Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs

0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs

Titel: 0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
In ständigem Wechsel wiederholten sich die Beschwörungen dieser Kräfte, die jenseits der großen Brücke hausten und auf den Tag warteten, wo sie erneut hervorbrechen konnten.
    Und die Blutgötzen von Atlantis erhörten die Rufe ihres Dieners. Über das Gesicht des Zauberers glitt ein hämisches Grinsen, als er erkannte, daß der Spruch seine Wirkung nicht verfehlte.
    Ein einziger Schrei ging durch die Menge, als sie sah, daß sich vor ihren Augen die Schlangenleiber aufbäumten. Doch in dem Maße, wie sie sich emporstreckten, wuchsen sie auch.
    Pharao Ramses sprang entsetzt auf, als er sah, daß sich die Schädel der Schlangen auf Geheiß des Amun-Re plötzlich in einer Höhe bewegten, die drei Männer nicht erreichten, wenn sie eine Schulterpyramide bildeten. Die Leiber der gräßlichen Reptilien hatten den Umfang eines Pferdekörpers.
    »Ihr seht die Schlange, wie sie in den Tempelpyramiden von Khemi hauste, bevor der Ansturm der hyborischen Völker begann und Seth, der große Götze, von Mithra, dem Herrn der Sonne, besiegt wurde. Waren diese Kinder des Schlangengottes hungrig, ringelten sie sich durch die Straßen und Gassen der Städte und suchten ihre Opfer … So, wie sie jetzt ihre Opfer suchen. Nun, ihr Priester! Die Schlangen, die ihr als Symbol eures Gottes verehrt, sind hungrig. Und eure feisten Leiber sind genau die rechte Beute für sie. Bedenkt, wenn ihr sterbt«, fügte er mit höhnischem Lachen hinzu, »daß ihr den Hunger eures Gottes stillt. Und nun … Aioäwi , ihr Kinder Seths. Sie gehören euch!«
    Im gleichen Augenblick schossen die zwölf titanischen Schlangenkörper vor. Mächtige Rachen wurden aufgerissen. Wie eine Peitsche entrollten sich die gespaltenen Zungen, während gelbgrüner Geifer aus den Mäulern floß. Von den Spitzen der Eckzähne träufelte tödliches Gift. Vergeblich versuchten die Seth-Priester, den zustoßenden Schlangenschädeln auszuweichen.
    Ein Heulen wie das der verdammten Seelen erfüllte die Luft, als die Schlangen ihre Opfer packten. Die Giftzähne senkten sich in das Fleisch der Männer, die das Volk betrogen und, indem sie mit dem Zorn aller Giftschlangen drohten, immer höhere Tempelsteuern forderten. Schurkische Betrüger, die den Ärmsten der Armen oft das letzte Bronze-As abgepreßt hatten, erlitten den Tod durch die Götzen, mit denen sie das Volk betrogen hatten.
    Die Priester des Schlangengottes starben sehr schnell. Das Gift der Schlangenmonster wirkte innerhalb von wenigen Sekunden. Mit brechenden Augen erkannten sie, daß die gewaltigen Reptilien die Rachen weit aufsperrten und sie bei den Füßen packten.
    Aufstöhnend sah Ramses, wie die Schlangen ihre Opfer hinabwürgten, wie sie es sonst mit den Mäusen und Ratten taten, die man ihnen zur Speise gab. Nur ging es auch hier wesentlich schneller.
    Unablässig kam der eigenartige Singsang aus Amun-Res Mund, mit dem er Tsat-hogguah, den Echsengötzen, und Muurgh, den Alptraumdämon, beschwor. Ohne jede Regung im Gesicht zu zeigen, betrachtete der Zauberer von Atlantis das schreckliche Ende der Priesterschaft des Schlangengottes Seth.
    Aus den Reihen der Edlen wurden Rufe laut, die den Pharao um Gnade baten. Irgendwo klirrte eine Alabasterschale zu Boden, in der eine Sklavin einem der Edlen Wein reichte und nun, vom Grauen des Anblicks erschüttert, ohnmächtig zu Boden sank. Doch niemand nahm zur Kenntnis, daß Prinz Thutmosis sich von der Seite des Pharao stahl und die ohnmächtige Sklavin beiseite zog, bevor einer der Aufseher das Mißgeschick bemerkte und die Unglückliche strafen konnte. Prinz Thutmosis , der später als Moses sein Volk aus Ägypten ins gelobte Land führen sollte.
    Schneller, als ein Mann braucht, um sein Roß zu zäumen, waren die Seth-Priester vollständig von den Schlangen hinabgeschlungen worden. Zischelnd rollten sich die Reptilien zusammen, die Rachen schlossen sich, das kalte Licht ihrer Augen verlosch.
    » Aiäowi, Sethesh! « rief Amun-Re noch einmal. Im gleichen Moment begannen die Schlangen wieder zu schrumpfen. Fünf Atemzüge später besaßen sie wieder die Größe wie zu dem Zeitpunkt, wo man sie als Stäbe dem Amun-Re zu Füßen schleuderte.
    »Tragt sie hinweg!« befahl Amun-Re. Herausfordernd sah er die Anwesenden an. Die Menge wich vor ihm zurück.
    »Tragt die Schlangen hinweg. Es besteht keine Gefahr!« erklärte der Atlanter. »Nun, wer wagt es?« fügte er provozierend hinzu.
    Herausfordernd blickte er in die Menge. Jeder spürte, wie ihm der Blick des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher