Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0173 - Unternehmen Nautilus

Titel: 0173 - Unternehmen Nautilus
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
„du" - ebenfalls eine Entgleisung der Kommunikations-Koordination, die ich auf seine Fehlschaltung zurückführte. Erstaunlicherweise konnten sich meine siganesischen Brüder nicht dazu überwinden, den Robot zu überprüfen. Anscheinend fand man seine „Ausrutscher", wie beispielsweise Chefphysiker Tranto Telra sagte, sehr erheiternd.
    Ich war der Leidtragende. Siganesen fluchen und schimpfen nämlich nicht, wissen Sie! Das liegt nicht in der Mentalität meiner Volkes, das aus unerklärlichen Ursachen von Generation zu Generation kleiner wird.
    „Hörst du das, Sir? Die liegen sich in den Haaren. Wenn alles klappt, muß in zehn Minuten das Schiff abstürzen. Sir - das wird aber spritzen!"
    Ich sah Koko streng an. Das „In-den-Haaren-Liegen" gehörte auch nicht zu der siganesischen Begriffs-programmation. Ich hatte mir schon vor Wochen erklären lassen, daß Kokos Speicherkapazität zur Aufnahme von noch achtunddreißig Millionen Sammelbegriffen ausreichte. Wenn er das ausgenutzt hatte, dann bekam ich sicherlich noch viel zu hören.
    „Kümmere dich um deine Aufgabe", sagte ich mit Nachdruck.
    „Das Boot krängt um fast ein Grad nach Steuerbord."
    „Verzeihung, Sir. Irrtum, Sir. Du stehst schief. Der atmosphärische Überdruck innerhalb der Zelle übt einen Stau auf deinen Gleichgewichtsapparat aus. Der Überdruck muß aber sein, da wir ständig in einer Wassertiefe von dreißig Metern leben. Da ein schneller Druckausgleich nach längerem Aufenthalt nicht angemessen ist, kommt es also innerhalb deiner organischen und daher anfälligen Ohren zu einer...!"
    „Aufhören!" unterbrach ich ihn.
    Kokos halbtransparente Gehirnumhüllung begann zu leuchten, ein Zeichen für eine angestrengte „Geistestätigkeit".
    „Der Begriff .aufhören' bezieht sich auf die Beendigung einer Tätigkeit; also auch auf die des Sprechens, das wiederum ein Folgeprodukt organisch-geistiger oder mechanisch ablaufender Denkvorgänge ist. Wenn ich in der Tat aufhören soll, so ist das nach den Richtlinien meiner Logik identisch mit dem Befehl zu meiner sofortigen Selbstvernichtung, denn ohne denken zu dürfen, bin ich so gut wie tot. Verstehst du das, Sir?"
    Ich sah den Birnenkopf mit der Fassungslosigkeit an, die mich immer dann überfiel, wenn er zu seiner Robotlogik Zuflucht nahm.
    „Nein, das verstehe ich nicht. Wenigstens will ich es nicht akzeptieren."
    „Das ist, mit Verlaub gesagt, Sir, ein Zeichen unklarer Überlegungsprozesse. Du hast mir befohlen, .aufzuhören'. Also muß ich mich vernichten. Soll ich mich vernichten?"
    „Nein!"
    „Wirklich nicht, Sir?"
    „Nein", sagte ich etwas lauter. Meine Stimme begann zu vibrieren. Die Lautspreeher der optischen Energietaster-Anzeige drohten zu bersten. Im Raum über Gatas tobte noch immer die Schlacht. „Sage es deutlicher, Sir. Ein Nein ist nicht bindend. Es kann den einmal gegebenen, eindeutigen Befehl nicht aufheben."
    „Ich sage aber nur nein."
    „Sir, widerrufe den Befehl", beschwor mich der Birnenkopf. Bittend erhob er die dünnen Metallarme.
    „Nein!"
    „Oh, verflixt, schon wieder. Siehst du nun, daß ich mit einem Nein überhaupt nichts anfangen kann? Es bedeutet nichts.
    Widerrufe den Befehl. Soll ich auf die Knie fallen und darum bitten?"
    „Nein!" '„Soll ich singen?"
    „Nein!"
    „Vielleicht grölen?"
    „Nein!" schrie ich zornrot.
    „Was soll ich dann tun?"
    „Den Mund halten", brüllte ich die Mikromaschine an. „Aber das ist ja schon wieder eine Anweisung zur Unterbrechung einer bestimmten Funktionsäußerung. Siehst du ein, Sir, daß ich einen Teil meines Gehirns abschalten muß, wenn ich nicht mehr sprechen darf? Oh, da fällt mir etwas ein! Wie ist das .Mundhalten' gemeint? Stille sein, oder die Hände über den Mund legen? Das geht bei mir nicht, Sir. Ich habe keinen Mund wie du. Sir, was soll ich tun?"
    Ich wollte nur noch meine Ruhe haben und widerrief den Befehl.
    Koko war glücklich und begann erneut zu plappern.
    Glücklicherweise nicht mehr im Rahmen seiner intellektualistisch ausgerichteten positronischen Logik, auf die man so schlecht eingehen konnte. Eine Sekunde lang dachte ich an den ertrusischen Überriesen Melbar Kasom. Wenn er Kokos Argumente gehört hatte, wäre Kasom wahrscheinlich wieder in ein Gelächter ausgebrochen, das auf mein hochempfindliches Gehör wie das Donnern einer Atornexplosion wirkte.
    Melbar Kasom, Oberleutnant und Spezialist der USO, war überhaupt zu einem Problem erster Ordnung geworden.
    Was glauben Sie wohl, was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher