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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III
Autoren: Karl May
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Deklil-to, diese beiden waren ihm fremd. Und selbst wenn er die Bedeutung dieser Worte gekannt hätte, so wußte er doch nicht, wo dieser ‚Fels des Bären‘ und dieses ‚Dunkle Wasser‘ zu suchen waren. Sie lagen weit drüben in der Sierra Rita, wo ich nur ein einzigesmal mit Winnetou gewesen war. Wir selbst hatten dem Felsen und dem Wasser diese Namen gegeben, die also weiter niemand mehr kannte als ich und die beiden Apachen, welche uns damals begleitet hatten; sie waren jetzt alt und kamen nicht mehr von dem Pueblo am Rio Pecos fort. Santer mußte also zu ihnen hin.
    Wer aber sagte ihm, daß er zu ihnen, grad zu ihnen mußte? Jeder Apache, den er nach dem Deklil-to und dem Tseschosch fragte. Der ganze Stamm kannte diese Namen und wußte, was wir dort erlebt hatten; dort gewesen aber waren mit uns nur diese beiden Alten. Daß Santer sich erkundigte, war gewiß, sonst konnte er den Ort nicht finden, und diese Erkundigungen konnten nur bei den Apachen eingezogen werden, von denen jeder, dem er die Namen sagte, ihn nach dem Pueblo wies.
    Aber es gab unter den Apachen welche, die ihn kannten, und zwar als Winnetous Feind, als den Mörder Intschu tschunas und Nscho-tschis! Durfte er sich da nach dem Pueblo wagen?
    Warum nicht? So ein Mensch, wie er war, wagt für Gold alles. Im Notfalle gab es Ausreden. Grad das gestohlene Testament konnte ihn aus argen Verlegenheiten retten, ihm als Legitimation dienen, weil auf dem oberen Umschlag das Totem Winnetous eingeschnitten war.
    Mein Plan war, eher als er nach dem Pueblo der Apachen zu kommen, diese letzteren vor ihm zu warnen und ihn bei seiner Ankunft sogleich festzunehmen. Das war das beste, was ich tun konnte, zumal mein Pferd ein tüchtiger Läufer war, so daß es mir nicht schwer werden konnte, ihn auszustechen. Dieser Plan enthob mich auch der Mühe, auf Spuren zu achten und mit dem Lesen derselben viel Zeit zu verschwenden.
    Leider hatte ich das Unglück, daß mein Schimmel schon am nächsten Tag zu lahmen begann, ohne daß ich die Ursache entdecken konnte. Erst am dritten Tag bemerkte ich eine Entzündung, deren Ursache ein langer, spitzer Dorn war, den ich herauszog. Das hatte aber unser Fortkommen sehr verzögert, so daß ich annehmen mußte, nicht vorausgekommen, sondern vielmehr zurückgeblieben zu sein.
    Noch hatte ich den Rio Pecos nicht erreicht und befand mich auf einer sehr grasarmen Savanne, als vor mir zwei Reiter auftauchten, welche gerade auf mich zukamen. Es waren Indianer. Weil ich ein einzelner Reiter war, scheuten sie sich nicht, ihren Weg fortzusetzen. Als wir einander näher kamen, schwang der eine von ihnen sein Gewehr und sprengte mir im Galopp entgegen. Es war Yato-Ka (Schneller Fuß), ein Apachenkrieger, den ich kannte; den anderen hatte ich noch nicht gesehen. Als wir uns begrüßt hatten, fragte ich:
    „Meine Brüder befinden sich auf keinem Kriegs- oder Jagdzuge, wie ich sehe. Wo wollen sie hin?“
    „Hinauf nach Norden in die Gros-Ventre-Berge, um das Grab Winnetous, unsere Häuptlings, zu ehren“, antwortete Yato-Ka.
    „So wißt ihr, daß er gestorben ist?“
    „Wir erfuhren es vor wenigen Tagen; da erhob sich ein großes Klagegeschrei auf allen Höhen und in allen Tälern.“
    „Wissen meine Brüder, daß ich bei seinem Tode anwesend gewesen bin?“
    „Ja. Old Shatterhand wird es uns erzählen und unser Anführer sein, wenn wir den Tod des berühmtesten Häuptlings der Apachen rächen.“
    „Darüber sprechen wir später. Ihr beide seid doch nicht allein aufgebrochen, um so weit nach Norden zu reiten?“
    „Nein, sondern wir gehen als Kundschafter voraus, weil die Hunde der Comanchen die Beile des Krieges ausgegraben haben. Die andern kommen eine große Strecke hinter uns her.“
    „Wie viele Krieger?“
    „Fünfmal zehn.“
    „Wer führt sie an?“
    „Til-Lata (Blutige Hand), der dazu erwählt worden ist.“
    „Ich kenne ihn. Er ist der beste, der sich dazu eignet. Habt ihr fremde Reiter gesehen?“
    „Einen.“
    „Wann?“
    „Gestern. Es war ein Bleichgesicht, welches nach dem Tseschosch fragte. Wir haben es nach dem Pueblo zu dem alten Inta gewiesen.“
    „Uff! Diesen Mann suche ich. Er ist der Mörder von Intschu tschuna; ich will ihn fangen.“
    „Uff, uff!“ riefen die beiden, ganz starr vor Schreck. „Der Mörder? Und wir wußten es nicht. Wir haben ihn nicht aufgehalten!“
    „Das tut nichts. Genug, daß ihr ihn gesehen habt Ihr könnt euern Ritt nicht fortsetzen, sondern müßt umkehren. Ich führe euch
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