Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0153 - Die kleinen Riesen

0153 - Die kleinen Riesen

Titel: 0153 - Die kleinen Riesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
eineinhalb Kilometer bis zu ihrem Bungalow zurück, der zusammen mit einigen anderen eine Art Fremdkörper zwischen den grauen Betonhäusern geworden war, die man im Laufe der letzten zehn Jahre ringsum hochgezogen hatte. Jene schöne Zeit, in denen ringsum nur freies Land war, war längst vorbei. Jetzt waren sie nicht mehr Stadtrand, sondern Stadt. Um so mehr hielten sie und Heinz darauf, daß das letzte Fleckchen Natur in dieser Beton-Öde hochgehalten und gepflegt wurde.
    Sie fühlte sich einsam. Einmal rollte ein Streifenwagen der Polizei die Straße entlang. Unwillkürlich mußte sie wieder an das seltsame Wesen denken. Hatte es sich auch anderen gezeigt, die vielleicht die Polizei verständigt hatten?
    Monika wünschte, Heinz würde seine Dienstreise vorzeitig abbrechen und zurückkommen.
    Plötzlich erstarrte sie.
    In der Nähe ihres Bungalows lungerte eine dunkle Gestalt herum.
    Es war ein Mann, etwas über zwanzig Jahre alt und ungepflegt wirkend. Einer von diesen Arbeitsscheuen, dachte sie sofort. Der Mann sah ziemlich auffällig immer wieder zu ihrem Bungalow.
    Monika ging schneller, erreichte die Hecke und ging dann zur Haustür. Hastig schloß sie auf, trat ein und verriegelte die Tür sofort wieder. Sie legte die Sicherheitskette vor.
    Durch die Glasfront konnte sie sehen, wie der Fremde weiterging.
    Aber an der Kreuzung blieb er stehen, wandte sich um und kam wieder zurück.
    Ein furchtbarer Verdacht keimte in Monika Burger auf.
    Stand das Verhalten des ungepflegten Mannes in Zusammenhang mit der nächtlichen Erscheinung?
    ***
    Der silbermetalliclackierte Opel Diplomat glitt fast geräuschlos über die Straße. Der Mann am Lenkrad musterte aufmerksam seine Umgebung. Die hochgezogenen Wohnblocks wichen übergangslos einer Gruppe von Bungalows, großzügig angelegt in großen Grundstücken.
    »Erstaunlich«, sagte das Mädchen neben ihm auf dem Beifahrersitz des Luxuswagens. »Bin gespannt, wie lange die Bungalows da noch stehen dürfen, bis irgendein Stadtsanierungsprogramm zuschlägt, sie abreißen und statt dessen Wohnmaschinen mit zwanzig oder dreißig grauen Stockwerken dahinknallen läßt.«
    Der Mann, Ende der dreißig und sportlich wirkend, hob die breiten Schultern. Niemand, der ihn zum ersten Mal begegnete, sah in ihm den Professor einer Fakultät, die auch in heutiger Zeit noch sehr umstritten ist: die Parapsychologie. Professor Zamorra hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem normalen Vorstellungsbild eines Mannes seines Berufsstandes. Immerhin hatte er es dennoch geschafft, sich durch seine Leistung und seine immense Fachkenntnis in Kollegenkreisen einen Namen zu machen. Und diese Fachkenntnis rührte nicht immer nur von der trockenen Theorie her.
    Zamorra hatte die Einladung erhalten, einen Gastvortrag an der Hochschule dieser Stadt zu halten. Nach einem Blick in den Terminkalender hatte er zugestimmt, zusammen mit seiner Lebensgefährtin und Sekretärin in Personalunion, Nicole Duval, sein Schloß im schönen Loire-Tal verlassen, um nach Deutschland zu fliegen.
    Dann hatte er sich um einen Mietwagen bemüht, um jederzeit unabhängig agieren zu können. Wie wichtig das sein konnte, nicht erst stundenlang auf ein Taxi warten zu müssen, hatte sich schon oftmals erwiesen.
    Nicole hatte, angesichts des weitgestreckten Angebots des Verleihers, mit einem Porsche geliebäugelt. Zamorra, der es in letzter Zeit eher gediegen liebte, bemühte sich um einen S-Mercedes. Mit der Kompromißlösung, dem Diplomat, hatten sie dann das Grundstück des Autovermieters verlassen. Innerhalb kürzester Zeit fand Zamorra Gefallen an dem Wagen, noch mehr aber daran, daß das Fahrzeug sich trotz guter Fahrleistungen mit einem erheblich geringeren Spritverbrach zufriedengab als das Prestigemobil mit dem Stern.
    Sie waren einen Tag früher gekommen; Zamorra haßte es, in Zeitdruck zu kommen. Jetzt rollte der Wagen durch die Stadtrandstraßen auf der Suche nach einer Art Erholungspark, in der man einen Morgenspaziergang machen konnte. »Ich fürchte«, unkte Nicole, »wir werden ein paar hundert Kilometer fahren müssen, bis wir mal einen Baum antreffen.«
    Sie trug zur Abwechslung feuerrotes Haar. Ihre Angewohnheit, durch ständigen Wechsel von Perücken und Umfärbungen ihres Original-Nicole-Duval-Haars eine gehörige Portion Abwechslung ins tägliche Leben zu bringen, hatte sie nie ablegen können. Zamorra hatte einmal versucht, in Nicoles Perückenschrank im Château Montagne die Anzahl dieser haarigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher