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0556 - Odem des Bösen

0556 - Odem des Bösen

Titel: 0556 - Odem des Bösen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er zumindest an Nicoles freizügiges Auftreten gewohnt, aber ein so unbefangenes Auftreten unbekleideter Menschen gehörte absolut nicht zu seinem Alltag. Zumal er sie, gefangen im Standesdenken des 17. Jahrhunderts, als höhergestellt ansah. Und Höhergestellten starrte man nicht auf die Blößen… oder tat es zumindest nur heimlich.
    Sie erzählten sich gegenseitig, was geschehen war und was sie erlebt hatten, bis sie wieder zueinander gefunden hatten. Am wenigsten hatte der Gnom zu der Geschichte beizutragen. Er hatte nur einen Zauber versucht und war von einer unbegreiflichen Kraft fortgerissen worden. Als er wieder halbwegs klar denken konnte, hatten ihn Büttel gefaßt, denen der verwachsene, ungewöhnliche Mann mehr als fremd vorkam.
    Man hatte ihn dem Sohn des Moguls Taigor vorgeführt. In unmittelbarer Nähe seines palastähnlichen Hauses war er aufgegriffen worden. Der Mogul selbst war zu jener Stunde wohl abwesend gewesen, vielleicht saß er in einer Ratssitzung mit seinen Amtskollegen.
    Wie auch immer, Cantho hatte dem Gnom auf den Kopf zugesagt, mit magischer Kraft aufgeladen zu sein, und hatte ihn einkerkern lassen. Er wollte zu einem bestimmten Zeitpunkt den Gnom töten und dadurch die in ihm wallende Energie freisetzen.
    »Der Angriff auf die Göttin«, meinte Zamorra. »Damit wollte er Vitana schaden. Ich frage mich, welchen Grund er dafür haben konnte.«
    »Es ist jetzt unwichtig«, sagte Nicole. »Da wir alle hier sind, ist Canthos Plan auf jeden Fall fehlgeschlagen. Wir haben es gerade noch rechtzeitig geschafft, vielleicht nur um ein paar Sekunden. Auf jeden Fall erfreuen wir uns noch des Lebens, ganz gleich, in welcher Zeit. Wir wären tot, wenn es doch noch zur Katastrophe gekommen wäre.«
    »Dieser Cantho ist ein Teufel«, klagte der Gnom. »Wie kann er nur einen Menschen töten wollten, um einem anderen damit zu schaden?«
    »Er ist kein Teufel«, protestierte Cali prompt.
    Zamorra und Nicole lächelten sich zu. Cali war ein wenig in den Sohn des Moguls verliebt, wußte allerdings nur zu gut, daß er für sie unerreichbar war. Er gehörte zur herrschenden Oberschicht, sie dagegen zu den Ärmsten der Armen. Vielleicht schonte sie derzeit ihr Kleid, das sowohl recht fadenscheinig als auch ihr einziges war, um es nicht noch mehr abzutragen.
    Schmunzelnd wies Zamorra auf die allmählich trocknende Kutte.
    »Das Ding da braucht sicher kein Mensch mehr. Der Stoff ist zwar nicht der edelste, aber du kannst ihn färben und dir ein passendes neues Kleid daraus schneidern«, schlug er vor. »Wenn du es noch ein wenig bestickst, kann was recht Hübsches daraus werden. Wenn wir in unsere Welt zurückgehen, werden wir die Sachen nicht mehr brauchen, und vermutlich wird niemand in Sestempe sie wirklich vermissen.«
    Cali schluckte.
    »Ihr wollt ablenken«, vermutete sie. »Aber ich danke euch für das Angebot. Ich nehm’s gern an. Trotzdem glaube ich, daß Cantho vielleicht zu seinem Tun verführt worden ist, oder man hat ihn gezwungen. Die Götter des ORTHOS sind allgegenwärtig, und sie haben viele Möglichkeiten, die Sterblichen in ihren Bann zu zwingen.«
    Sie sah den Gnom wieder mißtrauisch an.
    »Seid Ihr sicher, daß Ihr nicht doch einer der Götter seid?«
    Der Schwarze wehrte abermals erschrocken ab.
    »Es wäre Sünde gar, nur daran zu denken«, stieß er hervor.
    »Wir sollten uns allmählich Gedanken darum machen, wie wir wieder von hier wegkommen«, meinte Zamorra. »Cali muß zurück nach Sestempe, und wir müssen zurück in unsere Epoche. Und wir müssen gewissermaßen auf der Durchreise auch noch unseren schwarzen Freund in seiner Zeit absetzen. Wie es aussieht, schläft Merlin wieder mal auf beiden Backen.«
    »Oder das Verwehen des Zeitparadoxons geht ebenso langsam vonstatten wie seine anfängliche Ausbreitung«, gab Nicole zu bedenken. »Vielleicht gibt es im Saal des Wissens noch keine entsprechenden Informationen.«
    »Wir sollten es noch einmal versuchen, Herr deMontagne«, schlug der Gnom vor. »Diesmal muß es ja nicht so überstürzt sein wie im Keller des Tempels, meint Ihr nicht? Wir haben mehr Zeit, ich kann mich auf den Zauber besser konzentrieren, sorgfältiger arbeiten. Und wenn Ihr mir wieder mit Eurem Sternenstein helft, werden wir es schon schaffen.«
    Unwillkürlich verdrehte Nicole die Augen. Zamorra konnte förmlich sehen, was sie dachte.
    Das kann doch nur zu einer universumumspannenden Katastrophe führen! Du willst doch nicht ernsthaft darauf eingehen, Chef
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