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0319 - Im Würgegriff des roten Dämons

0319 - Im Würgegriff des roten Dämons

Titel: 0319 - Im Würgegriff des roten Dämons
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zeichen verstehen, wieder hereinzukommen…
    Das Gerät schaltete sich wieder ab. Aber das Bild blieb, wenigstens zum Teil. Der Hintergrund zerfloß. Der Dämon dagegen quoll aus der Mattscheibe förmlich hervor, manifestierte sich vor dem Fernsehgerät. Er wurde stofflich und dreidimensional. Hinter ihm sah Bill das Abbild von Manuela Ford auf dem grün gewordenen Bildschirm. Manu bewegte sich, wie sie es im Videostreifen getan hatte, aber der Hintergrund fehlte. Dann verblaßte auch ihr Bild endgültig.
    Der Dämon stand vor den beiden Männern.
    Etwas in Bill verkrampfte sich. Selten hatte er einem leibhaftigen Dämon in dieser Weise gegenüber gestanden, weder durch ein Pentagramm noch durch Bannzeichen oder eine magische Waffe geschützt. Er hatte zwar seine Silberkugel-Pistole mitgebracht, aber er trug sie nicht bei sich in der Tasche, sondern im ihm zugewiesenen Zimmer in der Reisetasche. Schließlich hatte er nicht noch unangenehmer auffallen wollen als unbedingt nötig. Carol mochte sich ohnehin schon ihre ganz eigenen Gedanken über diesen wildbärtigen und ungepflegt aussehenden Gesellen machen, der einmal Harvard-Dozent für Geschichte gewesen war.
    Tendyke dagegen fühlte sich vollkommen sicher.
    Die beiden Männer betrachteten den Dämon. Er besaß menschliche Gestalt, war in Rot gekleidet, das zu seiner roten Haut paßte, und hätte in jeder Jahrmarkts-Show erfolgreich als Clown auftreten können. Sein hemdartiger Überwurf war mit gelben Streifen versehen, um den Hals trug er einen weißen Kragen, der an einen Mühlstein erinnerte, und auf dem Kopf saß als Krönung des Ganzen eine Mütze, in der sich Löcher für die spitzen Ohren und die Hörner befanden. Er peitschte zornig mit einem dürren Rattenschwanz. Aus seinen Nüstern quoll Schwefeldampf hervor.
    Ein Bild zum Lachen, wenigstens zum Lächeln, wenn es nicht so bedrohlich ernst gewesen wäre.
    Der Dämon hob beide Hände und ballte sie zu Fäusten. Als er sie wieder öffnete, flammte weißblaues Feuer darin.
    »Das laß mal lieber«, sagte Tendyke. »Ich habe mit dir ein Geschäft zu machen.«
    Der Dämon, der das weißblaue Feuer gerade auf die beiden Menschen schleudern wollte, hielt inne.
    »Was für ein Geschäft?« fauchte er.
    Seine Stimme klang jetzt anders als vom Vidoband. Rauher, kratzender und gleichzeitig schriller. Bill fröstelte. In Gedanken formte er einen Bannspruch, der das blauweiße Feuer aufhalten, zumindest aber umlenken konnte. Wenn der Dämon es dennoch schleuderte, mußte Bill schnell genug sein, diese Formel auszusprechen und die dazugehörigen Zeichen zu machen.
    »Was für ein Geschäft? Wer bist du überhaupt, sterblicher Menschenwurm?« wiederholte der Dämon. »Und woher kennst du meinen Namen?«
    Tendyke grinste.
    Er machte mit der linken Hand ein blitzschnelles Zeichen, das Bill beim besten Willen nicht erkennen konnte. Aber er sah, daß es wie ein elektrischer Schlag durch den Dämon ging. Er duckte sich wie unter einem Peitschenhieb.
    »Können wir uns jetzt über das Geschäft unterhalten?« fragte Tendyke.
    »Mit dir mache ich keine Geschäfte«, kreischte der Dämon. »Ihn will ich, seinetwegen bin ich hier!« Er deutete auf Bill, der sich straffte und abwehrbereit machte. Aber das Feuer in den Händen des Dämons war verloschen.
    »Du wirst mit mir ein Geschäft machen«, verkündete Tendyke vergnügt. »Genauer gesagt, ich mit dir.« Er machte eine greifende und sofort darauf eine wegwerfende Handbewegung, drehte die geballte Faust und -der Dämon war verschwunden.
    Dort, wo er gerade noch gestanden hatte, gab es einen dumpfen Knall, als die Luft in das entstandene Vakuum stürzte. Der Windhauch zupfte an Bills Haar.
    Der Historiker wirbelte herum. »Wo ist er, Rob?« keuchte er. »Wie hast du das gemacht?«
    Der Abenteurer grinste.
    »Geschäfte«, sagte er, »sollte man in Geschäftsräumen tätigen. Goro’heel ist in meinem Büro. Warte einen Moment, ich komme dann gleich wieder.«
    »Aber… was zum Teufel… und Manu?« brachte Bill noch hervor. Aber Tendyke verließ den kleinen Salon bereits.
    Zurück blieben ein maßlos überraschter Bill Fleming und ein abgeschaltetes Fernsehgerät mit Videorecorder.
    Und ein penetranter Schwefelgestank…
    ***
    Tendyke nährte sich seinem Arbeitszimmer nur mit äußerster Vorsicht. Er hatte den Dämon gereizt bis zum Äußersten. Goro’heel tobte, und er würde alles daran setzen, den neuen Gegner zu vernichten. Tendyke durfte ihm dazu keine Gelegenheit
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