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0536 - Mambo-Hölle

0536 - Mambo-Hölle

Titel: 0536 - Mambo-Hölle
Autoren: Jason Dark
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wie heute, als ich in die Dunkelheit hineinfiel. Der Tod holte mich in seine Schattenwelt, aber er behielt mich nicht, denn da wurde es plötzlich wieder hell. Mein Bewußtsein tauchte auf, es drang in einen anderen Körper hinein, in einen jungen Körper, der genau in dem Moment das Licht der Welt erblickte.«
    »War ich das?«
    »Ja, meine Tochter, das warst du. Ich bin in dir wiedergeboren worden. Mein Geist gab dir das Leben, und so lebe ich in dir weiter. Die Mambo-Priesterin hat ihr Ziel erreicht, und ich habe meine Kraft an dich weitergeben können.«
    Evangelines Ahnungen hatten sich erfüllt. Seit einigen Wochen hatte sie gespürt, daß sie zu einer Gruppe von Auserwählten gehört, und sie stellte die für sie entscheidende Frage. »Ist alles auf mich übergegangen? Deine Kraft, deine Macht und…?«
    »Ja, meine Tochter. Mein Geist steckt in dir, meine Kraft habe ich dir übertragen…«
    Sie holte tief Luft. »Das ist… das ist … ich kann es kaum glauben, Mutter.«
    Sie hörte ein leises Lachen. »Ich freue mich darüber, daß du mich als Mutter ansiehst. So hat der Samen Früchte getragen. Du bist ich, und ich bin du.«
    »Aber Lossardo…«
    »Keine Sorge, Kind, ich weiß über ihn Bescheid. Ich habe es gelenkt, ich habe indirekt dafür gesorgt, daß er sich deiner annahm. Er hat dich erzogen, auch wenn er dich gekauft hat. Du mußt ihn als deinen Herrn und Gebieter anerkennen, denn seine Ansichten haben dich geprägt. Ich wollte es so haben.«
    »Ich bin seine Gefangene!«
    »Er ist auf seine Weise mächtig, Kind. Und er hat den Glauben an die alten Rituale nicht verloren. Denke mal nach. Er herrscht über die Sümpfe, er hat Einfluß, und du wirst auch weiterhin an seiner Seite bleiben. Ihr beide sollt ein Team der Macht bilden, denn gemeinsam seid ihr unschlagbar. Ihr werdet den Ignoranten schon zeigen, wohin der Weg führt, das kann ich dir versprechen. Ihr werdet leben und herrschen. Die Fesseln sind nicht schlimm, sie sorgen dafür, daß du bleibst, denn dieser Ort ist enorm wichtig für dich.«
    »Der Friedhof?«
    »Ja, denn seine Erde ist mit dem Geist einer Mambo-Priesterin getränkt, das darfst du nicht vergessen. Es ist mein Friedhof, alles gehört mir. Ich bin die Herrin auf diesem Gelände, und du sollst sie werden. Die nächste Nacht wird entscheidend sein, denn in ihr wirst du zur Mambo-Priesterin geweiht, um endgültig meine Nachfolge antreten zu können. Hast du verstanden?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Weißt du, was Mambo ist?«
    »Nicht genau. Viele vergleichen es mit dem alten Voodoo-Zauber…«
    »Da haben sie nicht unrecht. Aber Mambo ist trotzdem anders. Mambo holt die Toten nicht aus den Gräbern. Die Leichname bleiben in der Erde. Dafür beschäftigt sich Mambo mit dem Geist, denn der Geist vergeht nicht. Er wird zu einem Teil des ganzen, und die Mambo-Rituale sorgen dafür, daß die Geister der Toten den Weg zu bestimmten Menschen finden. Mein Geist wird dich endgültig in Besitz nehmen, aber nicht ohne Prüfung. Du mußt etwas tun, mein Kind!«
    »Was denn?«
    »Du wirst gezwungen sein, über deinen eigenen Schatten zu springen, der jetzt noch zu sehr von deiner menschlichen Aura überschattet wird. Das soll in dieser Nacht vorbei sein. Die alten Rituale haben viel mit Blut zu tun, denn Blut ist der Lebenssaft. Bei den Feiern werden Tiere geopfert, das wird hier ebenfalls so sein, aber die wichtigste Prüfung kommt auf dich zu. Du mußt töten.«
    »Wen – was?«
    »Einen Menschen!«
    Die Antwort klang hart und auch so, daß sie keinen Widerspruch duldete.
    Evangeline hatte damit gerechnet, dennoch erschrak sie heftig, weil sie es einfach nicht glauben konnte.
    »Ich… ich soll …«
    »Ja, um eine Mambo-Priesterin zu werden, mußt du dem normalen Leben entsagen. Das gelingt dir nur, wenn du einen Menschen tötest, der dir etwas bedeutet.«
    »Lossardo?« stieß sie hervor.
    Die »Mutter« lachte. »Um Himmels willen, nein! Niemals Lossardo, er ist zu wichtig für dich.«
    »Wen dann?«
    »Sei nicht so naiv. Es gibt jemand, der hat dich gesehen und sich in dich verliebt. Er wollte sich…«
    »Ja, das ist Bill Conolly!« stöhnte Evangeline.
    »Genau, mein Kind, Bill Conolly. Ihn wirst du in dieser langen Nacht töten…«
    ***
    Evangeline senkte den Kopf. Plötzlich hörte sie nichts mehr. Es überkam sie der Eindruck, als wäre das Blut aus ihrem Schädel gewichen und hätte einer gewissen Leere Platz geschaffen.
    Töten! Sie sollte einen Menschen töten. Eine Kreatur,
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