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0455 - Der Zeit-Zauberer

0455 - Der Zeit-Zauberer

Titel: 0455 - Der Zeit-Zauberer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auch einen Freund gefunden hatte, ohne es selbst zu ahnen, hat das Schutzfeld zerstört.
    So lange hatte der Dämon auf einen Fehler gewartet, und nun wurde seine Geduld belohnt. Dies war der Fehler, den der Gnom hatte machen müssen . Es gab keine andere Möglichkeit, und es entsprach seinem Naturell.
    Der Dämon war zufrieden.
    Aber noch wartete er ab. Vielleicht wurde der Zusammenbruch der Abschirmung bemerkt, und es wäre für Rologh fatal, wenn das Schutzfeld sich wieder aufbaute, während er sich in seinem inneren Bereich befand. Er mußte erst sicher gehen, daß alles unbemerkt blieb.
    Er hatte ja alle Zeit der Welt. Er hatte so lange gewartet, jahrhundertelang, da kam es auf ein paar Stunden auch nicht mehr an.
    Lautlos zog er unsichtbar über dem Château seine Kreise und wartete auf seine Stunde.
    ***
    Nicole fand den Gnom, als er gerade ins Haus zurückkehrte. Sie dachte sich nichts dabei. Draußen konnte er mit seiner Zauberei nicht allzuviel anrichten. Er duckte sich leicht, als er Nicole sah, legte den Kopf schräg und bleckte freundlich lächelnd die Zähne.
    »Auf ein Wort, mein Freund«, sprach Nicole ihn an. Für einen winzigen Augenblick gab sie der Versuchung nach, ihre schwachen telepathischen Fähigkeiten zu benutzen und nach seinen Gedanken zu tasten. Aber sie konnte nichts feststellen. Entweder schirmte er sich ab, oder es lag daran, daß er aus einer anderen Zeitebene stammte.
    »Ich heiße Nicole«, sagte sie. »Wie darf ich Sie nennen, mein Freund?«
    Er sah sie abschätzend an, als müsse er erst überlegen, ob eine Antwort sich lohne. Dann krächzte er heiser: »Ich besitze keinen Namen. Erlaubt mir, meinen Herrn aufzusuchen. Ich muß ihm dienen.«
    Nicole lächelte.
    »Ihr Herr braucht Sie momentan nicht, Monsieur Namenlos. Er schläft. Sie sind ein Zauberer, nicht wahr?«
    »Wer sagt das?«
    »Sie haben sich vorhin selbst verraten. Außerdem sprach Don Cristofero von Zauberern und davon, daß er an einem schon genug hätte. Nun, Zauberer haben zuweilen mancherlei Helfer. Ist Ihr familiaris zufällig ein Drache?«
    Der Gnom zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb. »Was sagt ihr? Ich habe Euch nicht verstanden.«
    »Sie verstehen ganz gut, Namenloser«, sagte Nicole. »Sie haben einen familiaris . Ist es ein Drache? Das ist alles, was ich im Moment wissen will!«
    »Familienname?«
    »Ich weiß nicht, was Ihr damit meint. Laßt mich gehen, mein Herr erwartet mich.«
    »Sie wissen es sehr genau, wovon ich spreche«, sagte Nicole. Ein familiaris - das war eine Art Kontrollgeist, vorzugsweise bei Hexen und Hexern zu finden. Ein Geschöpf aus den finsteren Bereichen, meist dämonischer Art, helfend, aber auch strafend. Ein familiaris war ein vortrefflicher Berater, meist aber dienten die Ratschläge nur seinem eigenen Nutzen. Der Zauberer merkte dies aber in den seltensten Fällen, und wenn doch, so vermochte er so gut wie nichts gegen den Seelenparasiten zu unternehmen.
    »Ein Drache, der sich unsichtbar zu machen versteht«, fuhr Nicole fort. »Vielleicht ein Dämon.«
    Das Gesicht des Gnoms verhärtete sich. Der leuchtende Glanz seiner Augen wurde etwas stumpfer. »Verzeiht mir meine harten Worte, doch, mit Verlaub, Ihr redet dummes Zeug«, sagte er und hastete davon. Auf seinen krummen Beinen bewegte er sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit und war schneller im Haus verschwunden, als Nicole ihn aufhalten konnte.
    Langsam folgte sie ihm. Zwischendurch fuhr sie den BMW in die Garage, die in mittelalterlichen Zeiten ein Pferdestall gewesen war, und ging dann ins Haus. Von dem Gnom war nichts mehr zu sehen.
    Vom Drachen am Himmel auch nichts. Dennoch hat Nicole ein äußerst ungutes Gefühl. An sich wirkten sowohl Cristofero als auch sein Gnom harmlos. Zamorras Amulett hatte auf sie nicht reagiert. Trotzdem war etwas faul an der Sache. Nicole wünschte sich, in den nächsten Minuten aus diesem Traum zu erwachen.
    Nur war es kein Traum.
    ***
    Zwischenspiel
    Ein Stück Erinnerung kam, ein winziger Fetzen. Der Mann mit dem weißen Haar und dem weißen Bart und den Augen, die von einem schier unendlich langen Leben kündeten und doch jung waren wie die Ewigkeiten, hatte etwas in ihr ausgelöst.
    Sie kannte plötzlich seinen Namen.
    Er hieß Merlin!
    Er war ihr Vater. Man nannte ihn auch den »König der Druiden«. Im Auftrag des Wächters der Schicksalswaage war er zum Hüter der Menschen geworden, die diesen Kosmos bewohnten.
    Merlin war ihr Vater.
    Jetzt kamen die Gedanken, die
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