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0332 - Die Pest aus den Slums

0332 - Die Pest aus den Slums

Titel: 0332 - Die Pest aus den Slums
Autoren: Die Pest aus den Slums
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hinter uns. In der Mitte des Raumes stand ein Billardtisch, über den sich ein blonder Mann beugte, der mit einem Queue hantierte. Er stieß mit geschmeidiger Bewegung, frontal die Kugel zu, schlug gegen die Bande, prallte im vorausberechneten Winkel zurück und kollidierte mit den beiden anderen Kugeln auf dem grünen Feld.
    Der Blonde richtete sich auf. Er mochte fünfundzwanzig Jahre alt sein. Er hatte große, blaue Augen in dem glatten und hübschen Gesicht. Er sah aus wie die personifizierte Harmlosigkeit, aber ich hatte Allan Surths Berichte gelesen, und obwohl Allan ein halbes Jahr lang die Gang beobachtet hatte, war auch er sich nie darüber klar geworden, ob der blonde und so harmlos aussehende Richard Warren nicht noch gefährlicher war als Harry Lescort selbst.
    »Ich werde immer besser«, sagte Warren und zeigte beim Lächeln ein makelloses Gebiß.
    Lescort wies mit dem Daumen auf mich.
    »Immer mal wieder ein Bulle.«
    Warren beugte sich über den Billardtisch und produzierte eine neue Karambolage.
    »Sag ihm, er soll schnell machen. Wir wollen unsere Partie zu Ende spielen.«
    Lescort schien wenig Lust auf die Fortsetzung der Billardpartie zu verspüren.
    »Er ist ein G-man, und er heißt Cotton.«
    Warren stieß zu. »Na und?« fragte er, aber die Karambolage gelang ihm nicht.
    Ich setzte mich auf die Ecke des Billardtisches, nahm den Ball, den Warren gerade gespielt hatte, vom Tisch, warf ihn hoch und fing ihn wieder auf.
    »Vor vierzehn Tagen wurde auf der Straße — fast vor diesem Haus — ein G-man erschossen. Er hieß Allan Surth.«
    »Alles bekannt, G-man«, antwortete Lescort. »Ich bin wegen dieser Sache zehn Tage lang vernommen worden. Nicht nur ich, sondern alle anderen auch. Wir waren zehn Meilen vom Tatort, als euer Mann Pech hatte.«
    »Im letzten Jahr sind zwei Polizeibeamte und ein Kriminalinspektor der City Police im Hunts-Point erschossen worden. Jedesmal waren Sie mindestens zehn Meilen vom Tatort entfernt, Lescort.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich habe es den Cops so wenig besorgt wie dem G-man. Ich wußte nicht einmal, daß er G-man war. Er lief im Viertel herum und sagte, er hieße Rod Hyst. Ich habe ein- oder zweimal mit ihm gesprochen. Genauer gesagt: Er drängte sich an mich heran. Er schlug mir ’ne Menge Dinge vor, die er mit mir zusammen unternehmen wollte, aber ich ließ ihn abfahren.«
    »Sie lügen, Lescort. Allan Surth hat Ihnen nicht vorgeschlagen, Verbrechen zu begehen. Er bemühte sich, Ihre Verbrechen aufzudecken.«
    Jetzt grinste der Gangster breit und unverhohlen.
    »Los, sagen Sie mir endlich, welche Verbrechen ich begehe! Erpresse ich die Leute? Raube ich? Stehle ich? Bringen Sie mir einen Mann, der beschwört, ich hätte ihm auch nur einen Cent abgenommen!«
    »Sie setzen die Leute unter Druck. Sie organisieren den Mob des Bezirks. Sie zerschlagen Schaufenster, demolieren Geschäfte, machen es den Menschen unmöglich, ihrer Arbeit nachzugehen, vorwärtszukommen, anständig zu leben.«
    Das Grinsen stand in seinem Gesicht wie festgefroren.
    »Klar«, sagte er. »Das alles mache ich, und ich mache es aus reinem Spaß an der Sache. Halten Sie mich für verrückt?«
    »Seit einem Jahr passiert im Bezirk immer das Gleiche. Ein Geschäftinhaber findet morgens seine Schaufensterscheibe zerschmettert. Er läßt sie reparieren. Am nächsten Morgen findet er sie wieder in Trümmern. Dann schmiert eines Nachts jemand mit Kreide an die Hauswand: Hau ab! Wir wollen dich hier nicht mehr sehen!«
    Ich warf die Billardkugel hoch und fing sie wieder auf.
    »Er bleibt«, fuhr ich fort. »Jemand zerschneidet die Reifen seines Wagens, aber er bleibt. An einem Abend kommt er spät nach Hause. Unbekannte fallen über ihn her und schlagen ihn zusammen. Irgendwann hat er genug. Er gibt sein Geschäft auf und verläßt den Bezirk. Und so, wie es ihm geht, geht es Dutzenden von anderen Menschen,, nicht nur den Besitzern von Geschäften, auch Leuten, die hier nur wohnen. Ihnen wird so lange zugesetzt, bis sie ihre Wohnungen aufgeben.«
    »Und sie rufen nie die Polizei?« fragte Richard Warren, als erzählte ich eine völlig unwahrscheinliche Geschichte.
    »Im Anfang riefen sie die Polizei. Zwei Polizisten und ein Kriminalinspektor wurden erschossen. Ich sagte es schon. Die Leute, die die Polizei zur Hilfe gerufen hatten, wurden schrecklich zugerichtet. Einer von ihnen starb im Krankenhaus. Danach wagte niemand mehr, sich an die Polizei zu wenden.«
    Lescort grinste immer noch.
    »Aber
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