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0218 - Grauen in der blauen Stadt

0218 - Grauen in der blauen Stadt

Titel: 0218 - Grauen in der blauen Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wiederholte sie die Liebkosung bei Monica. »Trotzdem - ich danke euch«, flüsterte sie.
    »Wir konnten seine Gedanken wahrnehmen«, sagte Monica. »Als er - als er freigegeben wurde!«
    »Als er starb«, ergänzte Uschi. »Er ist gestorben. Er lebte, wenn man eine solche Existenz als Leben bezeichnen kann. Ich glaube, wir sind Mörder.«
    »Mörder an einer Bestie?« fragte Zamorra krächzend. »Nein.«
    »Er war keine Bestie«, sagte Monica. »Er war fest davon überzeugt, das einzig richtige zu tun und sich dafür zu opfern!«
    »Das ist das Böse immer«, sagte Zamorra leise.
    Monica schüttelte den Kopf.
    »Nein, Zamorra. Er war nicht böse. Es war - irgendwie anders. Wir konnten seine Gedanken erkennen, als er verging. Er war irgendwie verzweifelt, weil es ihm nicht gelungen war, uns unschädlich zu machen. Er wollte das Böse vernichten!«
    »Hä?« machte Nicole.
    »Das Böse vernichten?« fragte auch Zamorra.
    »Ja… er hielt uns für Dämonen oder zumindest für deren Knechte! Er wollte sich und die anderen befreien…«
    »Das ist unfaßbar«, murmelte Zamorra. »Bist du sicher, daß ihr euch nicht getäuscht habt? Daß er euch etwas vorgaukelte, um euch zu irritieren und Zwietracht zu säen?«
    Monica erwiderte seinen prüfenden Blick.
    »Zamorra, kann ein Sterbender lügen?«
    Das machte ihn sprachlos. Sie hatte Recht. Ein Sterbender lügt nicht. Nicht einmal die Dämonen, die Herren der Unterwelt, machten da eine Ausnahme. Aber es war unbegreiflich.
    Sie, die Menschen, sollten das Böse verkörpern?
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte er leise. »Ich kann es einfach nicht glauben…«
    Aber tief in seinem Inneren war eine Stimme, die fragte: Und warum hat dein Amulett den Knochenmann nicht angegriffen?
    ***
    Susans Gedanken überschlugen sich. Sie haben die Flucht bemerkt! dachte sie völlig richtig. Und jetzt lauern sie mir auf!
    Ihr klopfendes Herz, glaubte sie, mußte durch die ganze Stadt zu hören sein.
    Noch einmal wollte sie sich nicht gefangennehmen lassen. Sie wollte die winzige Chance nutzen, die sich ihr bot: sie hatte den Schatten gesehen!
    Sie wich zurück, vorsichtig und ohne den Schatten aus den Augen zu lassen. Deutlich waren die Rippenbögen zu sehen, zwischen denen Mondlicht hindurch schien, und raubte auch die letzte Illusion, es könne sich um verkleidete Menschen handeln, die nur fantastische Kostüme trugen.
    Da stieß sie mit dem Fuß gegen einen Stein, den sie rückwärts gehend nicht bemerkt hatte. Ein Geräusch entstand.
    Schlagartig sprangen die beiden Skelette hinter der Hausecke hervor. Zwei Knochenmänner, deren Augenhöhlen seltsam dunkel glühten!
    Sie waren unheimlich schnell und streckten ihre Arme besitzergreifend nach der Archäologin aus.
    Aber noch schneller war etwas anderes, das sie packte und gegeneinander schleuderte. Funken sprühten aus den Augenhöhlen wie bei einem Kurzschluß, und dann zerfielen die beiden Skelette zu Staub.
    Jemand rief etwas. Susans Namen!
    Aber sie hörte die Stimme nicht. Sie lief davon, panische Furcht im Nakken. Sie begriff gar nicht, das die beiden Skelette zerstört worden waren. Sie lief weiter und weiter und direkt in die Arme anderer Knochenmänner, die ihr gefolgt waren.
    ***
    »Diese Närrin!« stieß Bill Fleming hervor und trat auf die Kreuzung hinaus. »Warum ist sie nicht stehen geblieben? Diese beiden Staubhaufen konnten ihr doch nichts mehr tun…«
    »Sie haben das gemacht?« staunte William P. Davies.
    Bill nickte. »Ein wenig Weiße Magie«, sagte er. »Zaubersprüche, die Zamorra mir einmal beibrachte. Aber täuschen Sie sich nicht; es genügt bei weitem nicht, sie einfach herunterzuleiern. Es gibt ganz bestimmte Betonungen. Werden sie falsch gesprochen, ist die Wirkung dahin oder wendet sich gegen den Benutzer. Es gibt auch eine Reihe von Zeichen, die beschrieben werden müssen und dazugehören. Und… es kostet Kraft. Ich kann so etwas nicht alle Tage machen.«
    »Aber es würde reichen, uns vor den Skeletten zu schützen?« hoffte der Archäologe. Doch der Historiker schüttelte den Kopf.
    »Es braucht ein paar Sekunden, sich zu entwickeln, und eine Menge Konzentration. Geraten wir in einen Hinterhalt, dauert die Zauberei zu lange.« Er lachte leise. »Was glauben Sie wohl, warum so viele echte Zauberer ein sehr kurzes Leben haben?«
    »Aber was machen wir jetzt?« fragte Davies und zeigte auf die davonlaufende Kollegin.
    Bill zuckte mit den Schultern.
    »Zuschauen, wie die Skelette sie abschleppen«, sagte er.
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