Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0154 - Desteros Rache

0154 - Desteros Rache

Titel: 0154 - Desteros Rache
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Stimme kratzte.
    »Was – was hast du mit Bill gemacht?«
    »Er schläft und wird bald wieder voll da sein. Nur eine Beule bleibt zurück.«
    »Er – er wollte dich töten?«
    »Ja, Sheila.«
    »Mein Gott.« Sheila preßte ihre Hände vor das Gesicht und begann zu schluchzen. »Er wollte dich umbringen, dich, seinen besten Freund. Ich habe gesehen, wie sein Finger – ich konnte es nicht zulassen. Er durfte nicht zum Mörder werden. Ich habe seinen Arm zur Seite geschlagen, John.«
    »Ich weiß«, sagte ich leise. »Und ich möchte dir dafür danken.«
    Behutsam führte ich Sheila auf den Sessel zu, in dem ich gesessen hatte und der beinahe zu einem Todesstuhl für mich geworden wäre.
    Wie eine Puppe blieb sie im Sessel sitzen, legte ihre Hände in den Schoß und starrte ins Leere.
    Sheila hatte eine Hölle hinter sich, und sie würde noch eine Hölle vor sich haben.
    Ich wußte, wo die Getränke standen, und schenkte Sheila einen Cognac ein. »Bitte, trink.«
    Sie nahm das Glas in beide Hände und leerte es fast auf einen Zug. Dabei holte sie tief Atem, die Flüssigkeit rann wie Feuer durch ihre Kehle, aber sie belebte Sheila auch. Langsam kehrte Farbe in ihr Gesicht zurück.
    Ich nahm das Glas aus ihren Händen und stellte es weg. Dabei fiel mein Blick auf die Wand. Dicht über einem Bild sah ich das Einschußloch. Dort hatte die von Bill abgefeuerte Kugel die Tapete zerrissen und eine fingertiefe Schramme hinterlassen. Ich schaute nach Bill. Seine Haltung hatte sich noch nicht verändert. Nach wie vor lag er schräg über der Couch, das Gesicht im Lederpolster vergraben. Ich berührte ihn an der Schulter.
    Bill regte sich nicht. Ich hatte ziemlich hart zugeschlagen. Es war durchaus möglich, daß er noch eine Stunde in seiner Bewußtlosigkeit dalag. Beide Hände legte ich unter seine Achseln und hievte ihn auf den Rücken.
    Sein Gesicht war blaß, die Wangen eingefallen, tiefe Ringe lagen unter den geschlossenen Augen. Ich hob seine Beine an und legte sie ebenfalls auf die Couch.
    Dann ging ich in die Küche, fand ein Tuch und näßte es durch.
    Damit kehrte ich in den Wohnraum zurück. Sheila hatte ihren Platz gewechselt. Sie kniete jetzt neben der Couch und berührte mit beiden Händen Bills Wangen, während sie auf ihn einredete.
    »Laß mich mal«, sagte ich und schob Sheila ein wenig zur Seite.
    Mit dem feuchten Tuch mußte es klappen. Ich legte es Bill auf die Stirn und tätschelte gleichzeitig seine Wangen. So hoffte ich, ihn aus der Bewußtlosigkeit zu holen.
    Zuerst hatte ich keinen Erfolg. Bill dachte nicht daran, aus der Bewußtlosigkeit zu erwachen. Nur die Beule an seinem Kinn wurde immer dicker.
    Schließlich öffnete er doch die Augen.
    Es geht wohl jedem so. Wenn er aus der Bewußtlosigkeit erwacht, schaut er erst einmal dumm aus der Wäsche. Bei Bill war es nicht anders. Er erkannte uns gar nicht.
    »He, alter Junge, wir sind es.«
    Bill stöhnte.
    Sheila stieß mich an. »Willst du ihm etwas sagen? Ich meine, daß er dich – also…«
    »Keine Angst«, beruhigte ich sie. »Ich mache ihm keine Vorwürfe. Er wird sie sich selber machen, wenn er zu sich kommt und die Erinnerung wieder da ist.«
    Sheila nickte.
    »Aber du kannst einen Whisky holen.«
    Das tat sie auch. Bills Mund stand halb offen. Behutsam flößte ich ihm einige Tropfen ein. Automatisch begann er zu schlucken, und nach einigen Sekunden hustete er.
    »John, verdammt. Oh – du hast…« Er keuchte. »Du hast einen Schlag wie ein Ochse.«
    Ich setzte mich zurück und grinste. »Das schien mir auch nötig zu sein, mein Lieber.«
    »Wieso?«
    »Denk mal nach.«
    Bill hatte noch einen glasigen Blick. Wenn er sich zu heftig bewegte, verzog er das Gesicht. »Und was hast du mit meinem Arm gemacht?«
    »Der kommt wieder in Ordnung.«
    »Hoffentlich.«
    Ich gab ihm auch den Rest des Whiskys. Bill trank ihn, doch plötzlich ließ er das Glas fallen. »Johnny!« rief er. »Verdammt, wo ist Johnny?«
    Sheila und ich blickten ihn stumm an.
    Bill stöhnte auf. »Dann – dann habt ihr es nicht geschafft?«
    »Nein.«
    »Aber ich – o Gott, John, was war ich für ein Idiot. Wollte ich dich tatsächlich…?«
    Ich nickte.
    Bill wurde noch blasser. Plötzlich konnte er mir nicht mehr in die Augen sehen. Er blickte zu Boden, ich sah, wie er schluckte und Mühe hatte, seine Beherrschung zu bewahren. Ihm fehlten jetzt einfach die Worte, und ich hatte großes Verständnis. Wir ließen ihn in Ruhe. Nach einer Weile meinte er: »Daß du noch da bist,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher