldaten rekrutiert wurde.
    Die Station TARRAS'GOLL befand sich auf der planetenabgewandten Mondseite. Ihr herausragendes Merkmal war der zentrale Turm, der sich in Form einer geballten Faust den Sternen entgegenreckte. Auf dem Holo, das die Außenkameras übertrugen, war er gut zu erkennen. Während die Begleitjäger in Wachformation kreisten, zog Sergh da Teffrons Fähre davor herunter und folgte dem Leitstrahl in den geöffneten Hangar.
    Gouverneur Ghorn ter Marisol löste den Blick vom Holo. Er erkannte die Fähre jetzt auch durch das Glassitfenster. Nach dem ersten Eindruck hatte sich Sergh da Teffron nicht verändert. Eine der Lektionen, die Ghorn von ihm gelernt hatte, lautete, dass Prunk und Zeremoniell wertvoll waren, um Untergebene zu beeindrucken. Für da Teffron waren sie nur Instrumente, die er benutzte. Sie machten ihm keine Freude. Das Einzige, was Sergh da Teffron überhaupt Freude bereitete, war Macht. Entsprechend funktional sah auch seine Landefähre aus. Ein Standardmodell für Intrasystemflüge. Durch den Verzicht auf ein Transitionstriebwerk war es wesentlich kleiner als beispielsweise die extravagante Jacht des kürzlich eingetroffenen Charron da Gonozal. Die Fähre hatte eine minimale Bewaffnung und Flügel, die sie atmosphärenflugtauglich machten.
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