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0322 - Das Fratzengesicht

0322 - Das Fratzengesicht

Titel: 0322 - Das Fratzengesicht
Autoren: Jason Dark
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unheilvolle Stille an seinen Nerven. Zudem sah sich der Inder beobachtet.
    Die Augen in den Gesichtern verfolgten jede seiner Bewegungen. Sie tasteten mit düsteren, gefährlichen Blicken seine Schritte ab und schienen bei jedem Echo zusammenzuzucken.
    Mandra spürte sehr nahe den Geist des anderen. Unsichtbar lauerte er im Stauraum. Er füllte das Schiff aus und schien mit gierigen Klauen nach Mandras Seele tasten zu wollen.
    Der Inder hielt den Atem an. In seinem Nacken kribbelte es. Kalte Schauer rannen über seinen Rücken. Selten hatte er sich so schlecht gefühlt und war so ängstlich gewesen.
    Das kannte Mandra sonst nicht. Er war ein Mensch, der sich jeder Gefahr stellte, dennoch wußte er genau, wie gefährlich das Fratzengesicht war.
    Dieser Dämon kam in seiner Macht fast der Totengöttin Kali gleich.
    Deshalb auch die Furcht, die Mandra spürte.
    Immer wenn er tief durchatmete, stach es in seinen Lungen. Die Kehle saß zu, er mußte sich räuspern, um sie freizubekommen, und hörte plötzlich das Lachen.
    Mandra hatte das Ende der Reihe erreicht, als die Laute an seine Ohren klangen. Es war kein lautes Gelächter, sondern leise und kichernd.
    Gleichzeitig wissend und unheimlich anzuhören, so daß es den Inder bis ins Mark traf.
    Obwohl ihn die Fratzen nicht ansprachen, wußte er genau, was sie mit dem Gelächter meinten.
    Du entkommst uns nicht!
    Nun war Mandra kein Mensch, der so leicht aufgab. Körperlich war er von den Fratzen nicht angegriffen worden, er spürte nur ihren unheilvollen Geist, der den Raum durchdrang und gleichzeitig das Erbe des Fratzengesichts war.
    Mandra hatte die Reihe durchschritten und die Stelle innerhalb des Stauraums erreicht, wo es nicht mehr weiterging. Er drehte sich um und zog einen Dolch. Innerhalb einer Sekunde hatte er die Entscheidung gefaßt. Er wollte die Vampirfratzen zerstören!
    Mandra konnte sich die Seite aussuchen. Überschlägig hatte er mitgezählt und kam auf 16 Gesichter.
    Das war verdammt viel.
    Vier Dolche standen dagegen!
    Das Lachen hatte nicht aufgehört. Es klang siegessicher, und der Inder hatte das Gefühl, als wollten ihn die Gesichter verhöhnen. Sie waren mit dem Geist eines Unheimlichen gefüllt. Das Fratzengesicht hatte sich ihrer angenommen. Wenn Mandra die Gesichter vernichtete, tötete er auch einen Teil des Dämons.
    So glaubte er…
    Die Gesichter strahlten das seltsam kalte blauviolette Licht aus, das den Stauraum erfüllte. Es besaß einen unheimlichen Schein.
    Nicht warm oder anheimelnd, sondern war von einer Kälte, die den einsamen Mann schon anwiderte.
    Er konzentrierte sich auf das Gesicht, das rechts von ihm aus der Bordwand schaute. Die Augen glitzerten wie zwei schwarze Perlen, der Mund stand offen, die Zähne waren gebleckt. Scharfe Hauer wiesen gekrümmt nach unten. Sie schimmerten in einem gelblichen Weiß.
    Zwischen ihnen schaute die Zunge hervor, ein grauer Lappen, mehr nicht.
    Mandra preßte die Lippen hart aufeinander. Durch die Nase holte er Luft. Seinen rechten Arm winkelte er an. Gleichzeitig zuckten die Mundwinkel, für ihn so etwas wie ein Startsignal.
    Und dann stieß er zu!
    Es sollte ein Rammstoß werden. Die Spitze der Klinge war genau auf die Gesichtsmitte gezielt. Mandra hätte auch nie vorbeigestochen, wenn da nicht eine für ihn kaum erklärbare Kraft gewesen wäre, die ihn zurückgehalten hätte.
    Plötzlich fühlte er seinen Arm umklammert. Auf halber Strecke blieb er stehen. Es waren unsichtbare Fesseln, und Mandra erlebte einen schrecklichen Augenblick.
    Er konnte sich nicht mehr vom Fleck rühren.
    Das Gesicht, das er dicht vor sich sah, verzog sich noch mehr in die Breite. Der Mund öffnete sich weiter. Ein hohes, schrilles und kicherndes Gelächter drang dem Inder entgegen. Triumphgeheul eines Verdammten, der genau wußte, daß sein menschlicher Feind verloren hatte.
    Mandra hatte tatsächlich verloren!
    Die Kraft, die ihn festhielt, konzentrierte sich nicht allein auf seinen Arm. Sie griff weiter zu und glitt über seinen Körper hinweg.
    Mandra fühlte das Zerren an den Beinen und an den Hüften. Plötzlich verlor er den Boden unter den Füßen, schwebte in der Luft und konnte nichts dagegen unternehmen.
    Die Vampirgesichter lachten. Alle hatten sich verzogen. Sie stimmten in den Singsang mit ein, und Mandra vernahm sogar Worte aus diesem Gelächter.
    »Wir haben dich…«
    Immer wieder wurde der Satz wiederholt, während der in der Luft schwebende Mandra Korab plötzlich den blauvioletten Nebel sah,
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