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0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

Titel: 0196 - Flucht vor den Riesenspinnen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra gewohnt, hatte sich schon oftmals in viel fantastischeren Geschehnissen verstrickt befunden.
    Es war etwas anderes.
    Die Toten.
    Die Etrusker, die hier einstmals beigesetzt worden waren, um für ewig ihre Ruhe zu finden. Wurden sie nicht durch dieses nächtliche Eindringen gestört? Viele Menschen wagen es nicht, bei Nacht einen Friedhof zu betreten. Eine unerklärliche Scheu, vielleicht Achtung vor den Toten, vielleicht auch eine jahrmillionenalte Angst vor dem Unerklärlichen, vor der Dunkelheit und vor dem Tod, hier alles in konzentrierter Form vereint, hielt sie davon ab. Und dieser Hügel mit seinen unterirdischen Gängen und Kavernen - er war doch nichts anderes als ein Friedhof in anderer Form!
    Zamorra erschauerte unwillkürlich. Die Aura des Unheimlichen, des Mystischen sprang ihn an. Wurde der Etrusker-Friedhof nicht entweiht?
    War er nicht schon entweiht worden durch die Tätigkeit des Schattens oder der Spinne?
    Unwillkürlich ging Zamorra langsamer, drehte sich nach Manuela um. Im Widerschein der Lampenstrahlen war ihr Gesicht totenblaß und leicht verkrampft. Fühlte sie dasselbe, was auch Zamorra empfand?
    »Ich glaube nicht«, sagte er mühsam beherrscht und langsam, wie um sich selbst von dem Gesagten zu überzeugen, »daß die Toten uns Übles wollen. Denn wir kommen doch, um die alte Ordnung und den Frieden wieder herbeizuführen!«
    Manuela schluckte.
    »Ich habe Angst«, sagte sie leise.
    Zamorra nickte nur. Er empfand es durchaus nicht als ungewöhnlich, daß die Studentin vorhin im Freien noch das große Wort geführt hatte und jetzt klein beigab.
    Er spürte es an sich selbst.
    Auch er hatte Angst. Eine Angst, die aus tausend verschiedenen Einzelempfindungen zusammengesetzt wurde. Angst vor dem Unbekannten, Angst vor der Gefahr, und noch größere Angst um das Leben und Wohlergehen von Nicole und Bill.
    Aber er durfte es nicht laut sagen. Er war der Pfeiler, an dem Manuela sich aufrichtete.
    Schritt für Schritt drangen sie tiefer in die Finsternis ein.
    Finsternis - das Element des Bösen…!
    ***
    Wie hypnotisiert starrte Nicole die mattschwarze Kugel an. Sie bewegte sich langsam.
    Es war kein Vorwärtsrollen, sondern ein öffnen. Ein Äquatorspalt bildete sich, und langsam wurde die obere Schale angehoben. Trotz der Dunkelheit, die nur von dem flackernden Kerzenschein mäßig erhellt wurde, konnte Nicole den lautlosen Vorgang in aller Deutlichkeit erkennen.
    Immer noch wußte sie nicht genau, worauf sie eigentlich lag. War es eines der etruskischen Gräber, dessen Oberfläche abgeräumt worden war, oder handelte es sich um einen nachträglich in dieses Gewölbe geschafften Altarstein, wo irgendjemand dämonischen Götzen huldigte?
    Nicole neigte zu letzterem, weil die Fläche, auf der sie lag, breiter war als ein etruskischer Steinsarg.
    Die Kugel war jetzt gänzlich geöffnet. Etwas ebenfalls Schwarzes, das sie restlos gefüllt hatte, erhob sich daraus. Lange, dünne Beine tasteten sich vorwärts. Eine faustgroße Spinne, jedem auf der Erde existierenden Exemplar unähnlich durch den riesigen Körper und die dünnen Beine, kroch aus der Kugel hervor und setzte alle acht Beine auf die Steinplatte.
    Nicole stöhnte unterdrückt auf.
    Die beiden Veränderten schenkten ihr keinen Blick, diese Wesen, die einmal Menschen gewesen sein mußten und jetzt wie aufrecht gehende, schlanke Spinnen aussahen. Nicole glaubte eine weitere Veränderung an ihnen zu registrieren. Waren ihre Körper nicht ein wenig dicker geworden, die Köpfe größer? Und zeigte sich nicht bereits eine Neigung nach vorn?
    Die Befürchtung stieg in ihr auf, daß in ein paar Stunden oder Tagen diese beiden Menschenspinnen sich restlos umgeformt haben würden und auf allen achten krochen.
    Ihre Vision!
    Die Riesenspinne mit dem menschlichen Totenschädel!
    Abermals stöhnte sie auf.
    Mit kaum hörbarem Rascheln kam die Spinne, die der Kugel entschlüpft war wie der Drache dem Ei, näher. Quälend langsam, als genieße sie jeden Sekundenbruchteil der Angst, des Ekels und des Abscheus ihres Opfers.
    Nicole wollte sich aufbäumen, herumrollen. Einfach von der Steinplatte fallen lassen. Doch es gelang ihr nicht. Immer noch gehorchten die Muskeln nicht ihrem Willen. Die Lähmung dauerte an.
    Sie war hilfloses Opfer der großen Spinne, die jetzt in Hüfthöhe begann, ihren Körper zu besteigen. Deutlich sah Nicole die großen, scharfen Beißzangen des Insekts.
    Sie erschauerte.
    ***
    Jener, der sich Sergio Riccone nannte, wenn
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