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0245 - Verdammt und begraben

0245 - Verdammt und begraben

Titel: 0245 - Verdammt und begraben
Autoren: Jason Dark
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Ertrinkender den Rettungsanker.
    Marek wollte Rache nehmen.
    Durch nichts ließ er sich davon abhalten. Bevor ich es verhindern konnte, stürzte er schon vor. Er rannte in mächtigen Sätzen auf den Baron zu, den rechten Arm hielt er hoch, die Spitze des Pfahls zeigte in die Richtung des Unheimlichen, den Marek mit einem gewaltigen Stoß durch die Brust des Blutsaugers treiben wollte.
    »Bleib hier!« rief ich.
    Marek hörte nicht. Wie von Sinnen war er, und aus seinem Mund löste sich ein irrer Schrei, als er vom Nebel verschluckt wurde.
    »Mörder!« brüllte er. »Verdammte Bestie, ich stoße dir das Herz aus dem Leib, du dreckiger… aaahhh …«
    Seine Worte brachen ab. Ein gurgelnder Schrei folgte.
    Ich war natürlich nicht stehengeblieben, hatte mich auf Mareks Fersen gesetzt, sah noch, wie er während des Schreis mit den Armen ruderte und plötzlich verschwand, als hätte ihn eine unheimliche Kraft in die Erde gerissen.
    Den Aufprall hörte ich nicht, doch das Verschwinden des Pfählers warnte mich, ich wurde vorsichtig und reduzierte mein Tempo um die Hälfte. Nach wenigen Sekunden entdeckte ich das, was dem armen Marek zum Verhängnis geworden war.
    Ein offenes Grab.
    Er war nicht nur dort hineingefallen, sondern auch in den deckellosen Sarg, der das Grab ausfüllte.
    Noch bevor ich das Grab erreicht hatte, hörte ich das höhnische Lachen, riß den Kopf wieder hoch und schaute dorthin, wo ich den Vampir beim erstenmal gesehen hatte.
    Er stand nicht mehr dort.
    Wie ein Spuk war er im Nebel untergetaucht!
    Vor Wut ballte ich meine Linke. Die Rechte umklammerte den Griff der Bolzenwaffe. Sie hatte ich nicht einsetzen können, denn für einen sicheren Treffer war die Distanz zwischen dem Vampir und mir zu groß gewesen.
    Etwas wußten wir.
    Der Baron befand sich in der Nähe. Und er bewegte sich als Untoter durch das kleine Gräberfeld.
    Das Stöhnen des alten Marek riß mich aus meinen Gedanken. Ich senkte den Blick, schaute in das Grab, sah Frantisek im Sarg liegen und bemerkte auch, daß er das linke Bein angezogen hatte und sich seinen Knöchel hielt.
    »Kannst du dich aufstellen?« fragte ich.
    »Weiß ich nicht. Verdammt«, er verzog das Gesicht, »die alten Knochen taugen nichts mehr. Am besten wird es sein, wenn ich mir selbst den Pfahl in die Brust ramme.«
    »Kein Selbstmitleid jetzt!« fuhr ich ihn an. »Komm hoch, ich brauche dich noch!«
    »Unsinn.«
    Ich kniete längst und streckte ihm meine rechte Hand entgegen.
    Dabei hatte ich den Blick angehoben, denn ich wollte die Gegend vor mir nicht aus den Augen lassen.
    Dort blieb alles still. Nur die Nebelschwaden liefen ineinander und zogen in trägen Schleiern über den trostlosen Totenacker.
    Marek ergriff meine Hand. Er stützte sich selbst noch mit dem gesunden Fuß ab und kletterte schließlich keuchend aus dem Grab.
    Ich half ihm auf die Füße.
    Als er auftrat und sein Gewicht auf den linken Fuß verlagerte, da stöhnte er.
    »Scheiße!« sagte der Pfähler. »Der macht es nicht mehr so, wie ich will, John.«
    »Schaffst du es bis zum Hubschrauber?«
    »Du willst mich aus dem Spiel lassen, wie?«
    »Nicht gern, Frantisek, aber sieh doch selbst, dein Bein hält die Belastung nicht aus.«
    Er verzog das Gesicht. Ich sah, daß er Schmerzen hatte. Auf seiner Stirn perlte Schweiß. »Gut, ich werde es versuchen. Vielleicht schaffe ich es. Und wenn mir den Baron begegnet…«
    »Um den kümmere ich mich.«
    Marek stützte sich an einem Grabstein ab, damit er sein Bein nicht so zu belasten brauchte. »Du willst dich um ihn kümmern, John? Verdammt, nimmst du mir alles weg?«
    »Denk doch nach, Frantisek!« sprach ich mit beschwörender Stimme. »Der Vampir ist beweglich, du bist es nicht mehr. Aber du wirst es wieder. Leider mußt du noch ein paar Wochen warten, bis die Sache geregelt ist. Und jetzt…«
    Schüsse!
    Die Echos klangen über den Friedhof und rissen mir die nächsten Worte von den Lippen.
    Ich stand für einen Moment regungslos. Zweimal war geschossen worden, und am Klang hatte ich die Beretta erkannt.
    Meine Waffe.
    Suko trug ebenfalls eine. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder hatte er geschossen oder der Pilot.
    »Soll ich immer noch zum Hubschrauber laufen?« erkundigte sich der alte Marek.
    »Nein, das erledige ich!« Nach dieser Antwort traf mich der dünne Eisregen.
    ***
    Der Pilot schaute den Männern so lange nach, bis er sie nicht mehr sehen konnte. Der Nebel legte sich wie ein graues Band zwischen ihn und den Fremden.
    Jarek
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