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0366 - Er kam aus der Tiefe

0366 - Er kam aus der Tiefe

Titel: 0366 - Er kam aus der Tiefe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seltsame Geschöpf. Was ist das eigentlich - Raubkatze, Menschenaffe oder Reptil?«
    »Ja«, sagte Wang launig. Verblüfft sah ihn der Dorfälteste an. »Ja - was? Was denn nun?«
    »Ja - von allem etwas«, sagte Wang. Fragend sah er Zamorra an.
    Der schnipste mit den Fingern. »Habt ihr eine starke Eisenkette? Wir kaufen sie euch ab«, schlug er vor.
    »Zamorra, was hast du jetzt schon wieder vor?« fragte Wang. »Wirst du etwa größenwahnsinnig? Oder nur leichtsinnig?«
    »Scharfsinnig«, sagte Zamorra. »Wir nehmen das liebe Tierchen mit und lassen uns von ihm führen. Dann sind sowohl die Leute im Dorf als auch wir eine Sorge los.«
    »Ideen hat der Mann - unglaublich und halsbrecherisch«, murmelte der Mongole. »Wié hält es deine Nicole bloß bei dir aus?«
    »Frag sie mal«, versetzte Zamorra.
    Er holte den Dhyarra-Kristall aus der Tasche und schuf wieder ein magisches Netz, in das er die Bestie hüllte, die noch stärker zu toben begann, sich aber rasch rettungslos in den Maschen verfing.
    »Die Sache mit dem Netz kennst du doch noch von gestern abend, Freund Goror«, sagte Zamorra. »Also hör auf zu randalieren. Du solltest uns dankbar sein, daß wir dich weiter Frauchen suchen lassen.«
    Die Menschen blieben in respektvollem Abstand. Wang Lee mußte Goror die Eisenkette selbst um den Hals schmieden. Dann erst lockerte Zamorra das Netz ein wenig.
    »Du verstehst mich doch«, sagte Zamorra eindringlich. »Such Sara. Sara Moon! Führe uns zu ihr!«
    Die Bestie besaß fraglos keine Intelligenz. Aber sie erfaßte mit ihrem tierischen Verstand den Namen Sara Moon. In den Augen blitzte es auf. Und plötzlich rannte die Bestie los, kümmerte sich nicht weiter um die Menschen, die sie kurz vorher noch als Beute angesehen hatte, sondern jagte weiter in die Richtung, wo sie ihre Herrin spürte.
    Zamorra und Wang sprangen auf die Pferde. Sie schafften es gerade noch, die Proviantpakete entgegenzunehmen und den Leuten eine Handvoll Münzen zuzuwerfen. Dann ließen sie sich mitzerren. Wang hielt die Kette. Irgendwann zwischendurch schaffte er es, sie so am Sattelhorn zu befestigen, daß er nicht mehr Gefahr lief, den Arm ausgerenkt zu bekommen. Auch die anfänglich scheuenden, nervösen Pferde wurden ruhiger, als sie merkten, daß die Bestie sich nicht um sie kümmerte.
    Zamorra grinste zufrieden. Er brauchte das Amulett nicht mehr in Aktivität zu halten und konnte es wieder darauf verwenden, sich - und nun auch Wang - abzuschirmen.
    Goror rannte voraus.
    Jetzt waren sie dichter am Ball als in den Stunden zuvor…
    ***
    Die beiden Echsenmänner schleppten die Entführte durch ein Labyrinth von Gängen. Der Weg führte tief in den gewachsenen Fels hinein. Hier und da blakten Fackeln und hüllten die Korridore in gespenstisches Dämmerlicht und zuckende Schattenspiele. Die Wände glitzerten feuchtkalt. Yashi fühlte, wie die Kälte sich durch ihr dünnes Kleid fraß, aber es war nicht nur die äußerliche Kälte, sondern auch eine, die von innen kam.
    Sie hatte Angst.
    Nach einer Weile hörte die Reihe der Fackeln auf, aber in den Deckenflächen der Gänge glommen seltsame, große Steine. Sie waren fast kopfgroß und schienen von innen heraus grünlich zu glühen. Aber es ging keine Wärme von ihnen aus. Die Kälte in Yashi vertiefte sich.
    Wie viele tausend Sklaven mochten hier Generationen lang geschuftet haben, um die verwirrende Vielzahl von Gängen in die Tiefen des Berges zu treiben? Oder… hatte man hier möglicherweise mit finsterer Magie gearbeitet?
    Yashi erschauerte. Befand sie sich im Zentrum der finsteren Macht?
    Plötzlich erweiterte sich der Gang zu einer großen Halle. Hier steckten die grün glühenden großen Steine nicht in der Decke, sondern in den Wänden, und es war merklich heller. In der Mitte der Halle war mit blutroter Farbe ein riesiger Kreis auf den Boden gemalt.
    Vielleicht war es aber auch keine Farbe… vielleicht war es Blut?
    Der Echsenmann, der das Mädchen trug, ließ Yashi zu Boden gleiten und stellte sie auf die Füße. Der andere glitt geräuschlos heran. Ein Messer blitzte in seiner schuppigen Hand auf. Mit raschen Schnitten durchtrennte er ihre Fesseln.
    Yashi taumelte. Das Blut schoß schmerzhaft in die eingeengten Adern zurück. Erst nach einer ganzen Weile blickte sie sich vorsichtig um. Überall befanden sich seltsame, unverständliche Zeichen an den Wänden. Yashi fürchtete sich vor ihnen. Sie zitterte heftig und wünschte, jemand käme, um sie aus ihrer hoffnungslosen
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