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0262 - Belphégors Höllentunnel

0262 - Belphégors Höllentunnel

Titel: 0262 - Belphégors Höllentunnel
Autoren: Jason Dark
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sagte er und legte seine Hand auf die Klinke. Er brauchte sie nicht nach unten zu drücken. Ein leichter Stoß mit dem rechten Knie reichte aus, um die Tür nach innen zu schieben, wobei sie mit der Unterkante häßlich über den Boden schabte. Ich verzog das Gesicht.
    Hatte ich mich vorhin über den Geruch im Tunnel beschwert, so konnte man ihn im Vergleich zu dem, was uns jetzt entgegenströmte, noch als angenehm bezeichnen.
    Einen Mief bekamen wir zu atmen, der schon kaum mehr zu beschreiben war. Menschliche Ausdünstungen, vermischt mit saurem Wein, altem Mief aus feuchten Kleidern und dem Gestank von Erbrochenem.
    Der Raum, den wir betraten, war relativ groß. Er diente dem Schäfer zum Aufenthalt ebenso wie zum Schlafen. Wir sahen ein Lager. Es bestand aus einem eisernen Bettgestell, auf dem eine Matratze lag. Eine Feuerstelle sahen wir, Regale, einen alten Schrank, Tisch und Stühle.
    Aber auch Waffen.
    Die beiden Schrotflinten hingen an der Wand. Sie schienen die einzig gepflegten Dinge in diesem Haus zu sein.
    Als ich tiefer in die Hütte hineinschritt, sah ich auch die zahlreichen leeren Flaschen. Sie schauten mit den Hälsen oder den Böden unter dem Bett hervor.
    Ausgetrunken bis auf den letzten Tropfen.
    Der Mann konnte wirklich einen Stiefel vertragen, nur ihn selbst entdeckten wir nicht.
    »Wo kann der sich nur verkrochen haben?« murmelte Inspektor Brel, wobei er gleichzeitig Sukos Finger mit seinem Blick folgte. Mein Freund wies auf eine zweite Tür.
    »Wo geht es dorthin?« fragte er.
    »In einen Anbau oder Stall, nehme ich an.«
    »Schauen wir nach«, sagte ich, drängte mich an Suko und dem französischen Kollegen vorbei und zog die Tür auf.
    Sie war nicht abgeschlossen. Dennoch hatte ich Mühe, sie aufzuziehen.
    Schließlich hatte ich die Tür aufgewuchtet, zog sie herum und stand vor Schrecken starr.
    Jeder von uns sah Cuccu, den Schäfer.
    Seine verbrannt wirkende Leiche hing an der Tür. Sie wurde von einem Messer gehalten!
    ***
    Jean Leduc war ein anderer geworden. Ein Diener der Hölle, das Mitglied einer verschworenen, furchtbaren Gemeinschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, einem Dämon zu gehorchen.
    Er sah aus wie ein Monstrum, und doch lebte er.
    Er konnte sich frei bewegen: Er ging, er setzte sich und fühlte sich relativ wohl.
    Nur undeutlich konnte er sich an die ersten Stunden seiner Verwandlung erinnern. Man hatte ihn in den großen Wagen gepackt und weggefahren.
    Wohin, das konnte er nicht sagen. Die Zeit war ihm jedoch nicht lang vorgekommen. Sie mußten also in der Nähe des Tunnels sein. Dann hatten sie ihn aus dem Wagen geholt und in einen seltsamen Kellerraum eines großen Hauses geschafft.
    In dem befand er sich noch immer.
    Es war ein Zimmer mit acht Ecken. Das allein konnte man schon als ungewöhnlich bezeichnen, doch jede bestand aus einem Spiegel. Es waren keine normalen Spiegel, sondern solche, die seltsam schwarz schimmerten. Da sich Jean Leduc in der Mitte des Raumes aufhielt und sich dabei auch drehte, konnte er jedesmal in einen anderen Spiegel schauen, und er sah sich auch darin.
    Sein Körper wirkte verschwommen und weich. Längst nicht so klar wie bei einem normalen Spiegel, und er fragte sich, ob er es überhaupt war, der sich auf den Flächen abzeichnete.
    Und überhaupt, wo kam das seltsame blaue Licht her, das ihn einhüllte?
    An den Wänden sah er keine Lampen. Deshalb drückte er den Kopf in den Nacken und blickte in die Höhe.
    Da sah er die Quelle.
    Das Licht wurde von der Decke abgestrahlt. Solch eine Decke hatte er ebenfalls noch nie gesehen, denn sie bestand — obwohl es kaum glaubhaft war — aus Spiegelglas; dahinter mußten sich kleine Lampen befinden, die das Licht abgaben.
    Und noch etwas fiel ihm auf.
    Es war ein Hocker mit schwarzer Sitzfläche. Er stand mitten im Raum.
    Auf der Sitzfläche lag ein Gegenstand, den Jean Leduc bereits bei seinen Entführern gesehen hatte.
    Es war eine Peitsche.
    Wie magisch wurden seine Blicke von der Peitsche angezogen. Er fühlte das seltsame Kribbeln in seinem Innern. Es war ein Drang, der ihn zu der Peitsche hinführte, und er ging mit zögernden Schritten darauf zu.
    Vor dem Stuhl blieb er für einen Moment stehen, senkte danach den Arm, und seine rechte Hand umklammerte den Griff, der sich seltsam hautfreundlich anfühlte, etwa wie warmes Leder.
    Vorsichtig hob er die Peitsche an. Obwohl er so ein Instrument noch nie in der Hand gehabt hatte, fühlte er sich wohl, als er es festhielt, und er bewegte
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