Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0237 - Die drei Sternenbrüder

Titel: 0237 - Die drei Sternenbrüder
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
durch den Felsboden fuhren, war das ununterbrochene Rollen und Stampfen eines mörderischen Erdbebens geworden. Felsblöcke lösten sich von ihrer Unterlage und rollten unter den Schwankungen des Grundes kreuz und quer. Überall wallte dichter Staub auf und begann die Sicht zu verdecken. Nur der Strom blauen Feuers immer höher in die Leere des Weltalls hinaufschießend, blieb deutlich erkennbar.
    Kim klammerte sich an eine stämmig gewachsene Felsnadel, die so aussah, als könnte sie dem Getöse noch ein paar Minuten lang standhalten. Durch den wirbelnden Staub kam Yoturs Gestalt auf ihn zugewankt. Grimmig schrie Kim in sein Helmmikrophon: „Häuptling eins an Shift. Wenn ihr es nicht in einer oder zwei Minuten schaffen könnt, braucht ihr euch gar keine Mühe mehr zu geben!"
    Die Antwort kam schwach und verzerrt.
    „... keine Angst... gleich da... Schwierigkeiten... Navigation..."
    Vorsichtig, um den Halt nicht zu verlieren, drehte Kim sich um. Er stemmte die Füße so hart in den Boden, wie er konnte, und preßte die Schultern gegen den Fels. Auf diese Weise konnte er das Gelände vor sich übersehen, so weit es der immer dichter werdende Staub erlaubte. Etwa alle zehn Sekunden sprach er ein paar mehr oder weniger sinnvolle Worte ins Mikrophon, um dem Shiftpiloten das Einpeilen leichter zu machen.
    Während die Sekunden verstrichen, wuchs die Wucht des Erdbebens für Kim bestand kein Zweifel mehr daran, daß der Außenposten, als er den Intelligenten angriff, um die Führung an sich zu reißen, schlummernde Energien ausgelöst hatte, von deren Existenz weder er noch einer seiner Brüder wußte.
    Vielleicht handelte es sich um alte Speicher, die noch von dem einstigen Moby gebildet worden waren.
    Vielleicht war es zu einer Interferenz von Bewußtseinsenergien gekommen, als der Unzufriedene zuschlug.
    Niemand wußte es, und niemand würde es je erfahren können. Die freigesetzten Energien schienen ausreichend, um den gewaltigen Körper des Mobys in kleinste Bestandteile zu zerreißen. Die Unzufriedenheit des einen Bruders brachte allen dreien den Tod.
    Kim empfand Bedauern. Die Entstehung der drei Brüder aus dem merkwürdig angelegten Gehirn des alten Mobys, ihr Vorhandensein als individuelle Intelligenz, ihre Fähigkeit, zusätzliches Wissen zu gewinnen und so zu fühlen und zu denken wie organische Wesen, obwohl sie vom ersten bis zum letzten Molekül aus anorganischer Materie bestanden - all das machte sie zu einem Phänomen. Es war schwer abzuschätzen, wieviel die Biophysik von den drei Brüdern über die Entstehung der Intelligenz hätte lernen können. Auf jeden Fall eine ganze Menge.
    Aber in ein paar Stunden würde es den toten Moby, in dessen riesigem Leib drei intelligente Wesen hausten nicht mehr geben.
    Ein donnernder Krach und blendender blauer Feuerschein schreckten ihn aus seinen Gedanken.
    Etwa zehn Meter vor ihm, im Dunst kaum noch zu sehen, hatte sich der Boden zu einem kreisrunden Loch geöffnet, aus dem ein dicker Strahl aus gleißendblauem Feuer hervorschoß. Instinktiv griff Kim zur Seite, bekam Yotur an der Schulter zu fassen und riß ihn mit sich. So schnell ihn die Füße trugen, hastete er um die plumpe Felsnadel herum. Inzwischen hatte Yotur die Lage erfaßt und lief von selbst.
    So rasch sie konnten, versuchten sie, Distanz zwischen sich und das feuerspeiende Loch zu legen.
    Kim warf einen raschen Blick rückwärts. Er sah die Felsnadeln taumeln und sich zur Seite neigen.
    Der Sturz riß sie in tausend Stücke, die der Strom des Feuers emporschleuderte und wie Regen über die Umgebung versprühte. Einer der Splitter traf Kim an der Schulter und warf ihn um. Vor Schreck gelähmt, wartete er auf das tückische, zischende Geräusch, das das Entweichen der Luft aus seinem Schutzanzug ankündigte.
    Aber er hatte noch einmal Glück gehabt. Die Schulter schmerzte, als stäche ihn einer mit einer dicken glühenden Nadel Aber der Anzug hatte gehalten.
    Plötzlich hörte er Yotur schreien. Schwankend kam er wieder auf die Beine, nur um unter einem kräftigen Erdstoß den Halt wieder zu verlieren. Als er aufsah, entdeckte er dicht über sich in wirbelnden Staubwolken die Konturen des Shifts.
    Die Erleichterung überfiel ihn mit solcher Wucht, daß er zu schwach war, um sich aufzurichten. Noch immer benommen, bemerkte er kaum, wie Yotur ihm unter die Arme griff und ihn in die Höhe zog. Der Shift schwebte dicht neben ihnen, und die Schleuse stand weit offen. Kim erinnerte sich später nicht mehr,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher