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0378 - Aufstand der Henker

0378 - Aufstand der Henker

Titel: 0378 - Aufstand der Henker
Autoren: Aufstand der Henker
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Marc Tyst, und ich hatte den Eindruck, daß es ein beunruhigter Blick war. Tyst sah mich an und hielt es für nötig, seine Lippen verachtungsvoll zu krümmen.
    Lickstaed lachte erneut.
    »James war geizig. Er bezahlte seine Leute nicht gut genug.«
    Ohne seinen Chef anzusehen, sagte Tyst:
    »Du bist auch geizig, Charly!«
    Licksteads Geiz war stadtbekannt.
    Obwohl er zigtausend Dollar besaß, ärgerte ihn jeder Cent, den er ausgeben mußte, und die einzige Gelegenheit, bei der er um ein Haar gefaßt worden wäre, hatte sich ergeben, als er versuchte, einen Taxifahrer um das Fahrgeld zu prellen.
    Lickstead zuckte unter dem Vorwurf seines Leibwächters zusammen.
    »Das kannst du nicht sagen, Marc«, jammerte er. »Dir gegenüber war ich immer besonders großzügig.«
    Tyst kümmerte sich nicht um das Gerede seines Chefs. Er kam um den Schreibtisch herum.
    »Sind Sie sicher, G-man, daß es Rey war, der Radoc in die Hölle schickte?«
    »Daran gibt es keinen Zweifel«, antwortete ich. »Ich bin hier, um Lickstead zu fragen, ob er French dafür bezahlte.«
    Lickstead fuhr von seinem Stuhl hoch.
    »Ich?« kreischte er empört. »Nichts habe ich damit zu tun. Zum Teufel, versuch’ nicht deine schäbigen Tricks an mir, G-man! Ich habe nichts mit der Sache zu schaffen.«
    »Radoc und du, ihr wart immer Konkurrenten, und ihr seid euch mehr als einmal in die Haare geraten.«
    Ich zeigte auf Tyst.
    »Noch vor einem halben Jahr hat er versucht, Radoc zu erwischen und handelte sich dabei eine Kugel aus Frenchs Kanone ein.«
    Marc Tyst verzog keine Miene. Er hatte damals drei Monate in einer Privatklinik gelegen, und Lickstead hatte seufzend tief in die Tasche greifen müssen, damit sein Henker zusammengeflickt wurde und den Mund hielt.
    Ich zündete mir eine Zigarette an.
    »Du mußt wissen, Charly, daß wir ziemlich genau darüber informiert sind, was zwischen Radoc und French passierte, bevor Rey einen knallenden Schlußpunkt setze. Angeblich entstand Streit zwischen ihnen, weil French sich weigerte, mich umzubringen.«
    »Vielleicht hatte er Angst«, meinte Lickstead.
    Tyst sagte:
    »French hatte vor nichts Angst. Er ist viel zu primitiv, um überhaupt zu wissen, was Angst ist.«
    »Genau das denke ich auch. Darum kam ich auf den Gedanken, jemand könnte French dafür bezahlt haben, seinen Boß zu erledigen, und er nahm den Auftrag, mich zu erledigen, nur als Vorwand.«
    Lickstead preßte beide Hände gegen seine schmierigen Jackenaufschläge.
    »Ich war es nicht, G-man! Ich kann es beschwören.«
    Ich ließ die Zigarette fallen und trat sie aus. In Licksteads Bude gab es keine Teppiche, in die Löcher hätten gebrannt werden können.
    »Ich habe nicht erwartet, Charly, daß du ein Geständnis ablegst. Ich kam nur her, um dich zu warnen. Radoc hat ein Erbe hinterlassen, das für jeden Gang-Chef verlockend ist. Ich rate dir ab, einen Versuch zu unternehmen, dich auf seinen Stuhl zu setzen. Ich garantiere dir, daß du damit Umfallen wirst.«
    Der Gangster kniff die kleinen Augen zusammen.
    »Ich möchte wissen, was mit James’ Freundin geschah, G-man? Der alte Junge konnte sich in den letzten Monaten kaum von ihr trennen. War sie dabei, als er ermordet wurde?«
    »Wenn du meinst, auch sie gehörte zu Radocs Erbschaft, täuschst du dich.« Lickstead zog die Oberlippe von seinen vorstehenden Zähnen. Wenn eine Ratte lachen könnte, müßte es so aussehen.
    »Pah, ich denke nicht daran, mein Geld für Pelzmäntel, Schuhe, Kleider und Schmuck aus dem Fenster zu werfen. Was hat James davon gehabt?«
    Tyst, der immer noch unmittelbar vor mir stand, schwang herum. Ich konnte sein Gesicht im Profil sehen, und es war verzerrt vom Haß.
    »Und was hast du von deinen Dollars?« fragte er kalt.
    Lickstead hieb mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Ich lebe«, lachte er.
    »Noch…« sagte Tyst, aber er sagte es mit zusammengepreßten Lippen und so leise, daß nur ich es hörte.
    Das Telefon auf dem Schreibtisch läutete. Lickstead nahm ab, lauschte.
    »Nein«, sagte er dann hastig. »Jetzt nicht! Sie sollen später wiederkommen. Ich sage Bescheid.«
    Er legte auf.
    »Marc«, befahl er. »Bringe den G-man hinunter!«
    Tyst ging zur Tür und schloß sie auf. Es war eine solide Stahltür, allerdings etwas rostig, den Lickstead hatte sie gebraucht gekauft.
    Eine schmale, dunkle Treppe führte nach unten. Tyst ließ mich vorgehen. Als ich das Zwischenpodest erreicht hatte, sprach er mich an:
    »G-man, ich möchte Sie unter vier Augen
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