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0268 - Mit Vollgas in den Abgrund

0268 - Mit Vollgas in den Abgrund

Titel: 0268 - Mit Vollgas in den Abgrund
Autoren: Mit Vollgas in den Abgrund
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vorstellen kann.
    »Lass Mad in Ruhe!«, sagte Daruzzo scharf.
    »Halt den Mund!«, schnauzte ich einen Ton schärfer zurück. Aus Daruzzos Geiergesicht verschwand das fast ständige Lächeln. Seine Augen glitzerten.
    Lorrow lachte ein unsicheres, kollerndes Lachen.
    »Anselmo hat ganz recht. Du willst mir Angst machen, G-man. Redest du immer noch von dem Kanovsky-Mord? Hölle, am Ende willst du mir noch andichten, ich hätte damals Sid umgelegt, denn anders kannst du mich nicht mehr fassen. Du hast mir selbst erklärt, alle Taten mit Ausnahme des direkten Mordes wären verjährt.«
    »Ich weiß, dass du Kanovsky nicht umgebracht hast, Mad. Du müsstest sonst in den letzten zwanzig Jahren um zwei Fuß gewachsen sein. Es stimmt auch, dass alle Verbrechen, mögen sie auch noch so eng mit dem Mord Zusammenhängen, verjährt sind, aber ihr beide, Daruzzo und du, ihr begeht ein neues Verbrechen in diesem Augenblick.«
    »Quatsch!«, rief Daruzzo. Lorrow zog die dichten Augenbrauen hoch.
    »Das Verbrechen heißt: Vertuschung eines Mordes«, sagte ich ruhig. »Nicht vor mehr als fünfundzwanzig Jahren, sondern heute werdet ihr gefragt, was ihr über den Mord an Sid Kanovsky und den Täter wisst. Ihr beantwortet die Fragen nicht, und ihr deckt damit den Mörder. Wenn wir den Mörder auf eine andere Weise stellen, wenn wir durch ihn erfahren, dass ihr von dem Mord gewusst habt, dann wird man euch vor ein Gericht stellen. Die Strafe für einen Mann, der einen Mörder gedeckt hat, beträgt zehn Jahre und mehr. Für euch beide würde das ungefähr den Rest eures Lebens bedeuten.«
    Mit einer heftigen Bewegung goss Lorrow einen Schluck Whisky in seine Kaffeetasse und leerte sie mit einem Zug. Die Tasse noch in der Hand, bellte er: »Du bluffst, G-man! Ihr könnt den Mord an Kanovsky nicht mehr klären. Es ist so lange her, und es gibt keine Zeugen außer…«
    Daruzzo sprang auf, schmetterte die Faust auf die Tischplatte, dass das Geschirr klirrte, und brüllte: »Shut up, du verdammtes Whiskyfass!«
    Lorrow schwieg erschrocken.
    Ich grinste das Geiergesicht an.
    »Warum lässt du deinen Freund nicht ausreden, Anselmo? Wollte er etwa sagen: Es gibt keine Zeugen für den Mord außer euch beiden? Übrigens irrt er sich. Es gab fünf Zeugen, nämlich den Wirt und vier zufällige Gäste des Drugstores. Eines Tages werden wir einen von diesen fünf Zeugen auftreiben. Er wird den Mörder identifizieren. Der Mörder wird einsehen, dass er verloren ist, und wie jeder Verbrecher ohne Hoffnung, wird er so viele Leute wie möglich mit in den Untergang reißen. Er wird aussagen, dass du und Lorrow in dem Wagen gesessen habt, der ihn zu dem Drugstore fuhr, dass ihr wusstet, dass er Kanovsky erschoss. Wir werden euch kassieren, vor ein Gericht stellen, und der Richter wird sein Urteil sprechen: Zehn Jahre für die Vertuschung eines Mordes!«
    Ich schwang mich zu Lorrow herum.
    »Zehn Jahre lang wirst du keinen Tropfen Whisky mehr zu schmecken bekommen, Mad, und du müsstest älter als siebzig Jahre werden, um überhaupt noch einmal in deinem Leben einen Drink auf der Zunge zu spüren.«
    Lorrow stieß einen tierischen Wutschrei aus, sprang auf, stieß seinen Stuhl um, holte aus, fegte mit dem Hieb die Hälfte des Kaffeegeschirrs vom Tisch und schlug mir die geballte Faust ins Gesicht.
    Ich sagte schon, dass der alte Mad noch beachtlich schnell war. Ich konnte den Schlag nicht vermeiden, segelte samt dem Stuhl rückwärts, kippte um und landete krachend auf dem Boden.
    Daruzzo fiel Lorrow in den Arm, wobei er an den Tisch stieß, sodass auch der Rest des Geschirrs zum Teufel ging.
    »Bist du verrückt geworden!«, schrie er seinen Kumpan an, »Willst du dem Bullen mit Gewalt einen Vorwand liefern, damit er dich einbuchten kann!«
    Lorrow stand mit blutunterlaufenen Augen wie ein Ochse, der den ersten Schlag des Metzgers erhalten hat, aber noch nicht zusammengebrochen ist.
    »Er macht mich wahnsinnig mit seinem Gerede«, stöhnte er. »Ich will nicht ins Zuchthaus, Anselmo. Ich will nicht…«
    »Du wirst dich selbst hineinbringen, wenn du auf seinen Bluff reinfällst«, zischte der andere. Er packte seinen hünenhaften Kumpanen an den Jackenaufschlägen und schüttelte ihn.
    »Nimm Vernunft an, du Idiot! Nimm Vernunft an und halte deinen Mund!«
    Ich lag noch auf der Erde und rieb mir das Kinn. Der Stuhl war unter meinem Gewicht in Trümmer gegangen.
    Ich stand auf, klopfte mir die Kleider ab.
    »Du bist zu hitzig, Mad«, sagte ich ruhig.
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