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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung
Autoren: Bernd Frenz
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über eine Reihe von Kuppelbauten hinweg auf das Hydrosseum zu. Seine Beine gingen im ruhigen Takt auf und nieder, der kräftige Schlag der Taucherflossen trieb ihn zügig seinem Ziel entgegen.
    Das wissenschaftliche und politische Zentrum der Stadt besaß die Ausmaße eines Football-Stadions und überragte alle anderen Gebäude um mehrere Meter. Selbst eine Blindschleiche hätte von seiner Wohneinheit hierher gefunden.
    Matt hielt einen Moment im Flossenschlag inne, um einem Sardellenschwarm aus- zuweichen. Zwischen den Sphären am Grunde des Meeres tummelten sich zahlreiche Fischarten, die genau wussten, dass sie vor den hier lebenden Hydriten nichts zu befürchten hatten.
    Der seltsame Kiemenmensch passte ebenso wenig in ihr Feindschema, deshalb strichen sie furchtlos an ihm vorüber.
    Die einzigen Freunde, die ich hier habe, dachte Matthew verbittert. Gleich darauf korrigierte er seine düstere Einschätzung. Mit Quart'ol und Bel'ar hatte er durchaus zwei Freunde unter den Hydriten, die sich mit aller Kraft für ihn einsetzten.
    Selbst diese Erkenntnis konnte seine trübe Stimmung nicht sonderlich aufheitern. Mit verschlossener Miene tauchte er zum Eingang des Hydrosseums hinab und passierte die beiden Wachen, die ihm nicht mal ein müdes Runzeln ihrer Stirnschuppen gönnten. Sie hatten sich längst an seine täglichen Besuche gewöhnt.
    Matt durchschwamm die riesige Empfangshalle mit dem lebenden Muschelgemälde, in dem, auf für ihn unerklärliche Weise, die gesamte Geschichte des Fischvolkes gespeichert war. Ihm stand nicht der Sinn nach weiteren Lektionen, deshalb kraulte er zu einem der runden Durchgänge empor, die in gleichmäßigen Abständen über die gewölbte Decke verteilt waren. Im oberen Stockwerk befanden sich die Forschungslabore der Stadt, in denen er bereits erwartet wurde.
    Die Wächter an Matts Schleuse bleiben ebenso gelassen wie die am Hauptportal. Einer von ihnen nickte ihm sogar in routinierter Freundlichkeit zu, schien die Geste aber gleich darauf zu bereuen, als hätte er einen Fehler gemacht.
    Matt fühlte einen weiteren Stich durchs Herz, obwohl er sich vorgenommen hatte, solche Vorfälle zu ignorieren.
    Ohne inne zu halten stieß er in den Wissenschaftstrakt vor und bog nach rechts in den Gang ein, der zu Bel'ars Labor führte.
    Quart'ol und die Hydritin erwarteten ihn bereits ungeduldig. Mer'ol war ebenfalls anwesend, machte aber keine Anstalten Matt zu begrüßen.
    Ihr Verhältnis war immer noch äußerst unterkühlt, obwohl Mer'ol nicht mehr ganz so feindselig reagierte wie bei der Begegnung in den Straßen von Washington D.C. [1]
    »Wir haben uns schon Sorgen gemacht«, riss ihn Bel'ar aus den Gedanken. Ihre Knacklaute hallten klar und deutlich durchs Wasser. »Wo hast du so lange gesteckt?«
    »Ich habe einen kleinen Ausflug zur Oberfläche gemacht«, knurrte Matt im gleichen Idiom zurück - seitdem er Quart'ols Seele in sich getragen hatte, konnte er die Sprache der Hydriten verstehen. Auch seine Stimmbänder hatten sich längst an die ungewöhnliche Aussprache gewöhnt.
    »Bin etwas mit den Delfinen um die Wette geschwommen und habe mir die Sonne auf den Bauch brennen lassen. Der alten Zeiten wegen.«
    Er machte eine kleine Pause und wandte sich zu Quart'ol um, der langsam näher schwamm.
    »Flipper, du weißt schon!«
    Der Wissenschaftler, der so gerne mit seinem menschlichen Wissen prahlte, das er seit der Geistesverschmelzung mit Matt besaß, schwieg betreten. Er spürte genau, was mit seinem menschlichen Freund los war. »Darf ich deinem Unmut entnehmen, dass du wirklich versucht hast, aufzutauchen?«
    »Gleich in der ersten Nacht, die ich hier unten verbringen musste.«
    Matt verschwieg, dass ihm der Fluchtversuch nicht sonderlich gut bekommen war, weil sich sein hydritischer Tauchanzug oberhalb einer bestimmten Wassertiefe plötzlich zusammenzog. Der Schrumpfungsprozess hatte ihm beinahe alle Knochen im Leib gebrochen, trotzdem hatte er dieses Erlebnis niemanden gegenüber erwähnt. Vor allem weil er hoffte, sich irgendwann des elenden Fluchthindernisses, das ihm wie eine zweite Haut am Körper klebte, entledigen zu können. Doch so leicht und flexibel sich das Material auch anfühlte, bisher hatte es jedem scharfkantigen Gegenstand widerstanden, den er auftreiben konnte.
    »Erzählt mir bloß nicht, ihr hättet diese kleine Eskapade nicht irgendwo aufgezeichnet«, knackte Matt. Es zehrte an seinen Nerven, dass seine Freunde so taten, als wüssten sie von
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