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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod
Autoren: Elizabeth George
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Gruppe von Studenten nach, die auf Fahrrädern zum Camp hinunterfuhren. »Ich weiß nicht, Helen. Das ist irgendwie nie vorüber.«
    Sie berührte seinen Arm. »Du siehst todmüde aus.«
    »Ich war die ganze Nacht auf. Ich muß nach Hause. Ich brauche dringend eine Mütze voll Schlaf.«
    »Nimm mich mit«, sagte sie.
    Er sah sie an. Sie schien unsicher, wie er ihre Worte aufnehmen würde. Und er wollte kein Mißverständnis riskieren.
    »Nach London?« fragte er.
    »Nach Hause«, antwortete sie. »Zu dir.«
    Wie seltsam, dachte er. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand mit einem völlig schmerzfreien Schnitt das Herz geöffnet, und seine ganze Lebenskraft ströme heraus. Es war ein unglaubliches Gefühl. Und von diesem Gefühl überwältigt, sah er sie, spürte seinen eigenen Körper, konnte aber nicht sprechen.
    Sie wurde unsicher unter seinem Blick, schien zu glauben, sie habe sich in ihrem Urteil getäuscht. Sie sagte: »Du kannst mich auch am Onslow Square absetzen. Du bist müde. Du bist nicht in Stimmung für Gesellschaft. Und meine Wohnung kann es bestimmt gebrauchen, wenn sie mal gründlich gelüftet wird. Caroline wird noch nicht zurück sein. Sie ist bei ihren Eltern - hatte ich dir das erzählt? -, und ich sollte wirklich nach dem rechten...«
    Er fand seine Stimme. »Es gibt keine Garantien, Helen. Keine.«
    Ihr Gesicht wurde weich. »Das weiß ich«, sagte sie.
    »Und es macht nichts?«
    »Doch, natürlich macht es was. Aber du bist wichtiger. Du und ich, wir sind wichtig. Wir beide zusammen.«
    Er wollte sich dem Glück noch nicht überlassen. Es schien eine zu flüchtige Empfindung, ein zu zerbrechlicher Zustand. Darum blieb er einen Moment lang nur still stehen und fühlte: die kalte Luft vom Fluß, das Gewicht seines Mantels, den Boden unter seinen Füßen. Und dann, als er sicher war, jede Antwort von ihr ertragen zu können, sagte er: »Ich begehre dich noch immer, Helen. Daran hat sich nichts geändert.«
    »Ich weiß«, sagte sie, und als er etwas erwidern wollte, fiel sie ihm ins Wort und sagte: »Komm, fahren wir nach Hause, Tommy.«
    Leichten Herzens verstaute er ihren Koffer im Wagen. Mach nicht zuviel daraus, sagte er sich barsch, und glaube nie, dein Leben hinge davon ab. Glaub niemals, daß dein Leben von irgend etwas abhängt. Das ist die richtige Lebensweise.
    Er setzte sich in den Wagen, entschlossen, gelassen zu bleiben, die Kontrolle zu bewahren. Er sagte: »Du hast ganz schön etwas riskiert, Helen, hier einfach so auf mich zu warten. Es hätte doch sein können, daß ich erst nach Stunden gekommen wäre. Du hättest vielleicht den ganzen Tag in der Kälte gesessen.«
    »Das macht nichts.« Sie zog die Beine auf den Sitz und machte es sich bequem. »Ich war bereit, auf dich zu warten, Tommy.«
    »Oh. Wie lange?« Immer noch war er gelassen. Bis sie lächelte. Bis sie seine Hand berührte.
    »Ein kleines bißchen länger, als du auf mich gewartet hast.«
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