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0272 - Der Dämonenjäger

0272 - Der Dämonenjäger

Titel: 0272 - Der Dämonenjäger
Autoren: Jason Dark
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klettern. Doch sie war inzwischen eine alte Frau geworden. Die Gelenke wollten nicht mehr so wie früher, sie hatten längst den größten Teil der Geschmeidigkeit verloren.
    Nein, Graax würde sie immer bekommen.
    Noch weiter öffnete die Schlange ihr Maul. Der Wilde schwang seinen Arm. Er drehte sich dabei, und die Waffe zog pfeifende Kreise durch die Luft. Mit einem Ruck beugte sich Graax, vor, er schlug über dem Kopf der Schlange hinweg, so daß die Streitaxt in die gefährliche Nähe von Marias Gesicht geriet.
    Das gab den Ausschlag.
    Die Frau sprang zurück. Mit einem zweiten Schritt trat sie über die Grenze des Fünfecks. Das wurde ihr erst bewußt, als sie das Kribbeln bemerkte, das wie elektrischer Strom durch ihren Körper rann, und die Schlange im gleichen Augenblick ein furchtbares Grollen ausstieß.
    Dieser Laut erschreckte die Frau derart, daß sie noch einen Schritt zurücktrat.
    Mit dem linken Fuß zuerst.
    Da war die Schachtöffnung.
    Plötzlich war der Widerstand verschwunden. Ihr Gesicht verzerrte sich in namenlosem Schrecken, sie hörte noch ein fauchendes, hell klingendes Geräusch, dann war von ihr nichts mehr zu sehen.
    Die Magie aber reagierte!
    ***
    Jemand berührte mich an der Schulter, und ich hörte im nächsten Moment die scharf geflüsterten Worte an meinem rechten Ohr.
    »Komm hoch, John!« Suko drängte.
    Ich kniete auf dem Boden und wußte nicht, aus welchem Grund. Keine Ahnung, wie ich in die Haltung gelangt war. Die letzten Sekunden —oder waren es Minuten? — konnte ich sowieso nicht nachvollziehen. Das kam mir vor wie ein Film, der angehalten und dem Betrachter entzogen worden war.
    Ich spürte auch die kalte Luft. Sie wirkte doppelt nach dieser unnatürlichen und widerlichen Schwüle, die wir hinter uns hatten. Aber kalte Luft hatte es in der Urzeit nicht gegeben, also mußten wir uns in der Gegenwart befinden. Schlagartig war ich wieder »da«. Wenn wir tatsächlich in der Gegenwart steckten, war auch die Familie Kugler mit hinübergeschleift worden, zudem Bandor, der Dämonenjäger, und vielleicht auch Graax?
    Ich streifte Sukos Hand ab, als mir der Inspektor auf die Füße helfen wollte. »Danke, Alter, das schaffe ich allein.«
    Ich stemmte mich hoch, blieb stehen und schüttelte den Kopf. Ja, wir befanden uns wieder in der Gegenwart. In einer Zeit, die auch ihre Tücken hatte, doch nicht mit dieser unheimlichen Vergangenheit zu vergleichen war, die hinter uns lag.
    Trotzdem war die Umgebung für mich fremd. Wir lagen nicht mehr im Gras, sondern sahen einen normalen Weg, der sich in Windungen dem Schloß entgegenschraubte und erst vor den Mauern sein Ende fand.
    Rechts und links sah ich den dichten Wald. Die Krönen der Bäume bewegten sich im Nachtwind. Auch in dieser Zeit stand ein Mond hoch oben am Himmel, und hinter mir hörte ich die Stimmen der Kuglers.
    »Paps, Mama, wir sind wieder da. Juh, wir sind wieder da!« Der Kleine Peter sang die Sätze und tanzte wie ein Irrwisch umher. Er freute sich für sein Leben.
    Auch ich mußte lächeln. Ja, wir hatten es endlich geschafft.
    »Bandor ist nicht da!« Mit diesen Worten riß mich Suko aus meinen Überlegungen wieder in die Gegenwart hinein.
    Auch die Kuglers hatten seine Worte verstanden. »Vielleicht ist er da geblieben«, vermutete Hans. Er sprach gepreßt. Seine Verletzung machte ihm schwer zu schaffen.
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich und nickte meinem Freund zu. »Los, Alter, wir suchen ihn.«
    Bevor wir uns noch in Bewegung setzten, hörten wir bereits das Knirschen und Kratzen. Es war dort aufgeklungen, wo sich auch das Tor befand. Da keiner von uns dorthin gegangen war, gab es nur eine Möglichkeit, daß Bandor die Burg bereits erreicht und sie auch betreten hatte.
    Das war ein Ding.
    Peter wollte an mir vorbeilaufen. Ich jedoch bekam ihn an der Schulter zu fassen und riß ihn herum. »Nein, mein Kleiner«, sagte ich sehr deutlich, »für dich ist jetzt Schluß. Du gehst fort von hier. Am besten nach Hause.«
    Dagegen hatten auch seine Eltern nichts. Besonders Elke Kugler griff ein und sprach ihrem Sohn ins Gewissen. Peter maulte zwar, mußte sich aber schließlich fügen.
    Suko sprach noch mit Hans Kugler. Wir hatten Angst, daß er es nicht schaffen würde, doch er winkte ab und sagte, daß der Weg nach Hause nicht so weit wäre.
    »Dann viel Glück«, wünschten wir ihnen noch.
    »Danke, euch auch«, sagte Elke leise.
    Das konnten wir brauchen. Obwohl wir uns in der Jetztzeit befanden, waren Gefahren
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