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0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit
Autoren: Jason Dark
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ich.«
    Er übergab mir den Umschlag. »Der ist soeben für Sie abgegeben worden.«
    Während mein Vater die Rechnung beglich, schaute ich mir den absenderlosen Umschlag an. Mit einem Frühstücksmesser schlitzte ich ihn auf und holte ein Papier hervor, auf dem nur wenig zu lesen stand. Es war nur ein Satz, aber der reichte.
    DEINE HENKERSMAHLZEIT IST GERICHTET, SINCLAIR!
    Todd, der Totengräber, glaubte, einen bösen Traum oder einen schrecklichen Film zu erleben. Ungeheuerlich war das, was er zu sehen bekam. Da lag ein Kind auf dem Tisch, und in der Brust des Kindes steckte die Klinge eines Messers.
    Und der Mann, der dieses Kind ermordet hatte, war sein Auftraggeber. Für ihn hatte er, Todd, die Skelette aus den Gräbern geholt.
    Es war unfaßbar.
    Jetzt begann der andere zu lachen und bewegte sich langsam auf den Totengräber zu. »Na, Todd, hat dich die Neugierde hergetrieben? Hast du noch nicht genug von mir bekommen? Wolltest du mehr, du verdammter Hundesohn?«
    »Nein, nein…« Todd begann zu stottern. »So war es nicht.«
    »Wie dann?«
    Fieberhaft suchte der Totengräber nach einer Ausrede. Er sah das süffisante Grinsen im Gesicht des anderen und wußte, daß ihm Akim Samaran nicht glauben würde.
    »Nun?« Samaran kam immer näher. Für den auf dem Tisch liegenden Jungen mit dem Messer in der Brust hatte er keinen Blick.
    Er nahm dies als völlig normal hin.
    »Ich… ich wollte noch einmal mit dir reden, wenn du verstehst!«
    »So plötzlich?«
    »Ja.«
    Samaran blieb stehen. »Du kannst es versuchen, obwohl ich es dir verboten habe. Wenn ich etwas von dir wollte, habe ich mich mit dir in Verbindung gesetzt und nicht umgekehrt. Ich wollte nie, daß du zu mir kamst. Es war dir verboten, das weißt du genau. Einfach verboten, hast du verstanden?«
    »Schon, aber…« Todd verzog gequält das Gesicht und hob in einer hilflos anmutenden Bewegung die Schultern. »Ich habe mir gedacht …«
    »Was hast du dir gedacht?«
    Todd sprach nicht mehr weiter. Er hatte plötzlich Angst. Dieser Mann vor ihm jagte ihm Angst ein. Er war so grausam, so schrecklich, er spielte mit den Gefühlen der Menschen. Äußerlich schon eine etwas unheimliche Erscheinung mit dem grauschwarzen Haar, dem hageren Gesicht und dem lauernden und gleichzeitig wissenden Blick seiner Augen. Samaran war Perser. Man hörte es noch. Er sprach die Worte ziemlich hart aus, manche betonte er auch anders wie ein Engländer. »Ich warte auf eine Antwort!« flüsterte er.
    »Was hast du dir gedacht, Todd?«
    »Ich… ich dachte, du würdest mir noch einige Scheine geben, weil ich dir doch so geholfen habe.«
    »Deshalb bist du gekommen?«
    »Ja, aus diesem Grunde.«
    Samaran schüttelte den Kopf. »Das glaube ich dir nicht, mein Freund. Nein, es stimmt nicht, du mußt einen anderen Grund haben.«
    »Aber ich schwöre dir…« Der Totengräber breitete die Arme aus.
    Er wollte noch weiter erklären, doch der andere ließ ihn dazu nicht kommen. Glashart erklärte er ihm das Todesurteil.
    »Es ist so«, sagte er. »Wer unbefugt in mein Refugium eindringt, wird es auf eine bestimmte Art und Weise verlassen. Und zwar mit den Füßen nach vorn. Man wird dich heraustragen. Es gibt keine Chance für dich.«
    Todd nickte. Er schaute auf den Jungen und flüsterte: »Mörder, Samaran, du bist ein verdammter Mörder. Du hast den Jungen gekillt. Du…«
    »Habe ich das wirklich?« höhnte der andere.
    »Ja, du…«
    Akim Samaran hob eine Hand und schnippte mit zwei Fingern.
    Dieses Zeichen wurde von dem »Toten« verstanden. Durch die Gestalt des Jungen lief ein Zucken, und einen Augenblick später richtete er sich langsam auf. Er schob den Oberkörper in die Höhe, drückte einen Arm nach hinten und stützte sich mit der linken Hand auf. Das Messer steckte nach wie vor in seiner Brust. Der Junge hatte dunkles Haar, das glattgescheitelt war und ein Stück oberhalb der Ohren endete. Solche und ähnliche Frisuren hatte man vor 25 oder 30 Jahren getragen, aber nicht heute.
    Auf dem Tisch sitzend drehte er sich. Er schaute Todd an, der schreckensstarr auf der Stelle stand und nicht mehr wußte, was hier eigentlich gespielt wurde.
    Tote, die lebten, der Geruch von Wachs oder Stearin schwängerte den Raum, ein Mann, der wie ein Teufel reagierte und meckernd lachte, das alles war für Todd unbegreiflich.
    Die düsteren Wände kamen ihm vor wie die engen Kammern eines Sargs, und er wußte auch, daß der andere seine Drohung eiskaltwahrmachen würde.
    »Hast du das
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