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0181 - Blutige Dollars

0181 - Blutige Dollars

Titel: 0181 - Blutige Dollars
Autoren: Blutige Dollars
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aussah wie ein erfolgreicher Börsenmakler, und der, wie ich sie sehen konnte, auch die Bestellungen machte. Man trank Veuve Cliquot, in einem derartigen Lokal ein kostspieliges Vergnügen. Ich warf einen Blick auf die Getränkekarte und stellte fest, dass die Flasche umgerechnet fünfundzwanzig Dollar kostete.
    Man rechnete eben damit, dass die Amerikaner, sie sich hierher verirrten, nicht aufpassen würden.
    Dann erschien auch die milchkaffeebraune Tänzerin in einem cremefarbigen Seidenkleid, glitt wie ein Leopard durch die Tischreihen und begrüßte den Mann, der bei Alice und deren Freund saß. Der Herr erhob sich sogar und bot ihr einen Platz an. Gleich danach rief er nach einer neuen Flasche.
    Auf seiner anderen Seite musste noch jemand sitzen, aber die Person war durch die Wand verdeckt, die die Box von der nächsten trennte. Ich konnte sie nicht sehen, ich bemerkte nur, dass in ihrer Richtung gesprochen wurde, und ich sah eine bräunliche Hand, die von Zeit zu Zeit nach dem Sektglas griff.
    Ich hätte ja nun an die Präfektur telefonieren und darum bitten können, mir einen Detective zu schicken, der die Personalien und die Wohnung der Herrschaften feststellte. Aber das wäre zwecklos und nur eine Warnung gewesen. Es war besser, wenn ich blieb und aufpasste, wohin sie gingen. Zuerst jedoch musste ich mir einen Wagen besorgen. Ich bat den Wirt, mir ein Taxi zu bestellen. Aus früheren Zeiten kannte ich die Pariser Chauffeure und wusste, dass sie nicht nur intelligent sind, sondern dass man auch mit ihnen sozusagen Pferde stehlen kann, wenn man sich das etwas kosten lässt.
    Die kleine, hübsche Kellnerin meldete, der Wagen sei vorgefahren. Ich gab ihr zwanzig Franc für den Fahrer und bat sie, dem Mann auszurichten, er solle auf mich warten, gleichgültig, wie lange es dauere. Inzwischen bezahlte ich den runden Betrag von hundertzwanzig Franc.
    Es dauerte nicht mehr lange. Um zwei Uhr erhob sich die kleine Gesellschaft. Die Mulattin verschwand im Hintergrund und kam in einen Mantel gehüllt zurück. Auch die Dame, die ich nicht hatte sehen können, schloss sich an. Sie war über mittelgroß, schlank und hatte wundervolles kastanienbraunes Haar. Das Gesicht konnte ich nicht erkennen. Sie drehte mir den Rücken zu.
    Als ich vorsichtig hinausging, stieg der Herr, der die Zeche bezahlt hatte, zusammen mit dem hellbraunen Mädchen in einen weißen Simca-Sportwagen, während die anderen ein gerade vorbeikommendes Taxi anriefen und damit wegfuhren. Ich kletterte auf den Sitz neben den Chauffeur meines Taxis und hielt ihm vorsichtshalber den Ausweis der Polizeipräfektur unter die Nase.
    »Folgen Sie unauffällig.«
    Es ging in Richtung der Seine und über diese hinweg in die Vorstadt Coubevoie. Hier war eine reine Wohngegend, Häuschen in kleinen Gärten, wie aus einer Spielzeugschachtel. Es gaben wenige Gaslaternen, und kein Mensch war auf der Straße: in der Rue Louvain - ich hatte das Straßenschild im Vorbeifahren lesen können - verlöschten die Lampen des vor uns fahrenden Taxis. Nur das rote Schlusslicht brannte.
    Ich bat meinen Führer zu warten und ging gemütlich weiter. Auch das andere Taxi hielt an, nachdem es noch zwei Häuser weitergefahren war. Das konnte mir nur recht sein.
    Der Garten hatte keine Tür und so konnte ich ungehindert hineingehen. Um jedes Geräusch zu vermeiden, verließ ich den Weg und überquerte den Rasen. Auch dieses Häuschen war klein. Zwei Fenster waren erleuchtet, aber die Vorhänge zugezogen, die Haustür geschlossen. Ich musste mir also einen anderen Weg ins Innere suchen, und ich rechnete dabei mit dem Leichtsinn der Franzosen.
    Ich hatte mich nicht getäuscht. Die Hintertür war offen. Ich schlich durch die Küche, stieß natürlich gegen den Tisch und wartete einen Augenblick, um sicher zu sein, dass man mich nicht gehört hatte.
    Aus der kleinen Diele fiel mattes Licht in den Gang, von dem zwei Türen nach rechts und eine nach links abgingen. Ich öffnete leise und vorsichtig die erste. Das Zimmer war dunkel, aber aus dem Spalt einer nur wenig geöffneten-Tür fiel Licht und zeigte mir, dass es ein Schlafzimmer war, das Schlafzimmer einer Frau mit Toilettentisch und einem schweren Duft von Parfüm.
    Auf den Fußspitzen ging ich weiter. Ich konnte nicht ins Nebenzimmer sehen, aber ich verstand, was gesprochen wurde.
    »Hör, mein Kind«, das war besagter Eddy, »Du hast uns schon einmal um ein Haar ans Messer geliefert. Zum zweiten Mal können wir das nicht riskieren.
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