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0516 - Sandal, der Rächer

Titel: 0516 - Sandal, der Rächer
Autoren: Unbekannt
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Maschine ist ein Ding, das einem Menschen gehorcht", sagte Sandal. „Du gehorchst mir?"
    „Ich verstehe dich", sagte der Nymphon, schwebte einige Meter weiter und begann mit großer Kunstfertigkeit und sehr geschäftig, einen weiteren kleinen Baum zu stutzen. Er blies Sandal eine Fontäne stark riechenden, harzigen Holzstaubes ins Gesicht.
    Sandal hustete und entfernte sich etwas weiter von der Maschine. Er hatte gesehen, wie sich die Terraner mit diesen Dingern, die es in allen möglichen Formen gab, beschäftigten, aber jetzt erst begriff er, wie interessant diese Maschinen eigentlich waren.
    „Aber du gehorchst mir nicht?" erkundigte sich Sandal und fragte sich, ob die Maschine der Drohung eines abgefeuerten Pfeiles widerstehen könne. Er ließ es lieber, sie sah sehr kompakt aus, und schon eine der Scheren konnte ihn in zwei oder. mehrere Teile schneiden.
    „Ich gehorche dir in einem bestimmten Rahmen", sagte der Nymphon. Die Augen, die an einem beweglichen Wirrwarr aus Stäben, Rohren und Kugeln saßen, blickten sich schnell um. Hier gab es nur noch schön gewachsene Bäume.
    „Gehorchst du mir, wenn ich dich bitte, mich zum .Fluß hinunter zu tragen?" fragte der junge Barbar.
    „Ja, gern", sagte der Nymphon und schnurrte zufrieden.
    „Dorthin muß ich ohnehin. Steige auf meine rechte Schere."
    Etwas mißtrauisch sah Sandal zu, wie die Maschine die Schere einwärts krümmte und mit den hydraulischen Anlagen eine Art Lehne mit Handgriffen bildete. Sandal stellte sich darauf, und die Maschine ruckte vorwärts, wurde schneller.
    Jetzt erst sah es Sandal: Überall waren die Bäume und Sträucher sorgfältig gestutzt.
    Diese Maschine also hatte die Aufgabe, die Oberfläche des Planeten zu verschönern und instand zu halten. Sandal hatte erfahren, was ein Planet war und um wieviel größer der Teil eines kugelförmigen Weltkörpers war, den man nicht sehen konnte, als der kleine Bereich, den man sah, wenn man einen Berg bestieg. Das eröffnete eine Reihe interessanter Ausblicke.
    Es gab demzufolge eine gewaltige Menge von solchen und ähnlichen - oder ganz anders geformten - Maschinen auf dieser Welt. Tausende! Zehntausende ... oder mehr. Und die Maschinen taten weder den Insekten etwas noch anderen Tieren. Sie waren Heger.
    „Ich verstehe", sagte er. „Du kennst die anderen Maschinen?"
    „Wir alle", sagte der Nymphon und steuerte entlang eines felsigen Ufers auf eine breite, sonnenbeschienene Sandbank zu, die in den Fluß hineinragte, genau an der Stelle, an der Sandal hatte baden wollen. Er hatte diesen Punkt von seinem Ausguck gesehen. „Wir alle sind Knoten in einem Netz."
    „Alles, was eine andere Maschine sieht oder denkt, siehst oder denkst auch du, Nymphon?"
    „Wenn ich es will!" war die Antwort. „Wann kommt deine Zeit des Stillstandes?"
    Sandal überlegte lange, kam aber nicht darauf, was der Nymphon meinen konnte. Er stieg ab, warf Köcher und Bogen in den Sand, zog sich Handschuhe und Armschutz aus und begann langsam, sich zu entkleiden.
    „Du hast mehrere Felle!" sagte die Maschine verwundert.
    „Ich bin ein Mensch, und Menschen haben Kleider. Tiere und Maschinen brauchen keine Kleider!" sagte Sandal bestimmt.
    „Du mußt auch nicht im Stillstand sein, wenn deine Energie zu Ende ist?" .
    Jetzt verstand er! Die Keller unter der Oberfläche, unter dem Gras und den großen, leeren Plätzen.
    „Nein!"
    „Wirklich nicht?"
    „Ganz sicher nicht. Ihr seid Maschinen und müßt eure Energie auffüllen. Wir Menschen machen das anders."
    „Du weißt, wie eine Maschine funktioniert? Wie ich lebe?"
    „Ja!" sagte Sandal, der in der Badehose dastand und seine Zehen in das kalte Wasser tauchte.
    Der Nymphon stellte laut fest: „Dann bist du derjenige, der unser Sein erkennt!"
    Sandal nickte und holte tief Luft.
    „Richtig!" rief er, riß sich die Hose vom Körper und machte einen Hechtsprung ins Wasser. Die Maschine zog sich vor dem sprühenden Tropfenregen zurück, und als Sandal zwanzig Meter weiter wieder auftauchte und mit einem Schwung die nassen Haare aus dem Gesicht warf, sah er, daß sich der Nymphon in höchster Eile um einige Bäume herum entfernte. Vermutlich mußte er sich dem Stillstand unterwerfen.
    „Merkwürdig!" sagte Sandal, während er schnell schwamm, um die morgendliche Starre aus seinem Körper zu vertreiben. „Ich habe den Eindruck, als hätte ich einen Freund kennengelernt."
    Kurze Zeit später lag er auf einem weißen, geschälten Baumstamm, der angeschwemmt worden war
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