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0314 - Elektronische Hölle

0314 - Elektronische Hölle

Titel: 0314 - Elektronische Hölle
Autoren: Jason Dark
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hinein, daß der Mann mit der Waffe die Tür hinter sich zutreten konnte. Dann blieben die beiden stehen.
    »Harry«, ächzte Mike. »Verdammt, Harry, ich kann es nicht glauben. Bist du denn wahnsinnig?«
    »Nein, mein Junge«, erwiderte der über zehn Jahre ältere Boßbach, »ich bin nicht verrückt.«
    »Aber wie kannst du…«
    »Laß mich ausreden!« Boßbach ließ die Waffe sinken. Die Mündung zielte nun auf Broichers Brust. »Ich war noch nie so normal und habe mich noch nie so sicher wie in diesen Augenblicken gefühlt, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Was willst du denn?«
    »Von dir eigentlich nichts. Obwohl du das Mittel zum Zweck bist. Aber dein lieber Vater hat sich sehr störrisch gezeigt. Er ist einigen Leuten auf die Füße getreten, die dies überhaupt nicht gern haben. Verstehst du? Und ich bin diesen Leuten verpflichtet.«
    »Man hat dich gekauft!« Mike sprach die Worte ätzend aus, als würde er sich davor ekeln.
    Der andere lachte. »Wer es so gut hat wie du, kann dies leicht sagen. Für mich ist es ein Geschäft.«
    »Was hat man dir geboten?«
    »50.000.«
    »Für diese lächerliche Summe willst du mich umbringen?« flüsterte Broicher.
    »Natürlich. Die Zahl mag für dich lächerlich sein. Ich kann mir kaum vorstellen, wie so eine Summe aussieht. Das sind eben die kleinen Unterschiede. Irgendwann kommt auch mal der Benachteiligte zu etwas Kies.«
    »Aber das ist doch…« Broicher versagten die Worte. »Du hast doch gearbeitet.«
    »Für einen Hungerlohn.«
    Mike verzog das Gesicht. »Was kann ich dazu, daß mein Vater mehr besitzt als die meisten?«
    »Gar nichts.«
    »Na bitte. Dann laß uns vernünftig reden.«
    »Mike.« Boßbach schüttelte den Kopf. »Es geht doch im Prinzip überhaupt nicht um dich, sondern um deinen Alten. Er hätte sich etwas kooperativer zeigen sollen. Die Gruppe, die hinter mir steht, hat ihm ein Angebot gemacht. Er akzeptierte nicht. Sein Pech. Jetzt greifen wir zu anderen Mitteln.«
    »Und wenn ich dir das Doppelte biete?« Mike war urplötzlich der Gedanke gekommen.
    Harry Boßbach lachte nur. »Nein, auch für das Dreifache und noch mehr nicht. Ich will im Gegensatz zu dir nämlich leben. Du aber überlebst nicht.« Er winkte mit der Waffe. »Geh zurück und stell dich vor deiner Videowand auf. Wenn du stirbst, kannst du deine geliebten Apparate im Rücken spüren.«
    Broicher gehorchte.
    Schritt für Schritt ging er zurück. In seinem Hirn wirbelten die Gedanken. Er konnte es noch immer nicht recht begreifen, daß er sich in höchster Lebensgefahr befand. Alles war zu schnell gegangen.
    Dabei hatte Mike vor Minuten noch mit dem Satan gesprochen, und der Teufel versprach ihm Schutz.
    Der war nicht mehr gegeben.
    »Mach schon. Geh schneller!« forderte Boßbach. »Ich will es hinter mich bringen.«
    Broicher erreichte die Wand und preßte sich mit dem Rücken gegen die Monitore. »Ist es… ist es dein erster Mord?« erkundigte er sich mit heiserer Stimme.
    »Vielleicht.« Boßbach verzog die Lippen. Er sah an sich harmlos aus, war ein Stück kleiner als Mike, und man konnte seine Figur mit dem Wort untersetzt beschreiben. Ein Mann, der auf der Straße nicht auffiel.
    Weder positiv noch negativ. Man konnte ihn sofort vergessen, wenn man ihn gesehen hatte.
    ›BIeib ruhig, du hast nichts zu befürchten!‹ Auf einmal horte Mike Broicher die Stimme. Sie schallte nicht aus den Lautsprechern, sondern war nur in seinem Kopf zu hören. Mike kannte das Organ. Erst vor kurzem noch hatte er mit dem gesprochen, der sich ihm hier offenbarte.
    Es war der Teufel!
    Sollte er lachen, sollte er schreien, jubeln? Er tat nichts von dem, sondern blieb ruhig, aber seine Gesichtszüge deuteten auf eine Entkrampfung hin.
    Das fiel auch Harry Boßbach auf. »Was hast du?« wollte er wissen.
    »Los, rede, da stimmt doch etwas nicht!«
    Mike hob die Schultern. »Was sollte denn nicht stimmen?«
    »Ich kenne dich, habe dich lange genug beobachtet. Mit dir ist was. Du… du …«
    »Nein, Harry, nichts!«
    Boßbachs Augen hinter den Gläsern der Brille verengten sich leicht.
    Er dachte nach, scharf sogar. Dabei blieb die Mündung starr auf Mike Broicher gerichtet.
    Der schwitzte. Zwar hatte ihm der Teufel Mut gemacht, aber er wollte es dennoch nicht glauben.
    Und auch Boßbach war mißtrauisch. So belauerten sich die beiden Gegner. Jeder dachte, nur sprach keiner die Gedanken aus.
    »Irgend etwas stimmt nicht!« flüsterte der Killer. »Ich warne dich, Mike, du
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