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020 - A.S. der Unsichtbare

020 - A.S. der Unsichtbare

Titel: 020 - A.S. der Unsichtbare
Autoren: Edgar Wallace
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»Ich habe eben meinen Beruf«, erwiderte er dann unbestimmt.
    »Hast du ein Büro?«
    »Ja, ich habe auch ein Büro.«
    »Wo liegt es denn?«
    »Ich benütze meistens andere Büros - ich habe viele Freunde und mein « Er stockte wieder. »Ich besuche meine Kunden möglichst in ihren Wohnungen.«
    »Du bist weder Rechtsanwalt noch Arzt. Du bist auch kein Börsenagent - ich muß sagen, Artur, daß du fast ebenso geheimnisvoll bist wie - wie Scottie, wie du ihn nennst. Ich meine unseren armen Professor. Aber nun gehst du besser nach Hause«, sagte sie dann unvermittelt. »Ich bin nicht peinlich in bezug auf Anstandsregeln« - von oben kam ein Poltern und sie schaute zur Decke hinauf - »aber wenn mein Vater zu Bett gegangen ist - ich glaube, er hat eben seine Stiefel ausgezogen , dann kannst du nicht mehr bleiben.«
    »Du hast wohl nicht mehr nachgedacht über «, begann er zögernd. »Ich möchte dich nicht drängen oder Vorteil aus ... aus der jetzigen Lage ziehen ... «
    Sie sah ihn freundlich an. Er hatte ein großes Gesicht, gepflegtes Haar und einen kleinen, schwarzen Schnurrbart. Stella hatte manchmal die Vorstellung, daß sich eine schwarze Raupe auf seine Oberlippe verirrt hätte, und zuweilen kam ihr seine ganze Erscheinung ein wenig lächerlich vor. Aber heute abend empfand sie nur Mitgefühl mit ihm.
    »Ich habe über alles nachgedacht, Artur - es ist ganz unmöglich. Ich möchte überhaupt nie heiraten. Und nun geh nach Haus und vergiß das alles.«
    Er hatte den Blick gesenkt. Es folgte ein tiefes Schweigen. Sie wollte ihn nicht in seinen Gedanken stören, die nicht allzu rosig zu sein schienen.
    Aber plötzlich fuhr er auf: »Stella, es wäre besser, wenn du nicht immer derartige Redensarten gebrauchen und mich wie einen kleinen Jungen behandeln würdest, den man beruhigen muß. Du bist eine Frau, ich bin ein Mann. Ich biete dir etwas. Ich habe eine Stellung und eine Existenz, und wenn Merrivan einmal stirbt ... nun, du weißt, ich bin sein einziger Verwandter. Du bist pekuniär in einer sehr bedrängten Lage, erst heute warst du wieder wegen irgendeiner Geldgeschichte in der Stadt. Ich weiß zwar nicht, um was es sich handelt, aber früher oder später werde ich es erfahren. Du kannst dich nicht länger in Beverley Green halten. Dein Vater hat so viel getrunken, daß schon zwei hohe Hypotheken auf dem Haus lasten, und es wird nicht mehr allzulange dauern, bis er auch die Möbel und die ganze Einrichtung vertrunken hat. Wenn du glaubst, es sei schön, sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, so irrst du. Fünf von sieben Chefs werden versuchen, mit dir ein Verhältnis anzufangen - das sind altbekannte Geschichten. Ich wäre bereit, den armen, alten Säufer in einem Trinkerheim unterzubringen. Dort wird ihm der Alkohol entzogen. Entweder bricht er dann ganz zusammen und stirbt bald, oder er wird geheilt. Er hat es nicht anders gewollt, es mußte so kommen. Zuerst wollte ich einen anderen Weg einschlagen, aber es ging nicht. Du bist jetzt erwachsen und wirst verstehen, daß Strenge das Beste für solche Menschen ist. Stella, ich liebe dich mehr als sonst etwas auf der Welt -und ich weiß alles!«
    Die letzten Worte hatte er mit erhobener Stimme gesprochen. Sie bewegte ihre Lippen, brachte aber kein Wort heraus.
    »Ich weiß genau, wie schlimm es um deine Angelegenheiten steht, und ich sage dir, daß ich davon Gebrauch machen werde, um dich zu bekommen. Solltest du bei deiner Weigerung bleiben, so würde ich selbst vor einer verbotenen Handlungsweise nicht zurückschrecken.«
    Sie verkehrten schon so lange miteinander, daß sie sich offen und ohne Zurückhaltung die Wahrheit sagten. Er war der einzige Mann, der sie mit ihrem Vornamen ansprach, und auch sie nannte ihn Artur. Für sie war er ein junger Geschäftsmann, der gut Tennis spielte, ausgezeichnet tanzte und mit mehr oder weniger großer Genugtuung von sich selbst sprach. Er besaß ein hübsches Auto und gefiel ihr unter ihren Bekannten am besten.
    Sie war bestürzt und ärgerlich, aber sie war nicht verletzt. Sie erschrak nur darüber, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hatte das Gefühl, daß sie beim Bridgespiel unachtsam und zerstreut die falsche Karte gegeben und infolgedessen das Spiel verloren hätte. Sie empfand sogar im Augenblick den sonderbaren Wunsch, sich bei ihm zu entschuldigen, weil sie sich dermaßen in seinem Charakter getäuscht hatte. Sie war im Unrecht, nicht er. Artur hatte gerade und offen gesprochen, er war
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