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0289 - In der Hölle verschollen

0289 - In der Hölle verschollen

Titel: 0289 - In der Hölle verschollen
Autoren: Jason Dark
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Dolchflammen umtanzt, es wirkte wie eine schaurige Maske.
    Vor ihr stand Johnny.
    Sie schaute ihn an, dachte nach, und eine Frage kehrte immer wieder zurück. War es überhaupt ihr Sohn?
    Das wußte Sheila Conolly nicht zu sagen. Deshalb saugte sich ihr Blick an der schmalen Gestalt fest. Er tastete sie ab. Begann an der Stirn und bewegte sich Stück für Stück in die Tiefe, um jede Einzelheit erkennen zu können.
    Die dunkelblonden Haare, die Augen, die kleine Nase, der geschwungene Mund, all das gehörte zu ihm. Auch die Form des Körpers, Sheila war, je länger sie schaute, immer stärker davon überzeugt, daß es sich um ihren Sohn handelte.
    Es mußte Johnny sein!
    »Was stehst du da noch herum?« fragte hinter ihr der Teufel.
    »Willst du mir nicht gehorchen, Dienerin?«
    Die blondhaarige Frau wandte sich um. Sie hörte das gequälte Stöhnen ihres Mannes und die ächzend vorgetragene Bitte, es nicht zu tun.
    »Hör nicht auf ihn!« sagte der Satan scharf und bestimmend. »Du bist meine Dienerin und hast geschworen, meine Befehle durchzuführen. Wenn ein Teufelsdiener sich weigert, seinem Herrn zu gehorchen, ist er sehr schnell verloren, denn ich habe für diese Menschen sehr schlimme Strafen ausgedacht.«
    »Weshalb soll ich ihn töten?« Sheila mußte sich anstrengen, um die Worte hervorzubringen. Sie war deshalb kaum zu verstehen.
    »Weil ich es so will und du mir einen Beweis deiner Treue schuldig bist.«
    »Aber es ist mein…«
    »Tu es endlich! Sonst vernichte ich ihn!«
    Bill wollte noch dagegen protestieren, doch der Teufel tat irgend etwas, damit er verstummte. Sheila wußte nicht, was es gewesen war, sie hörte nur das Stöhnen ihres Mannes.
    »Geh zu ihm!«
    Sie nickte. Von ihrem Sohn trennten sie nur wenige Schritte.
    Höchstens drei. Zwei hatte sie zurückgelegt, und Johnny rührte sich noch immer nicht. Starr schaute er seiner Mutter ins Gesicht. Nichts in seinen Augen deutete darauf hin, daß er etwas unternehmen würde, wenn sie zustach. Ihr Blick war leblos, ohne Gefühl, und auch Johnny rührte sich nicht. Er öffnete nicht einmal den Mund, um seine Mutter zu begrüßen, und das hätte Sheila auffallen müssen.
    Sie ging den letzten Schritt vor. Jetzt blieb sie stehen. Tief atmete sie ein. Brust und Rücken bewegten sich dabei, die Augen waren zu Schlitzen verengt, und sie breitete die Arme weiter aus, wobei sie die Handgelenke so drehte, daß die Spitzen der beiden Flammendolche genau auf den Kopf ihres Sohnes wiesen.
    Wenn Sheila jetzt zustach, würde sie den Kopf von beiden Seiten gleichzeitig treffen.
    »Ich warte nicht mehr länger!« Das war die Stimme des Satans.
    Kaum war sie verklungen, als Sheila eine andere vernahm.
    »Tu es, töte deinen Sohn!«
    Das hatte ihr der Teufel nicht eingegeben, und Sheila, die schon zustoßen wollte, hielt in der Bewegung inne.
    Wo kam die Stimme her?
    Sie dachte verzweifelt darüber nach, horchte in sich hinein, ob sich die Forderung wiederholte, und sie hatte Glück, denn wiederum sagte jemand zu ihr:
    »Du kannst ihn ruhig töten!«
    Wer hatte da gesprochen? Sheila überlegte verzweifelt. Diese Stimme war ihr nicht unbekannt. Sie hatte sie schon einmal gehört, und jetzt begann sie sich zu fragen, wo es gewesen war. Verzweifelt quälte sie sich mit diesen Gedanken herum, aber sie kam auf keine Lösung.
    Ein Freund, ein Feind?
    Eine Stimme, die auch nicht näher zu beschreiben war. Sie konnte einem Mann ebenso gehören wie einer Frau, denn sie war auf eine gewisse Art geschlechtslos.
    Aus dem Nichts kam sie, entstanden in irgendwelchen Sphären des Lichts oder der Finsternis, und sie schwang ihr als leiser Schall entgegen. Sollte sie auf diese Stimme hören?
    Johnny rührte sich nicht. Wie angefroren stand er vor ihr, schaute sie an, und in seinem Gesicht bewegte sich nicht ein Muskel. Sheila hörte in ihrem Rücken das böse Zischen des Teufels, sie wußte, daß er nicht mehr länger warten wollte, und auch die fremde Stimme gab ihr den Befehl.
    »Stoß zu!«
    Sheila reckte sich. Dabei drückte sie den Rücken durch, in ihrem Innern gab es eine Explosion der Gefühle, und sie sah nicht, daß der Satan ihren Mann Bill freigab, damit er auf die Füße kommen und sich umdrehen konnte. Bill sollte erleben, wie sein Sohn starb.
    Er hatte sich kaum umgewandt, als ein Zucken durch den Körper der Sheila Conolly rann.
    Diese Bewegung war das Startsignal.
    Zugleich rammte Sheila Conolly beide Dolche von verschiedenen Seiten auf den Kopf zu und traf direkt in
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