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024 - Lebendig begraben

024 - Lebendig begraben

Titel: 024 - Lebendig begraben
Autoren: Hugh Walker
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männliche Stimme entschuldigend. „Aber für uns bleibt die Tatsache bestehen, dass Bermann verschwunden ist. Es gibt auch keine Leiche. Und Sie kannten Bermann recht gut. Wir müssen uns also an Sie halten. Überlegen Sie noch einmal! Wir kommen wieder. Wiedersehen.“
    Eine Tür ging, und ich hatte Mühe, meine aufgescheuchten Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Es war also doch kein Alptraum gewesen. Aber ich war nicht tot! Wagners Schnitt war nicht tödlich gewesen. Und jemand hielt mich hier versteckt.
    Ich hatte ihre Stimme sofort wieder erkannt. Sie gehörte dem Mädchen, das mich vom Scheiterhaufen befreit hatte. Geisslers Tochter! Welche Ironie! Aber dann fielen mir auch Geisslers Worte wieder ein. Er sagte, sie hätte sich mit meinem Vater eingelassen.
    Mitten in diesem Wirrwarr von Überlegungen öffnete sich die Tür, und das Mädchen kam herein. Nun im Licht sah ich erst, wie hübsch sie war; und wie jung; und wie entschlossen. Sie löste einen Sturm von Gefühlen in mir aus, und auf eine seltsame, unbegreifliche Art war sie mir nicht fremd, als besäße mein Körper eine Erinnerung an sie, an ihre Nähe.
    Sie bemerkte, dass ich wach war, und ihre Augen wurden groß. Ich glaubte, Furcht in ihnen zu entdecken, die die Freude überschattete.
    Sie lehnte sich gegen die Tür und schloss einen Moment die Augen.
    „Ich hatte recht“, flüsterte sie atemlos. Sie kam auf mich zu, umarmte mich und rief aufgeregt: „Du lebst, Gerrie! Endlich! Endlich lebst du wieder!“
    Sie hieß Franziska. Ihr Name erweckte ein vages Gefühl von Vertrautheit. Sie war bisher von allen Personen der Vergangenheit die einzige, die eine Spur hinterlassen hatte.
    Warum nur Franziska? Warum nicht ihr Vater? Oder andere aus meinem Leben in Forchting? Vielleicht, weil ich in sie verliebt gewesen war?
    Sie beantwortete nur wenige meiner Fragen. Ich sollte mich erst erholen. Das tat ich auch während der nächsten Tage. Franziska riet mir, mein Forchtinger Erlebnis niederzuschreiben oder mir wenigstens Notizen zu machen. Sie war äußerst bestürzt, dass ich meine Vergangenheit so gründlich vergessen hatte, und war sicher, dass das wieder geschehen würde.
    Für mich sprach sie in Rätseln. Sie schien etwas zu wissen, aber nicht den Mut zu finden, mit mir darüber zu reden.
    Das Haus, in dem ich mich aufhielt, war Geisslers Haus, das ich nach Franziskas Berichten schon mehrmals betreten hatte.
    Ich kam rasch zu Kräften und nützte diese ruhigen Tage dazu, mit Franziska zusammen die Forchtinger Geschehnisse zu analysieren und niederzuschreiben. Die Erinnerungen waren noch klar und lebendig in mir, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich all das wirklich vergessen könnte, was mir Franziska immer drängender prophezeite.
    Wir kamen auch darauf zu sprechen, wie sie nach Forchting gekommen war. So erfuhr ich, dass ihr Vater mich hatte beiseite schaffen lassen in der Nähe von Gerheim. Geissler hatte es für endgültig gehalten, aber sie hatte gewusst, ich würde wieder auftauchen. Sie hatte gewartet und die Zeitungen studiert. Ihr Vater war ihr aber zuvorgekommen und hatte die Berichte vor ihr versteckt. Seine häufige Abwesenheit war ihr aufgefallen, und sie hatte ihm nachspioniert. Sie war gerade noch rechtzeitig gekommen. Als sie sah, was in Forchting vorging, hatte sie die Gerheimer Polizei verständigt.
    Franziska hatte mich also gerettet. Sie war Sekunden bevor die Polizeiwagen den durch den brennenden Scheiterhaufen hell erleuchteten Platz erreichten, aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht, hatte mich in das dichte Unterholz gezogen, mich zu ihrem Wagen geschleppt und dann zur Stadt zurückgebracht.
    In Gerheim waren inzwischen noch immer Nachforschungen im Gange. Schließlich fehlte unter anderem der Mörder Geisslers. Und mir war nun auch klar, warum Franziska mich vor der Polizei verbarg. Ich war spurlos verschwunden. Damit stand ich unter starkem Verdacht, Geissler ermordet zu haben. Denn dass die Forchtinger den wahren Sachverhalt für sich behalten würden, darauf konnte ich wetten. Aber selbst wenn die ganze Wahrheit ans Licht kam, blieb die Tatsache bestehen, dass ich ja wirklich Geissler ermordet hatte.
     

     

Franziska liebte mich. Und ich brauchte über meine Gefühle für sie nicht lange nachzudenken. Es war, als wäre ich zum ersten Mal in meinem Leben zur Ruhe gekommen, obwohl ich alles andere denn ruhig war.
    Eine Frage quälte mich immer mehr, über die Franziska die Diskussion vermied. Sie antwortete
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