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0130 - Er zahlte mit seinem Blut

0130 - Er zahlte mit seinem Blut

Titel: 0130 - Er zahlte mit seinem Blut
Autoren: Er zahlte mit seinem Blut
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'Kindston dachte. In den sechs Wochen, die Kindston in seiner Kompanie gewesen war, hatte es immer Frohsinn in dem ganzen überanstrengten, strapazierten Haufen gegeben. In der aussichtslosesten Situation riß Kindston einen seiner originellen Witze — und die Stimmung des ganzen Vereins war gerettet. Selbst als er seinen nicht ungefährlichen Brustschuß verpaßt bekommen hatte, war seine erste Bemerkung gewesen:
    »Bildschöner Heimatschuß. Wenn ihr den Absender zufällig gefangennehmen solltet, bedankt euch bei ihm in meinem Namen.«
    O ja, Richard Kindston, das war ein Kerl, auf den man sich immer verlassen konnte. Ich werde sehen, ob ich morgen meine zwanzig Dollar von ihm wiedergewinnen kann, dachte Rock grinsend. Der Junge ist ja ein gefährlicher Gegner beim Poker, aber ich bin schließlich auch nicht schlecht.
    Noch eine ganze Weile beschäftigten sich seine Gedanken mit dem Kriegsfreund, dann bestellte er sich Bier und fing an, den Kriminalroman zu lesen. Es war der neueste Band von Walsh, und er schrieb über eine Kindesentführung in Manhattan, dem Wolkenkratzerzentrum New Yorks.
    Eigentlich hatte sich Rock das Buch gekauft, weil aus dem Titel ersichtlich war, daß es in New York spielte. Bald aber spürte er, daß er durch Zufall einen guten Griff getan hatte.
    Die fesselnde Geschichte der Kindesentführung, von einem Meister meisterlich geschrieben, zog ihn immer mehr in ihren Bann. Gegen halb zehn merkte er, daß ihm sein rechtes Bein eingeschlafen war. Ächzend hüpfte er herum, bis er das mörderische Kribbeln losgeworden war.
    Ich werde im Bett weiterlesen, beschloß er dann. Da hat man es ja viel bequemer.
    »Zahlen!« rief er.
    Ein paar Minuten später betrat er sein Schlafwagenabteil. Er hatte das Buch mit eingeschobenem Finger in der linken Hand, drückte die Tür mit einer Bewegung seiner Hüfte zu und tastete mit der rechten Hand nach dem Lichtschalter.
    Plötzlich — noch bevor er den Lichtschalter gefunden hatte — überflutete ihn ein greller Lichtschein aus einem starken Stabscheinwerfer. Er schloß die Augen und murmelte:
    »Was soll denn da…«
    Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Eine Klinge von fünf Zoll Länge war ihm schneidend kalt ins Herz gedrungen. Ganz langsam, bereits tot zwar, aber doch noch mit dem grenzenlosen Erstaunen des Lebenden im Gesicht, rutschte er an der blanken Tür herunter, kam ins Gleiten, verlor das Gleichgewicht und kippte nach vorn.
    Über den Griff des Messers sickerte sein Herzblut und breitete sich zu einer wachsenden Lache aus.
    ***
    Zwei Tage nach dem Banküberfall erhielten wir Antwort von Washington auf unsere Anfrage. Wir hatten die Karte mit den Fingerabdrücken, die wir nicht in unserer Kartei finden konnten, an die zentrale Fingerabdruckkartei des FBI in Washington geschickt. Dort hat man immerhin die Kleinigkeit von über hundertfünfzig Millionen Fingerabdrücken registriert, und die Wahrscheinlichkeit, daß ein Mann darunter ist, der gerade einen Banküberfall ausgeführt hat, ist ziemlich groß.
    Die Antwort aus Washington war denn auch positiv.
    »Betrifft Ihre Anfrage über Fingerabdrücke (eingesandte Tatortspurenkarte Nr. NY-FBI-III/B/1784c): Identitätsperson ermittelt: Loyd Bluckson, geboren 15. Feburar 1933 in Winsted, Connecticut, Rasse weiß, US-Staatsbürger, Größe…«
    Mit der unserer Bürokratie eigenen Gründlichkeit war dieser Bluckson beschrieben. Haarfarbe, Augen, Nasenform, Gewicht, Körpergröße, besondere Kennzeichen, Vorstrafenliste — alles war vorhanden. Wir wußten eine ganze Menge von Bluckson, als wir die Karte aus der Hand legten.
    »Das wäre Nummer zwei«, sagte Phil. »Von fünf Gangstern kennen wir zwei Tage nach dem Überfall bereits zwei und haben ihre Bilder. Was schlägst du vor?«
    »Kümmre du dich darum, daß auch der Steckbrief von Bluckson fertig gemacht wird, ich nehme einen neuen Band aus unserem Verbrecheralbum und fahre damit noch einmal zur Bank. Vielleicht ist doch noch das eine oder andere Gesicht in unserer Sammlung.«
    »Okay.«
    Ich fuhr hinauf ins Archiv. Der Vorzug unserer Registratur ist beispielsweise, daß sie ein und denselben Gangster in einem Dutzend Untergruppen finden können. Hat er etwa eine Narbe an der Hand, werden Sie ihn in der Untergruppe »Handnarben, rechts« oder »Handnarben, links« finden. Spricht er einen Dialekt, werden Sie seine Karte noch einmal in einer entsprechenden Untergruppe ausfindig machen können. Ist er auf besondere Verbrechen spezialisiert,
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