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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen
Autoren: Hugh Walker
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ungewöhnlichen Einstellung zum Aberglauben. Natürlich musste sie annehmen, dass auch Carlotta von Gilberts Verdacht wusste und für mich eine Gefahr bedeutete. Daher fasste sie einen Plan, der zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen sollte. Sie bemächtigte sich Carlottas, was nach einigen Schwierigkeiten, für die ich verantwortlich war, auch gelang.
    Und sie fing mich, was nicht einfach war, da ich mich ja an nichts erinnerte und wie ein Fremder entführt werden musste.
    Hier im Haus sollte ich dann die Vollmondnacht ohne jede Gefahr für mich verbringen – mit Carlotta als Opfer. Auf diese Weise wäre gleichzeitig eine lästige Zeugin beseitigt worden.
    Mich schauderte, mit welcher Bedenkenlosigkeit Mutter für mich tötete. Aber dann kamen die Erinnerungen wieder. Ich erkannte, welche Bestie ich im Vergleich zu ihr war, und der einzige Vorwurf, den ich Mutter letztlich machen konnte, war der, dass sie solch eine Bestie schützte und am Leben hielt. Den gleichen Vorwurf musste ich mir auch selbst machen. Ich selber hielt diesen Dämon am Leben. Bis jetzt.
     

     
    Es ist unvergleichlich, endlich freier durch diese Welt zu gehen. Das Menschliche in mir wird immer stärker, doch das macht die Erinnerungen fast unerträglich. Ich denke oft an die Toten, die mir das Leben gaben. Doch allmählich gelingt es mir, mit der Schuld zu leben.
    Carlotta hilft mir dabei, den Tod besser zu verstehen. Er ist nutzlos, wenn der Dämon im Menschen erwacht, wenn im Krieg der Mensch den Menschen schlägt und quält. – Wenn Kornfelder von Männern fallen in einem Augenblick und eine Stadt verglüht in einem Atemzug, wenn Menschen vor Hass und Selbstsucht sterben, wenn Dichter im Dreck liegen und die Stiefel der Ignoranz über sie hinwegtrampeln, wenn Tausende bluten ohne zu wissen warum – weder jene, die bluten, noch jene, die sie bluten lassen.
    Ich weiß, dass der Tod nur gut ist, wenn aus ihm etwas geboren wird, wenn aus ihm etwas Neues erwächst. Wenn das vergossene Blut nicht nur den Boden düngt.
    Ich bezwinge den Hunger in mir und damit den Dämon. Zuerst hat er sich gewehrt, doch nun spüre ich, wie er mehr und mehr an Kraft verliert. Vielleicht bin ich eines Tages ganz frei von ihm. Es darf nicht alles umsonst gewesen sein.
 
     
 
ENDE
     
     
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