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0360 - Mörder-Magie

0360 - Mörder-Magie

Titel: 0360 - Mörder-Magie
Autoren: Werner Kurt Giesa
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handelte.
    Sie fühlte sich immer unbehaglicher.
    Zamorra blieb vor dem Eingang stehen. Nicole sah ihn zweifelnd an, drückte dann die Klinke nieder und schob die schwere Eichenholztür nach innen auf.
    Und hörte den Schreckensschrei, der aus dem Innern der Kapelle kam…
    ***
    Kurz vorher…
    Etwas Unerklärliches weckte Bruder Jones. Es war ein unheimliches, unangenehmes Gefühl einer Bedrohung.
    Bruder Jones richtete sich auf. Er lauschte in sich hinein. Noch nie zuvor hatte er Ähnliches gespürt. Was war das für ein Gefühl, das ihn weckte und zwang, sich zu erheben?
    Manchmal spürten Tiere bevorstehende Gefahren. Aber in Waite Village, dem kleinen Örtchen mit gut 25 Häusern und ebenso vielen Familien, war alles ruhig. Kein Hund bellte, kein Vogel schrie in der Nacht…
    Man hatte Bruder Jones vor einigen Jahren nach Waite Village geschickt, damit er den wenigen Menschen hier das Wort des Herrn nahebrachte. Und er hatte es stets getan, so gut er konnte, und er würde es auch weiterhin tun. Immerhin gab es hier sogar ein kleines Kirchlein. Im Grunde war es unrentabel, Bruder Jones hierher zu schicken. Einfacher wäre es gewesen, die Leute in den nächsten größeren Ort zur Kirche gehen zu lassen. Aber Bruder Jones’ Vorgesetzter war der Ansicht, es müsse anders herum sein. Denn in der heutigen Zeit würden die Menschen viel leichter auf das Wort des Herrn verzichten, wenn sie dafür die Anstrengung eines größeren Weges auf sich nehmen mußten.
    Bruder Jones konnte da nicht unbedingt widersprechen. Und er war stolz darauf, in der kleinen Kapelle predigen zu dürfen. Und die Bewohner von Waite Village mochten ihn. Sie vertrauten ihm. Das war wichtig. Er hatte zu ihnen einen weit engeren Kontakt, als das in jedem anderen Ort möglich gewesen wäre.
    Jones trat ans Fenster der kleinen Wohnung, die man ihm zur Verfügung gestellt hatte. Die Gemeinde bezahlte sie, die Gemeinde sorgte auch dafür, daß Jones sein tägliches Brot und eine Scheibe Wurst dazu erhielt. So fiel er mit seiner eigentlich außerplanmäßigen Planstelle dem Kirchenamt nicht so sehr zur Last, und um so eher waren sie dort gewillt, dieses kleine Kirchspiel zu dulden.
    Draußen war alles ruhig und friedlich.
    Und doch bohrte da dieses seltsame Gefühl in Jones, daß etwas Schreckliches passieren würde oder bereits passiert war.
    Hastig kleidete er sich an und verließ die Wohnung. Er ging nach draußen, sah sich um. Ein leichter Windhauch berührte ihn. Und da vernahm er den ganz leisen, kaum wahrnehmbaren metallischen Klang.
    Die Glocke der Kapelle! Der Klöppel mußte sich bewegt haben.
    Aber das ging nicht. Bruder Jones wußte es. Zwar war das Glockentürmchen oben geöffnet und fensterlos, damit der Schall weiter trug, aber selbst bei Sturm hatte sich die Glocke noch nie von selbst bewegt.
    Dort oben war jemand. Im Turm, in seiner Kapelle! Und das zu nächtlicher Stunde! Irgend etwas stimmte hier nicht.
    Bruder Jones hatte es nie einem Menschen verwehrt, die Kapelle zu betreten. Aber es war noch nie vorgekommen, daß nachts jemand in den Turm stieg. Was sollte er auch dort? Gebetet wurde unten.
    Jones’ Unbehagen wuchs. Er näherte sich dem Portal und trat ein. Er fand die Kerzen auch im Dunkeln und setzte eine von ihnen in Brand. Vor dem großen Kruzifix wollte er das Kreuzzeichen machen… und erstarrte.
    Namensloses Entsetzen packte ihn.
    Ein Frevler hatte die Kapelle entweiht. Das Kruzifix hing verkehrt herum. War zum Symbol des Spottes, des Bösen, des Teufels geworden!
    »Nein«, flüsterte Bruder Jones erschrocken. »Warum… warum…?«
    Das also war es gewesen, was ihn geweckt hatte!
    Er streckte die Hand aus, um das Kruzifix abzunehmen und wieder richtig herum aufzuhängen. Aber irgendwie schaffte er es nicht, es zu berühren.
    Er sah zum Altar.
    Auch dort, das große Kreuz! Es war ebenfalls umgedreht worden… und Jones glaubte, alles in ihm müsse sich verkrampfen. Wer hatte das getan? Wer war so böse? Daß der Teufel in großen Städten sein Unwesen trieb, war Jones bekannt. Daß es dort zahllose Teufelanbeter und Hexenkreise gab, daß dort Schwarze Messen gefeiert wurden. Aber er hatte immer geglaubt, Waite Village sei frei von dem Bösen.
    Anscheinend war das anders geworden in dieser Nacht…
    Wieder kam von oben der leise Glockenschlag. Ganz leicht nur mußte der Klöppel die Glocke berührt haben. So leicht, daß der Schall nur in unmittelbarer Nähe hörbar war.
    Niemand im Dorf konnte davon geweckt
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