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0356 - Ein Zeitpolizist desertiert

Titel: 0356 - Ein Zeitpolizist desertiert
Autoren: Unbekannt
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Männer und Frauen wahr, die vor ihm am Boden lagen und ihre Habseligkeiten festhielten, als fürchteten sie, Bysiphere könnte sie ihnen abnehmen.
    Bysiphere schluckte Abscheu und Mitleid hinunter; beides waren Gefühle, die er sich in der augenblicklichen Situation nicht leisten konnte.
    „Ich bin ebenfalls nur Passagier" sagte er mit dumpfer Stimme.
    „Aber Sie können herumlaufen", sagte die krächzende Stimme. Bysiphere erkannte, daß sie von einem untersetzten Mann kam, dessen Gesicht von einem tagealten Bart bedeckt wurde. „Man hat uns verboten, im Schiff herumzulaufen. Orphon hat gedroht, daß er jeden von Bord werfen läßt, der im Schiff herumläuft."
    Von allen Seiten kam zustimmendes Brummen, und Bysiphere spürte den Neid und die Ablehnung, die diese Menschen jedem entgegenbrachten, der ein Minimum an Freiheit genoß.
    „Ich bin Arzt", log er hastig. „Ich muß mich um die Kranken kümmern."
    „Da sind Sie hier genau richtig, Doc", sagte eine Frauenstimme. Ein unangenehm klingendes Kichern folgte.
    „Ich habe wenig Zeit", sagte Bysiphere. „Ich muß zu einem dringenden Fall."
    Zwei Frauenarme streckten sich ihm entgegen. Sie waren dunkelrot, stellenweise sogar schwarz.
    Hautlappen hingen herunter.
    „Wollen Sie etwa behaupten, dieser Fall wäre nicht dringend?" fragte die Frau, der diese entstellten Arme gehörten. „Wir bekommen keine Medikamente, Orphon hat bisher auch keinen Arzt geschickt."
    Bysiphere starrte auf die Arme. Sollte er dieser Frau sagen, daß es an Bord der HAPPY OLDTIME vielleicht zwanzigtausend Kranke, aber keinen einzigen Arzt gab?
    „Nun, Doc?" fragte eine drohende Männerstimme.
    „Ich habe keine Medikamente dabei", sagte Bysiphere lahm. „Aber ich komme hierher zurück."
    „Wir sind keine Idioten", sagte der bärtige Mann. „Sie werden nie mehr hierherkommen. Es ist auch ungewiß, ob wir die Erde jemals erreichen. Deshalb werden Sie Virginia jetzt behandeln."
    Bysiphere überwand seinen Widerwillen und ließ sich neben der Frau nieder. Er war froh, daß es nicht vollkommen hell war. Vorsichtig betastete er die Arme der Kranken. Hoffentlich erlebte er hier nicht den Anfang einer Seuche.
    Um ihn herum war es still. Die anderen beobachteten, was er tat.
    „Wie sieht es aus, Doc?" fragte Virginia. „Es macht mir nichts aus, wenn die Arme amputiert werden.
    Mein Vater hat viel Geld. Er kann mir Prothesen anfertigen lassen, die besser sind als meine echten Arme."
    „Sei still, Virginia!" zischte ein älterer Mann.
    Bysiphere ließ die Arme der Frau sinken und richtete sich auf.
    „Bringt Wasser!" sagte er.
    „Wasser!" wiederholte jemand spöttisch. „Wir haben nicht einmal genug Wasser zum Trinken, Doc."
    Bysiphere zuckte mit den Schultern.
    „Es ist auch nicht wichtig", sagte er gleichgültig. „Diese Frau wird bald wieder gesund sein."
    „Sind Sie sicher?" fragte Virginia hoffnungsvoll.
    „Vollkommen sicher", sagte Bysiphere mit Nachdruck. Er spürte, daß die Feindschaft der Kolonisten um ihn herum nachließ, aber er fühlte sich entmutigt, weil er ihnen keine echte Hilfe bringen konnte.
    Wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, daß er an Bord gegangen war. Er hätte zwei Tage Zeitverlust in Kauf nehmen und auf das Eintreffen des Kurierkreuzers aus dem Eugaul-System warten sollen. Eine zweitägige Wartezeit wäre allerdings mit dem Risiko verbunden gewesen, daß erneut Dolans im Yardin-System aufgetaucht wären.
    Als Stellvertreter Waringers hatte Bysiphere den Einbau von FpF-Geräten in alle im Yardin-System stationierten Schiffe beaufsichtigt. Leider war die Montage der Zusatzgeräte zur Transformkanone noch nicht abgeschlossen gewesen, als zwei Dolans aufgetaucht waren und Yardin II und III, die beiden Kolonialwelten, angegriffen hatten. Der kleine Verband terranischer Schiffe war den Dolans hoffnungslos unterlegen gewesen. Die HAPPY OLDTIME, die landwirtschaftliche Maschinen ins Yardin-System geflogen hatte, war die einzige Fluchtmöglichkeit für die Kolonisten gewesen. Mit knapp einhunderttausend Menschen an Bord war Kapitän Orphon gestartet. Das Ziel der HAPPY OLDTIME war das Solare System. Dort erhofften sich die Kolonisten Sicherheit und Hilfe.
    Bysiphere wußte, daß unzählige Schiffe mit Flüchtlingen an Bord von den Kolonialwelten aus in Richtung zur Erde gestartet waren. Ein Flüchtlingsstrom ohnegleichen hatte eingesetzt, denn nur das Heimatsystem der Terraner konnte gegen die Dolans verteidigt werden.
    Bysiphere wagte nicht, an die
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