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0430 - Vampir-Geschwister

0430 - Vampir-Geschwister

Titel: 0430 - Vampir-Geschwister
Autoren: Jason Dark
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mit den hellen Augen.
    Nach einer halben Stunde hatten sie die Straße erreicht. Sie mußten sich nach rechts wenden, um zum Dorf zu gelangen. Noch in dieser Nacht wollten sie Blut haben, um sich anschließend so zu verstecken, daß sie nicht entdeckt werden konnten.
    Keller und Verliese gab es genug, auch in der alten Ruine, von der nur noch ein paar Grundmauern standen, die sie aber als ihre eigene Burg in Erinnerung hatten.
    Sie mußten über einen Graben springen, in dem eine Wasserlache schimmerte. Dann hatten sie die Straße erreicht.
    Für einen Moment blieben sie stehen und drehten die Köpfe, blickten nach links und rechts, aber von keiner Seite näherte sich jemand.
    Sie gingen dem Dorf entgegen.
    Auf dem breiten grauen Band ging es sich bequemer als querfeldein. Sie hatten sich wieder gefangen und durch das Licht des Mondes die Kraft gefunden, um es auch mit starken Feinden aufnehmen zu können.
    Manchmal zeigten sie ihre aus dem Oberkiefer wachsenden Vampirzähne, die wie bleiche Messerklingen schimmerten.
    Sie blieben trotzdem vorsichtig. Deshalb drehten sie sich auch hin und wieder um, und es war ausgerechnet Margot, die den tanzenden Lichtpunkt entdeckte.
    Sie blieb sofort stehen. Ihre magere Klauenhand umklammerte den Arm ihres Bruders und hielt ihn zurück.
    »Dreh dich um!«
    Er tat es, ein wenig unsicher allerdings, denn er hatte einen plötzlichen Schwächeanfall erlitten und konnte sich nur noch unter großen Mühen auf den Beinen halten.
    »Da kommt jemand!« zischte die Vampirin. »Es ist ein Mensch, ich - ich rieche es. Du nicht auch? Sieh das Licht! Es tanzt, es muß von einem Menschen gehalten werden.«
    »Aber nur ein Licht.«
    »Na und?«
    »Ich höre auch keine Geräusche.«
    Margot ging nicht weiter auf die Bemerkung ihres Bruders ein. Sie drängte ihn zur Seite und damit in den Straßengraben hinein. Dort warteten sie und lauerten auf den sich langsam nähernden Radfahrer…
    ***
    Morgan Ball war aber Küster, er gehörte auch zu den Menschen, die das Leben liebten und vor allen Dingen die Feiern, die es hin und wieder gab.
    Er sorgte dafür, daß man ihn oft einlud, und so war es auch an diesem Abend gewesen. Ein entfernter Verwandter von ihm, der im Nachbarort wohnte, hatte seinen 60. Geburtstag gefeiert und Morgan Ball dazu eingeladen.
    Einen Führerschein hatte der schon ältere Mann nie in seinem Leben besessen, trotzdem war er zufrieden.
    Wäre er mit dem eigenen Auto zu den Feiern gefahren, hätte er sich nicht mehr betrinken können.
    Bei einem Fahrrad war das etwas anderes, denn wegen Alkohol am Lenker war selten jemand bestraft worden, wie er immer behauptete. Und so waren der Küster und sein alter, blau angestrichener Drahtesel auch in der Umgebung sehr bekannt. Viele wußten, daß man ihm an manchen Abenden ausweichen mußte, wenn er mal wieder einen über den Durst getrunken hatte.
    Über Arbeit konnte er sich nicht beklagen, denn er hatte Kirchen in verschiedenen Dörfern zu betreuen. Aber den kleinen Ort Wark hatte er sich als Wohnsitz ausgesucht.
    Er kam aus Chaphale und mußte ungefähr fünf Meilen zu seinem Haus fahren. Auch leicht angetörnt machte ihm das nichts aus, denn die Wege kannte er im Schlaf. Autofahrer waren in der Nacht so gut wie keine unterwegs. Wenn ja, wohnten die Fahrer in der Nähe und kannten ihn und sein Hobby.
    So radelte er dann durch die Nacht. Zum Glück war die Verbindungsstraße zwischen den beiden Orten eben. Nur auf der Hinfahrt hatte er eine kleine Anhöhe überwinden müssen. Auf dem Rückweg ging es bergab.
    Morgan Ball, der eine dicke Jacke trug, die ihn vor dem Wind schützte, hatte auch Wollhandschuhe übergestreift.
    Er war ein Mensch, der stets Unterhaltung brauchte. Manchmal, wenn er allein war, sprach er mit sich selbst oder sang vor sich hin, wie auf dieser Fahrt zurück nach Wark. Es waren alte Shanties, die er von Seeleuten kannte und die er in seiner Kirche nicht hätte singen können.
    Und so fuhr er in Schlangenlinien die Strecke, die er im Schlaf kannte, ließ den großen Wald links liegen, sang hin und wieder eine Strophe und bemerkte kaum, daß er manchmal ziemliche Schleifen drehte. Erst wenn der hellgelbe Lichtstrahl vor ihm von der Straße abwich und über den Graben am Straßenrand tanzte, riß er das Lenkrad schnell wieder herum, um auf die Straßenmitte zu gelangen.
    Ein paarmal stieß er auch auf. Sein Verwandter hatte ihm Selbstgebrannten eingeschenkt, der die Zehennägel hochbog, wenn er zu schnell getrunken
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