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031 - Sie kamen aus dem Jenseits

031 - Sie kamen aus dem Jenseits

Titel: 031 - Sie kamen aus dem Jenseits
Autoren: A.F.Morland
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fortgegangen war, ohne ein Wort zu sagen, wenn er seine Familie tatsächlich im Stich gelassen hatte, gab es dafür eine Erklärung: Er mußte den Verstand verloren haben.
    Oder war er am Ende nicht freiwillig weggegangen? Hatte man ihn entführt? Diese Vermutung war ziemlich haltlos; stand auf tönernen Beinen.
    Die Montanas lebten zwar nicht in Armut, aber für Kidnapper gab es bei ihnen nicht viel zu holen. Eine Entführung schloß Albert Montana deshalb von vornherein aus.
    Blieb noch die Möglichkeit eines Kapitalverbrechens, doch warum sollte jemand Jason Montana umbringen? Er hatte keine Feinde. Er lebte mit der Welt in Frieden.
    Deshalb schloß Albert Montana auch einen Mord aus. Weil er sich einfach kein Motiv dafür vorstellen konnte. Und weil er nicht glauben wollte, daß sein Vater nicht mehr lebte.
    Für ihn war Jason Montana nicht tot. Er, der Optimist, hoffte, daß eines Tages die Tür aufgehen und der Vater wieder eintreten würde. Er war beinahe sicher, daß es irgendwann einmal dazu kommen würde. Und er redete das seither Schwester Estella und seiner Mutter Sybil hartnäckig ein.
    »Vater ist nicht tot!« behauptete er immer wieder. »Ihr werdet sehen, wir erhalten bald ein Lebenszeichen von ihm.«
    Sybil Montana sah die Sache realistischer. Wenn man von einem Menschen ein halbes Jahr lang nichts hört, schwinden die Hoffnungen allmählich…
    Aber sie widersprach ihrem Sohn nicht, der so innig mit seinem Vater verbunden gewesen war. Sie hätte seine Hoffnung gern geteilt, doch es war ihr nicht möglich.
    »Albert! He, Albert!« sagte lachend sein Kollege. »Sag mal, träumst du mit offenen Augen?«
    Der junge Zollbeamte blinzelte verwirrt. »Was gibt’s Hank?«
    »Ich habe dich etwas gefragt.«
    »So? Was denn?«
    »Wie’s mit heute abend aussieht.«
    »Mit heute abend?« fragte Albert Montana gedankenverloren.
    Hank boxte ihm in die Rippen. »Hör mal, das kannst du doch noch nicht verschwitzt haben. Ich bin mit dieser schwarzen Mieze verabredet. Sie bringt ein blondes Gift für dich mit. Ich kann doch hoffentlich noch mit dir rechnen, sonst habe ich zwei Girls am Hals.«
    Montana lachte. »Na und? Das wäre doch kein so großes Malheur für dich.«
    »Doch.«
    »Du bist bestimmt stark genug für zwei.«
    »Normalerweise wären zwei Mädchen wirklich kein Problem für mich.« Er lachte. »Hank Jones ist der reinste Stier. Aber ein erstes Rendezvous mit zwei Freundinnen ist so gut wie kein Rendezvous. Da hält eine die andere davon ab, das zu tun, was jede allein furchtbar gern tun würde. Du verstehst? Deshalb darfst du mich auf keinen Fall hängenlassen. Das würde ich dir nie verzeihen.«
    »Ist schon okay. Wann wird zum Sammeln geblasen?«
    »Zwanzig Uhr. Manhattan, Battery Park. Eingang Pearl Street.«
    »Ich werde da sein.«
    »Aber sei um Himmels willen pünktlich.«
    »Bin ich schon mal zu spät gekommen?«
    »Ich wollt’s nur gesagt haben«, bemerkte Hank Jones und verließ den Dienstraum.
    Albert Montana schüttelte lächelnd den Kopf. Dieser Hank war der hinterletzte Typ. Hinter jedem Rock war er her, und wenn ein Rendezvous mal nicht zustande kam, war er todunglücklich und stinksauer.
    Mädchen waren sein Lebensinhalt. Er sammelte sie wie andere Leute Bierdeckel oder leere Zigarettenschachteln. Ein Verrückter, dachte Montana und verließ ebenfalls das Dienstzimmer.
    Er betrat die Ankunftshalle des Airports, und plötzlich legten sich eiskalte Finger um sein Handgelenk. Er wandte sich der Person zu, die ihn angefaßt hatte, und blickte in das beinahe mumifizierte Gesicht eines dürren Greises…
    ***
    Der Alte röchelte fürchterlich. Die pergamentene Haut an seiner Kehle zitterte.
    Seine tiefliegenden Augen funkelten böse. Albert Montana wollte sich von seinem Griff befreien, doch in den sehnigen Händen befand sich eine unglaubliche Kraft.
    »Lassen Sie mich los!« verlangte Albert Montana ungehalten.
    Die Finger des Fremden waren so kalt wie die eines Toten.
    »Albert!« röchelte der Unbekannte.
    Der junge Zollbeamte blickte ihn verwirrt an.
    »Du mußt mitkommen, Albert!«
    »Wohin?«
    »Er erwartet dich.«
    »Wer?«
    »Du bist meine Ablösung, Albert!«
    »Verdammt noch mal, wovon reden Sie? Sind Sie nicht ganz bei Trost?«
    »Ich war lange weg. Weit weg. In einer anderen Welt. Doch nun bin ich wieder hier, und du mußt nach drüben.«
    Ein Verrückter, dachte Albert Montana, dem das Aussehen des Alten unter die Haut ging. Wie konnte ein so ausgezehrter Mensch überhaupt
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