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0570 - Die Stimmen der Qual

Titel: 0570 - Die Stimmen der Qual
Autoren: Unbekannt
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erkannte er durch die Augen des anderen, daß der Sturm aufgehört hatte. Aber die Gefahr war noch nicht vorbei.
    Jetzt wurden andere parapsychische Kräfte frei.
    „Rorvic, wo sind Sie?"
    Der Albino hörte die Stimme zweimal. Einmal aus seinem Bildsprechgerät und dann durch die Ohren jenes Unbekannten, durch dessen Augen er sah. Und plötzlich war es kein Unbekannter mehr. Die Stimme gehörte diesem widerlichen Marsianer Tatcher a Hainu!
    „Melden Sie sich, damit ich Sie heraushauen kann, Rorvic", ertönte wieder die Stimme des kleinen Marsianers.
    Die Macht, die Rorvic durch die Augen seines gehaßten Kompagnons sehen ließ, hatte ihn nicht fest genug in ihrem Griff, daß er nicht hätte antworten können.
    „Scheren Sie sich zum Teufel, Tatcher", sagte er. „Ich habe mich in einen Lightning-Jäger zurückgezogen und möchte in meiner Meditation nicht gestört werden."
    Rorvic erkannte zu spät, daß er sich dadurch verraten hatte.
    Durch die Augen Hainus sah er plötzlich das Schott des Hangars.
    Durch seine Ohren hörte er ihn im Selbstgespräch sagen: „Dem fetten Albino werde ich eine aufs Dach klopfen, wenn er meint, sich der Verantwortung einfach durch Meditation entziehen zu können."
    Dalaimoc Rorvic saß bewegungsunfähig im Kopilotensessel, die parapsychische Macht hatte ihn jetzt fest in ihrer Gewalt. Sein Bewußtsein war ausgeschaltet, er sah und hörte nur noch durch Hainus Organe.
    Und er sah sich selbst - wie er mit geschlossenen Augen im Zwei-Mann-Jäger saß. Dann kam eine sich senkende Faust, in der ein Prügel lag, ins Blickfeld. Er sah durch Hainus Augen noch, wie der Prügel auf seinen kahlen Schädel sauste. Dann verlor er das Bewußtsein.
     
    13.
     
    „Ich werde abräumen", sagte die Frau und erhob sich.
    Als sie das Geschirr auf das Tablett lud und in die Küche hinausging, flackerten die Kerzen im Luftzug.
    Sie ist schön, dachte der Mann. Warum ist mir das vorher noch nicht aufgefallen? Er berichtigte sich. Ihre Schönheit war ihm schon an dem Tag vor eineinhalb Jahren sofort ins Auge gestochen, als er ihr zum erstenmal begegnete. Nur hatte er sie bisher nicht bewußt wahrgenommen.
    Er kannte sie als tüchtige Hyperdim-Mechanikerin, die ein schweres Schicksal hinter sich hatte. Er wußte, daß sie liebenswert, verständnisvoll, etwas scheu und zurückhaltend, aber andererseits voll von Lebensfreude war.
    Er blickte zum Fenster, in dem sich die Kerzen spiegelten. Neben dem flackernden Kerzenlicht sah er die Silhouette eines Mannes, der nur selten Gelegenheit hatte, Mensch zu sein.
    Das war sein Übel. Er lebte nur für das Wohl der anderen, ohne an sein eigenes Leben zu denken. Wie lange lag es schon zurück, daß er zum letzten Mal er selbst gewesen war?
    Er wollte nicht mit dem Schicksal hadern. Seine Aufgabe füllte ihn aus, sie war sein Lebensinhalt. Solange er glaubte, der Menschheit dienen zu können, würde er es tun und dafür auch weiterhin sein Privatleben opfern.
    Aber ihm waren Zweifel gekommen, daß die Menschheit ihn wirklich noch benötigte. Vielleicht hatte Marschall Terhera nicht so unrecht, wenn er sagte, er, Rhodan, hätte in der Schwarmkrise versagt. Jeder Mensch konnte irren. Auch er war nur ein Mensch, das hatte er in den wenigen Stunden, die er sich hier im tibetanischen Hochgebirge aufhielt, deutlich gespürt. Nur konnte er sich als Großadministrator des Solaren Imperiums solche Irrtümer nicht leisten - Milliarden Menschen würden sie zu spüren bekommen.
    Er mußte objektiv sich selbst gegenüber sein. Wenn er zu der Überzeugung gelangte, daß seine Entscheidungen falsch gewesen waren, dann wollte er sofort die Konsequenzen ziehen. Hier bot sich Merytot Bowarote als ein möglicher Nachfolger an.
    Der Galaktoregulator für Systemwirtschaft würde der Menschheit bestimmt ein guter Großadministrator sein. Wenn er selbst zurückträte, dann würde er seinen Einfluß geltend machen, um Bowarote zu fördern...
    Rhodan schreckte aus seinen Gedanken hoch, als plötzlich Orana Sestores schlanke Gestalt vor ihm auftauchte.
    „Ich habe Sie gar nicht kommen gehört, Orana", sagte Rhodan.
    „Sie waren tief in Gedanken versunken, Perry", sagte sie mit ihrer wohlklingenden Stimme und blieb unschlüssig stehen. „Wenn ich störe, dann ziehe ich mich auf mein Zimmer zurück."
    „Nein, nein", sagte Rhodan schnell. „Setzen Sie sich zu mir. Ich habe nur eben etwas wehmütig daran gedacht, auf welche Annehmlichkeiten des Lebens ich in den letzten Jahrhunderten
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