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0404 - Karten des Unheils

0404 - Karten des Unheils

Titel: 0404 - Karten des Unheils
Autoren: Jason Dark
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er wunderte sich selbst darüber, wie kaltblütig er in diesen Sekunden reagierte. Seine Arme hatte er nach vorn gedrückt, er war leicht in den Knien eingeknickt und hielt die goldene Pistole mit beiden Händen fest umklammert. Deren Mündung wies auf den Rücken des Killers Kamikaze.
    Zunächst geschah nichts.
    Auch Kamikaze und Akim Samaran mussten ihre Überraschung erst verdauen. Samaran war schon auf dem Weg zu dem in der Grube liegenden John Sinclair gewesen. Sein Fuß drückte bereits auf den Rost, und es war plötzlich John Sinclair, der zur selben Zeit wie Kamikaze reagierte. Nur zeigten diese beiden Reaktionen gewaltige Unterschiede.
    John wollte aus der Grube, Kamikaze aber wirbelte trotz der Warnung herum, und er tat das, was er immer getan hatte und eigentlich genau zu ihm passte.
    Er schoss.
    Dabei war es ihm egal, ob er ein Ziel sah oder nicht. Die erste Kugel jagte an Bill vorbei, da sich der andere noch in der Bewegung befand.
    Die zweite würde schon besser sitzen, aber dazu wollte Bill den Killer nicht kommen lassen.
    Der Reporter hatte sich nach reiflicher Überlegung entschlossen, die goldene Pistole einzusetzen. Er wusste, dass es bei einem Treffer für den Getroffenen bis auf wenige Ausnahmen kein Zurück mehr gab. Die Ladung der Waffe warendgültig. Sie verletzte auch nicht, sie war einfach nur grausam und schlimm.
    Bill drückte ab.
    Er spürte kaum einen Rückstoß, vielleicht ein leichtes Zittern, aber er konnte zuschauen, was dort aus der Mündung quoll. Es war ein handgroßer Schleimtropfen, der sich auf die Reise machte, ein wenig taumelig durch die Luft wischte, im Dunkeln verschwand und von Kamikaze erst wahrgenommen wurde, als er dicht vor seiner Brust erschien.
    Der Killer schoss nicht mehr. Er war sicherlich zu überrascht. Bill glaubte auch nicht daran, dass er je etwas von der goldenen Pistole und deren gefährlicher Ladung gehört hatte, denn er machte keine Anstalten, dem schleimig aussehenden Tropfen auszuweichen.
    Mit einem klatschenden Laut traf er die Brust des Killers.
    Dann begann das Grauen.
    Kamikaze musste es gespürt haben. Auch ein Mensch wie er hatte Ängste. Sie schlummerten vielleicht im Verborgenen, so bedurfte es nur eines Anstoßes, um sie wieder in die Höhe steigen zu lassen.
    Und es waren die gefährlichen Urängste, die den Killer packten.
    Vielleicht auch der Instinkt, der ihn warnte und ihm gleichzeitig sagte, dass er einen schweren Fehler begangen hatte, der nicht mehr zu reparieren war.
    Er ging zwei kleine Schritte zurück, als wollte er sich in Sicherheit bringen.
    Der Schleim aber reagierte wie ein Automat. Er hatte sein Ziel gefunden und breitete sich blitzschnell aus. In vier Richtungen gleichzeitig. Kamikaze ließ die Beretta fallen. Er wusste nicht, wo er zuerst hinfassen sollte. Nach oben, unten, nach rechts und links. Überall fanden seine Finger nur die weichen Schleimspuren, die sich schon über sein Gesicht gelegt hatten, als er die Fingerkuppen kurz dagegendrückte, die Hände dann wegzog und erkennen musste, dass der Schleim wie ein zäher Leim an seinen Fingerkuppen und an der Gesichtshaut klebte.
    Das Grauen nahm seinen Lauf. Die Ladung aus der Waffe war einfach nicht zu stoppen. Den Körper hielt sie bedeckt, aber nun folgte das Besondere, das zum Tode der getroffenen Person führte.
    Der Schleim dehnte sich aus, bildete plötzlich eine Hülle, die den Körper des Killers wie ein großes Oval umgab. Diese Hülle bekam kleine, dünne Beine, die aus der Schleimmasse hervorwuchsen. So konnte sich die Hülle mitsamt Inhalt fortbewegen.
    Kamikaze hatte alles versucht, aber es war ihm nicht gelungen, dem Schleim zu entgehen.
    Sehr dünn sah er aus, doch kein Boxer der Welt hätte diese Haut mit einem Schlag zerstören können. Sie war zäh und gleichzeitig sehr widerstandsfähig.
    Das bekam auch Kamikaze grausam zu spüren, als er trotz allem versuchte, sich zu befreien.
    Wie ein Wahnsinniger schlug er um sich. Seine mächtigen Mörderfäuste trommelten gegen die Innenflächen der Schleimhülle.
    Er wollte sie zerschlagen, auch zerreißen, aber seine Fingernägel schafften es ebenfalls nicht, die Haut zu zerfetzen. Immer wieder wurde der Killer zurückgestoßen, als wäre er gegen eine Gummiwand gelaufen.
    Er musste brüllen, schreien, er tobte, aber die Schleimhülle war zudem schalldicht. Nicht ein Geräusch drang dem Reporter entgegen. Bill erlebte einen stummen, verzweifelten Kampf einer Kreatur, die ein Mensch war, doch in ihrem Leben
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