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0382 - Höllen-Friedhof

0382 - Höllen-Friedhof

Titel: 0382 - Höllen-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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ihrer Ruhe und gab den alten Gräbern und Steinen einen fahlen Glanz, der sie wie lebendig aussehen ließ.
    Unter uns huschte ein unheimliches Meer hinweg, das sich auflockerte, denn wir erreichten eine viereckige Lichtung, die zwar von Bäumen umgeben war, aber noch so viel Platz bot, daß wir landen konnten, was der Pilot auch tat.
    Der Rotorwind drückte das Gras dem Boden entgegen. An den Rändern der Lichtung standen aus einfachen Bohlen gefertigte Holzbänke, die zum Verweilen einluden.
    Wir setzten auf.
    Butterweich und sicher. Ein Beweis dafür, daß der Mann sein Handwerk verstand.
    Als erster stieg Wladimir Golenkow aus. Ich schlug dem Piloten noch als letzte Anerkennung auf die Schulter, bevor auch ich den Copter verließ und geduckt einige Schritte zur Seite lief, wo der Russe bereits auf mich wartete.
    Unser Pilot hatte schon vor dem Abflug die Order bekommen, wieder zu starten. Er folgte dem Befehl, zog die Maschine in die Höhe, schaltete auch den Suchscheinwerfer aus, und wir sahen ihr so lange nach, bis die Dunkelheit sie verschluckt hatte und nur noch das Brummen des Motors als letztes Echo durch die Nacht klang.
    Jetzt waren wir allein auf diesem düster wirkenden Totenacker, der die Leichen aus Jahrhunderten unter seiner Erde beherbergte, und wir mußten uns auf die Suche machen.
    »Hast du dir die Richtung gemerkt?« fragte mich Wladimir.
    Ich deutete über die Schulter. »Dahin.«
    »Genauer.«
    »Tut mir leid, Wladimir, da bin ich überfragt. Wir müssen den Acker schon absuchen und die entsprechende Geduld aufbringen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Geduld ist etwas, das ich nicht habe oder haben will. Mir stinkt der ganze Fall sowieso. Ich habe das Gefühl, daß uns irgendwer an der Nase herumführt. Man sollte alles vergessen und einfach zuschlagen. Wie damals bei den Zombies im Atomkraftwerk.«
    »Vergiß nicht, daß es hier anders aussieht.«
    »Ja, ich weiß, welche Verhältnisse wir haben.« Er winkte ab. »Gut, durchkämmen wir den Friedhof.«
    Ich wollte den Optimismus des Russen wieder ein wenig anfachen. »Dabei haben wir einen Vorteil. Die Leichen sind von dieser blauweißen Aura umgeben und schimmern in der Dunkelheit. Ich bin davon überzeugt, daß sie uns den Weg zeigen werden.«
    »Und wenn sie sich versteckt halten?«
    »Haben sie das nötig?«
    Der Russe schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht.«
    Die Diskussion war fruchtlos. Für uns zählte allein der Erfolg, und den erreichten wir nicht, wenn wir noch weiter herumstanden.
    Wir verließen die Lichtung, deren Gras gegen unsere Hosenbeine schleifte, so hoch war es gewachsen.
    Sehr vorsichtig bewegten wir uns. Ich hatte das Gefühl, unter Kontrolle zu stehen, dieser Friedhof war mir nicht geheuer. Zwar fürchtete ich mich nicht vor Friedhöfen, doch manchmal schon hatte ich auf diesen letzten Ruhestätten ein gewisses Flair erlebt, das mir überhaupt nicht paßte. Es kam stets zusammen mit irgendeiner Vorahnung, die mich überfiel, und stets hatte sich diese bestätigt.
    Auch hier in Prag war ich vorsichtig. Einen schmalen Weg erreichten wir, der direkt auf das uns am nächsten gelegene Gräberfeld zuführte. Es gab kaum einen Grabstein, der nicht zumindest die Höhe eines Menschen zeigte. Unwillkürlich blieb ich stehen, denn diese Grabreihen beeindruckten mich sehr.
    Sie standen da wie steinerne Wächter für die Ewigkeit. Manche in Kreuzform auf einem Sockel in die Höhe ragend, andere flacher, dafür kompakter. Wieder andere zeigten Figuren.
    Engel oder Heilige, die ihre Arme schützend über die Gräber ausgebreitet hatten. Der Russe ließ den Strahl seiner Taschenlampe über die Gräber geistern. Wenn das Licht die Köpfe der Figuren traf, konnten wir die Gesichter deutlich erkennen. Sie zeigten zumeist einen irgendwie abwesenden Ausdruck. Weg vom Weltlichen.
    Einige Gräber wiesen Schmuck auf. Frische Blumen, die am Tage hergebracht und in Bodenvasen gesteckt worden waren. Trotz des Alters wirkten die Grabstätten nie ungepflegt. Auch die kleinen Hecken, die manche Gräber umrandeten, waren sorgfältig gestutzt, und einige von ihnen blühten auch.
    Es war sehr still auf dem Friedhof. Wir hörten nur unsere Schritte.
    Die nächsten Verkehrsgeräusche wurden von den den Friedhof umgebenden hohen Bäumen geschluckt, so daß wir uns vorkamen wie auf einer Insel des Schweigens.
    An einer Wegkreuzung beschlossen wir, uns zu trennen. Ich ging geradeaus weiter, während sich der Russe nach links wandte. So konnten wir praktisch
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