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0493 - Janes Umkehr

0493 - Janes Umkehr

Titel: 0493 - Janes Umkehr
Autoren: Jason Dark
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Bewegung des Zuges angestoßen. Da prallte jemand gegen ihre Schulter. Auch den Reisenden betrachtete sie.
    Es war eine Frau.
    Die mit der Sonnenbrille!
    Glenda erschrak zwar nicht, sie dachte wohl darüber nach, weshalb diese Person die Brille auch im Wagen nicht absetzte. Zudem trug sie einen hellen Mantel und ein Kopftuch.
    Viel erkannte sie vom Gesicht ihrer Nachbarin nicht. Die Nase sah männlich aus, der Mund wirkte verkniffen, und Glendas Blick glitt wieder hoch zu den dunkeln, runden Scheiben der Brille.
    Augen sah sie nicht, dafür Punkte. Die Gläser wirkten wie kleine Stolleneingänge. Und tief darin, fast wie am Ende der Welt, sah sie die beiden roten Punkte.
    Spiegelten sich im Glas Lichter?
    Glenda konnte sich keinen Reim darauf machen, denn im Wagen sah sie kein rotes Licht. Die roten Punkte mußten etwas anderes zu bedeuten haben.
    Obwohl es warm im Wagen war, fühlte Glenda die Kälte. Es war kein eigentliches Frieren, das sie erfaßte, dieses Gefühl stieg mehr von innen in ihr hoch.
    Angst?
    Eigentlich unsinnig. Was konnte ihr hier schon passieren? Hier stand sie eingekeilt zwischen anderen Fahrgästen, dennoch kam sie sich ziemlich allein vor.
    Draußen wurde es heller. Die Wagenschlange lief in die nächste Station. Lichter wirkten wie Flecken, die Gesichter der am Bahnsteig wartenden Fahrgäste ebenfalls. Sie erstarrten, als der Zug hielt.
    Wieder begann das große Geschiebe. Glenda, die nahe dem Ausgang stand, war stärker betroffen als die Personen in der Wagenmitte. Die Leute drängten nach draußen, hastige Entschuldigungen murmelnd, wenn sie andere zu hart angestoßen hatten.
    Neue Fahrgäste stiegen ein. Glenda wurde tiefer in den Wagen geschoben. Noch eine Station, dann hatte sie es geschafft. Endlich raus aus diesem rollenden Gefängnis, wo sie kaum atmen konnte.
    Für die eine Station wollte sie keinen Sitzplatz mehr. Wieder hielt sie sich am Griff fest.
    Dann fuhr der Zug an.
    Der übliche Ruck, das Schaukeln der Fahrgäste, wieder die leeren Gesichter, eine neue Umgebung.
    Zwei Jugendliche standen nicht weit entfernt. Sie hatten sich breitbeinig aufgebaut, als gehörte ihnen ein Teil des Wagens. Ungeniert starrten sie auf Glendas Busen.
    Ihr machten die Blicke schon etwas aus, doch dann spürte sie etwas Neues.
    Man beobachtete sie.
    Es war nur ein Gefühl, eine kleine Warnung, mehr nicht, aber Glenda drehte sich um.
    Die Frau mit der Sonnenbrille stand wieder direkt hinter ihr. Und im dunklen Glas der Brille leuchteten abermals die beiden roten Punkte. Die Unbekannte starrte Glenda direkt an. Dabei verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln.
    Glenda sah das dünne Kräuseln der beiden Striche über dem Kinn. Man konnte auf viele Arten lächeln, aber wie diese Frau es tat, das paßte ihr überhaupt nicht.
    Sie lächelte nicht freundlich oder nett, dieses Auseinanderziehen der Lippen war wissend, kalt - und tödlich.
    Über den letzten Begriff erschrak Glenda. Die Frau war nicht umsonst zu ihr in den Wagen gestiegen. Sie wußte mit hundertprozentiger Sicherheit, daß die andere etwas von ihr wollte.
    Glenda sagte nichts, aber die Unbekannte hatte etwas von den Gefühlen bemerkt. »Du entkommst mir nicht«, flüsterte sie in dem Augenblick, als der Zug anfuhr.
    Glenda Perkins hatte die Worte nicht richtig verstanden. »Was haben Sie gesagt?«
    »Das wirst du merken.«
    »Bitte, ich kenne Sie nicht!«
    Die Frau lächelte nur. Glenda wäre am liebsten zurückgewichen, das war leider nicht möglich, die Menschen standen einfach zu eng. Zudem hätte sie auch niemand durchgelassen.
    Die Frau mit der Sonnenbrille wußte Bescheid. Leicht bewegte sie den Kopf. Glenda hatte das Gefühl, als wären die roten Funken oder Kreise in den Gläsern der Brille größer geworden. Sie wollte dort nicht hineinschauen, senkte den Blick und sah in den freien Raum zwischen ihnen beiden.
    Dort stach etwas vor.
    Zuerst wollte sie es nicht glauben, aber die andere Person hielt tatsächlich ein Messer in der Hand, dessen schmale Klinge aus dem Griff gefahren war.
    Die Spitze zeigte auf Glenda.
    Sie hörte das Lachen und die geflüsterten Worte der Sonnenbrillenträgerin.
    »Hier kommst du nur tot raus, Glenda Perkins. Du bist die erste. Hier erwische ich dich. Mein Messer ist geschliffen…«
    Der Mund bewegte sich beim Sprechen kaum, die Funken in den Brillengläsern hatten sich vergrößert, und Glenda dachte daran, daß die Fremde nur zuzustoßen brauchte. Auf dieser kurzen Distanz konnte sie Glenda
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