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0518 - Der Vampir von Versailles

0518 - Der Vampir von Versailles

Titel: 0518 - Der Vampir von Versailles
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zurückhalten.« Anschließend warf er Cristofero einen drohenden Blick zu. »Ich meine es ernst, Señor Fuego. Sie sollten inzwischen wissen, daß Nicole Ihre Redensarten nicht mag. Ich mache Ihnen die Hölle heiß, wenn Sie nicht aufhören, sie ständig zu provozieren.«
    Wie als Friedensgeste schob der Spanier endlich seinen Degen in die verzierte Scheide zurück. »Es ist schon recht seltsam, deMontagne. In Eurer Zeit ward ich stets ermahnt, mich Euren Gepflogenheiten anzupassen. Nun, da wir alle uns in meiner Zeit befinden, solltet Ihr Euch konsequenterweise an unsere Gepflogenheiten anpassen. Das gilt auch für Eure Mätresse.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Warum sollten wir? Sie haben ja auch nicht den geringsten Versuch gemacht, Señor. Wenn Sie sich mit etwas beschäftigen wollen, dann vielleicht damit, herauszufinden, wo wir uns jetzt befinden und wo es etwas zu essen und zu trinken gibt. Langsam frißt mir der Hunger die Magenwände durch.«
    »Es ist schade, daß die Soldaten dieses dreisten Sergeanten ihre Musketen nicht verloren haben. Damit könnte ich uns ein Reh schießen - oder einen Wolf, den die Demoiselle uns dann ausweiden und braten könnte -Ei der Daus, was finden wir denn hier?« Er hockte sich nieder - Bücken war ihm angesichts seiner beträchtlichen Leibesfülle zu beschwerlich -und klaubte etwas Graues vom Boden auf, das silbrig im Mondlicht aufschimmerte. »Blei«, sagte er. »Geschmolzenes Blei. Potzblitz, ob das aus den Musketen kam?«
    Zamorra sah sich um. Er entdeckte noch einige dieser längst wieder erkalteten Bleifragmente. Und da begriff er, warum der Gnom bewußtlos war.
    Er war erschöpft, hatte sich verausgabt. Er mußte innerhalb weniger Sekunden einen Zauber durchgeführt haben, um die Kugeln noch im Musketenlauf schmelzen zu lassen. Damit hatte er ihnen das Leben gerettet. Endlich einmal ein Zauber, der ihm sauber gelungen war…
    Zamorra machte Cristofero darauf aufmerksam. Der Spanier zuckte mit den Schultern. »Es ist seine Aufgabe und Plficht, gelungen zu zaubern«, sagte er. »Weckt ihn auf, deMontagne. Wir sollten nicht hier bleiben. Ich weiß, wo wir ein gutes Quartier für die Nacht bekommen.«
    Er hob seinen Umhang auf, klopfte etwas Schmutz von ihm ab und hängte ihn sich dann um die Schultern. »Wir müssen dorthin«, sagte er und streckte den Arm aus. Zamorra sah in der Ferne einen schwachen, flackernden Lichtschimmer. Cristofero setzte sich bereits in Bewegung. Er achtete nicht darauf, ob die anderen ihm folgten.
    Seufzend lud Zamorra sich den Gnom über die Schultern und schritt Crstofero hinterher. Nicole brauchte nicht lange gebeten zu werden. Sie schloß zu Zamorra auf, der immer wieder in die Runde sah, ob der Sergeant nicht mit seinen Leuten zurückkehrte, um eine »Teufelsaustreibung« vorzunehmen. Aber alles blieb ruhig. Etwas zu ruhig für Zamorras Begriffe.
    Nicole starrte auf Cristoferos Rücken, als wolle sie einen Dolch hineinstoßen. »Irgendwann«, flüsterte sie rachsüchtig, »mische ich ihm Rhizinusöl in den Tee!«
    ***
    Rebecca Deveraux starrte den Unheimlichen an. Träumte sie? Wahrscheinlich lag sie in Wirklichkeit immer noch in ihrem Bett. Denn es war unmöglich, daß ein Mensch durch ein Fenster herein schwebte - ganz abgesehen davon, daß sich das Fenster im zweiten Obergeschoß befand und es für ihn keine Möglichkeit gab, an der Fassade emporzuklettern.
    Nein, es konnte nur ein Traum sein. Ein Vogel hatte am Glas gekratzt, und in ihrem Traum entwickelte sie jetzt diese seltsame Phantasie!
    Der Mann glitt lautlos näher, während sie zurückwich und sich mit einem verstohlenen Blick zum Bett vergewissern wollte, daß sie in Wahrheit noch dort lag. Aber die Decke war zurückgeschlagen und das Bett leer; trotz der Dunkelheit im Zimmer konnte sie es deutlich sehen. Das von draußen hereinfallende Mondlicht reichte dafür aus.
    Er sah gut aus, der Fremde mit seiner dunklen, einschmeichelnden Stimme. Ein schmales Gesicht, rabenschwarzes, zurückgekämmtes Haar, elegante, teure Kleidung… und dann sein eigentliches Lächeln und die spitzen Eckzähne!
    »Ich danke Euch, Mademoiselle, daß Ihr mir Einlaß gewährt habt«, sagte er. »Denn draußen ist es doch arg kühl.«
    Auch sie spürte jetzt den kalten Hauch, der von draußen kam, und merkte, daß sich auf ihren nackten Schultern und Armen eine Gänsehaut gebildet hatte. Immerhin trug sie nur ihr dünnes Nachtgewand. Der Fremde sah, wie sie fröstelnd die Arme noch fester um
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