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0465 - Das Biest

0465 - Das Biest

Titel: 0465 - Das Biest
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gruppe hatte gleich eine ganze Flasche an den Tisch geordert. Tendyke prostete den Männern zu.
    »Wir arbeiten für Tendyke «, eröffnete der Wortführer.
    Um ein Haar hätte Tendyke sich verschluckt. Die Welt war doch klein! Daß sein Holding-Konzern über eine Sub-Firma hier in Alaska, ausgerechnet in der Nähe von Quinhagak, Öl fördern ließ, war ihm neu. Anscheinend hatte Riker in dem einen Jahr, in welchem Tendyke für tot gegolten hatte, nicht nur einen Pakt mit der DYNASTIE DER EWIGEN geschlossen, sondern auch ansonsten eine Menge auf die Beine gestellt.
    »Hoffentlich für einen anständigen Lohn«, sagte er.
    »Man kann nicht klagen«, sagte der Wortführer und füllte ungefragt Robs Glas noch einmal auf. Der Abenteurer schmunzelte und fragte sich, ob der Mann ähnlich reagiert hätte, wenn er und seine Kollegen geahnt hätten, daß sie ihren allerhöchsten Oberboß am Tisch hatten, den sie sich wahrscheinlich eher als Schlipsträger im zweireihigen Nadelstreifenanzug vorstellten.
    Tendyke lächelte. »Ich prüf's nach«, sagte er. »Und wenn ich feststelle, daß ihr unter Tarif bezahlt werdet und keine Erschwerniszulage wegen Schnee- und Frostgebiet bekommt, trete ich dem Kerl, der euch unterbezahlt, eigenfüßig in den Hintern.«
    Er meinte es durchaus ernst, aber das konnten die Männer schließlich nicht ahnen, die auf seine Bemerkung hin in vergnügtes, rauhes Gelächter ausbrachen. Einer von ihnen war ein Inuk, die anderen mußten Algonkin-Indianer sein, wie Tendyke sie einschätzte. Er kannte sein Geschäft; Eskimos und Indianer wurden in dieser Branche gern für dumm verkauft und als Hilfsarbeiter zu Niedrigstlöhnen eingestellt. Okay, sie bekamen immer noch weit mehr, als sie sich normalerweise träumen lassen konnten, aber Weiße wurden eben besser bezahlt.
    Nach dem zweiten Whiskey auf nüchternen Magen erhob sie Tendyke und verabschiedete sich von den fröhlichen Öl-Arbeitern. Er spürte die Wirkung des Alkohols bereits. Ein wenig bereute er, sich auf die Einladung eingelassen zu haben, aber er hätte die Männer beleidigt, wenn er einfach abgelehnt hätte. Er hoffte, daß der Alkohol nicht zu schädlich wirkte, wenn er gleich mit den Zwillingen noch einen weiteren Versuch machte, Julian telepathisch zu erreichen.
    Er ging wieder nach oben, zurück in das Zimmer der Zwillinge. Es war das größte der angemieteten Etage. Offiziell bewohnten es die Zwillinge; Tendyke logierte ebenso offiziell in dem kleineren Zimmer daneben. Da sie nicht in irgendeiner Weise miteinander verheiratet waren, war diese Lösung nach außen hin praktikabel; in diesem kleinen Ort achtete man noch auf mittelalterliche Sitten und Gebräuche. Daß sie in dem großen Kaminzimmer trotzdem zusammen lebten und Tendykes »Einzelzimmer« quasi nur als Abstellraum genutzt wurde, drang ja nicht nach außen.
    Uschi kam ihm entgegen.
    »Du hast Besuch«, sagte sie mit eigenartiger Betonung.
    Tendyke hob die Brauen. »Was für Besuch?«
    »Nebenan in deinem Zimmer«, sagte Uschi. Sie berührte ihre Schläfe. »Gedanken eines Fremdwesens. Da ist jemand ohne anzuklopfen hereingekommen, der kein Mensch ist.«
    Tendyke runzelte die Stirn. Jetzt bedauerte er, die beiden Whiskeys auf nüchternen Magen getrunken zu haben. Das Denken fiel ihm schwerer als sonst. Durch die fehlende feste Nahrungsunterlage wirkte der Alkohol gleich dreifach, schien ihm.
    »Kein Mensch? Was dann? Dämon?«
    Uschi zuckte mit den Schultern. Monica trat hinter ihre Schwester.
    »Da war vorübergehend das Gedankenbild eines Mädchens, das dein Zimmer in Ordnung brachte. Hier ist sie wohl nicht hereingekommen, weil das › Nicht stören ‹-Schild an der Türklinke hängt. Aber nebenan… nun, plötzlich schwächte sich das Bild extrem ab. Dafür sind da jetzt fremde Gedanken.«
    »Verdammt, was soll das fremd heißen?« drängte Tendyke. »Was ist das für eine Person? Laßt euch doch nicht alles aus der Nase ziehen! Ihr seid doch Telepathinnen!«
    »Zumindest sind seine Impulse nicht feindlich«, sagte Uschi. »Es ist nichts Dämonisches daran. Deshalb haben wir seine Gedanken nicht weiter gelesen.«
    Der Abenteurer nickte. Er drängte die Zwillinge nicht dazu, gegen ihre Prinzipien zu verstoßen. Wenn fest stand, daß der Fremde kein Dämon war, warum sollten sie dann in seiner Gedankenwelt Maulwurf spielen?
    »Na gut, ich schaue mir diesen Typen mal an«, sagte er. Er ging zum Schrank, zog den Koffer herunter und nahm eine Smith & Wesson-Pistole heraus.
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