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055 - Der Würger aus dem See

055 - Der Würger aus dem See

Titel: 055 - Der Würger aus dem See
Autoren: Larry Brent
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schreckgeweiteten Augen starrte der Verletzte auf die Straße.
Er nahm nichts weiter wahr als den wabernden Nebel. Das Ungeheuer war nicht zu
sehen. Doch nicht um alles in der Welt wäre er jetzt in dem manövrierunfähigen
Wagen, dessen hintere Stoßstange sich um einen armdicken Ast gewunden hatte,
sitzengeblieben.
    Mit zitternden Händen suchte er den Türgriff, fand ihn und drückte
ihn herab. Der Holm war ein wenig verzogen, so daß die Tür sich nicht gleich
öffnen ließ. McLotch mußte seine ganze Körperkraft einsetzen, um sie
aufzudrücken. Er fiel förmlich aus dem Morris, rappelte sich wieder auf, kroch
den Fahrbahnrand empor und taumelte in die Nacht hinein, Richtung Foyers. Nur
einmal warf er einen Blick zurück, weil er das Gefühl hatte, als ob etwas
Riesiges, Schleimiges hinter ihm auf der Fahrbahn entlangkäme und ihn zu
erreichen versuchte.
    Eine ungeheure und nie gekannte Angst erfüllte den Händler.
Beinahe körperlich spürte er das Entsetzen, das ihm die Kehle zuschnürte. Er
hatte immer gehofft, einmal bei seinen nächtlichen Fahrten nach Inverness etwas
im See wahrzunehmen. Daraus war allerdings nie etwas geworden. Aus persönlichen
Gesprächen wußte er, daß man Nessie schön an Land gesehen hatte. Einige
Bewohner in Foyers behaupteten, daß das Seeungeheuer schon quer über der Straße
gelegen sei. Genau wie heute abend!
    Und jetzt, wo ihm selbst so etwas zugestoßen war, brachte er es
nicht fertig, den Dingen mit Ruhe ins Auge zu sehen. Seine Nerven versagten, er
drehte durch, und in diesen Sekunden kam es ihm sogar so vor, als ob das alles
nur ein Traum, nur eine böse Halluzination wäre.
    Ein dünner Zweig streifte sein Gesicht, und lautlos schob sich
plötzlich eine große Hand hinter einem am Straßenrand stehenden Baum vor und
versperrte ihm den Weg.
    Ein dumpfes Gurgeln kam über McLotchs Lippen, das eigentlich ein
Schrei werden sollte. Doch seine Stimmbänder versagten ihm den Dienst.
    Die Hand war mehr als doppelt so groß wie eine normale Hand— und
zwischen den dünnen, fast durchscheinenden Gliedern spannte sich eine grüne,
netzartige Schwimmhaut.
    McLotch verharrte in der Bewegung, als wäre er in dieser
unheimlichen Sekunde zur Salzsäule erstarrt.
    Der Körper, zu dem die Riesenhand gehörte, tauchte wie aus dem
Boden gewachsen vor dem Händler auf.
    McLotch nahm die Dinge in einem inneren Aufruhr und einer
Verwirrung wahr, daß er anfing, an seinem Verstand zu zweifeln.
    Was er sah, ließ seine Nackenhaare zu Berg stehen. Das grün- schimmernde
Lebewesen stand aufrecht auf zwei Beinen, bewegte sich beinahe wie ein Mensch -
war aber größer als ein Mensch!
    Das unheimliche Etwas, das mit dem langgestreckten, klobigen
Körper vorhin auf der Straße nicht das entfernteste gemeinsam hatte, über ragte
den Schotten um mindestens drei Kopflängen.
    McLotch fühlte die aufsteigende Panik, die ihn vollends lähmte.
    Sein Denken setzte aus, als die feuchten, kalten Hände ihn
ergriffen und herumschleuderten. Erst in diesem Moment schien der Schotte zu
begreifen, daß es für ihn um Leben oder Tod ging.
    Er versuchte sich zur Wehr zu setzen. Doch der Angreifer war ihm
an Größe und Körperkraft weit überlegen.
    McLotch taumelte zurück, verlor den Halt und rollte den steilen
Straßendamm hinunter. Keuchend und wütend schlug der Schotte um sich, um zu
verhindern, daß dieses unheimliche Kiemenwesen sich ihm noch einmal näherte.
    Aber damit erreichte er gar nichts. Noch ehe er auch nur auf die
Idee kam, sich auf die Beine zu erheben, nahm das Schicksal schon seinen Lauf.
    Der große, unheimliche Körper warf sich über ihn. Pfeifend entwich
dem Händler aus Inverness die Luft. Die riesigen, glitschigen Hände legten sich
um seinen Hals und drückten zu. In einem Nebel, der blutig rot vor seinen Augen
aufstieg, glaubte er, den schlangenähnlichen Kopf zu sehen, der rüsselförmig
auslief.
    Alles in McLotch spannte sich, und er glaubte, unter der
Kraftanstrengung, die er sich abverlangte, zerspringen zu müssen.
    Warum, schoß es ihm durch den Kopf, warum geschieht dies hier? Es
kann doch nicht wahr sein - ich träume - ich phantasiere!
    Es gelang ihm mit letzter Kraft, seine Arme in die Höhe zu
bringen. Die breite, schuppige Brust des Ungeheuers lag über ihm - der
rasselnde Atem erfüllte seine Ohren.
    Es will dich verschlingen! McLotch wußte nicht, ob er diese Worte
nur dachte oder ob sie in einem unterdrückten Aufschrei über seine
blauangelaufenen, schmalen Lippen
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