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0122 - Der Knochenthron

0122 - Der Knochenthron

Titel: 0122 - Der Knochenthron
Autoren: Jason Dark
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bis wir den Fluß erreichten, wo der Treibsand begann.
    In dieser Zeit mußte ich es schaffen.
    Aber es ging nicht. Sie ließen mich keine Sekunde aus den Augen. Obwohl ich sie nicht sehen konnte, wußte ich es genau. Das waren Profis, die ließen sich nicht überrumpeln, und sie hatten auch nichts zu verlieren.
    Ich hielt die Hände halb erhoben, so wie man es mir befohlen hatte, und stolperte durch das Gelände.
    Zurück ließ ich eine brennende Stadt. Der Widerschein der Flammen zuckte geisterhaft über den mit Steinen und Geröll bedeckten Boden.
    Welches Drama sich in Tulsa abspielte, wußte ich nicht, ich hoffte nur, daß Bill Conolly überlebte.
    Bei mir war es mehr als fraglich…
    Schon vernahm ich das Rauschen des Flusses. Es übertönte die knisternden und knatternden Geräusche, die ich zuvor vernommen hatte.
    Das Wasser schimmerte. Hell blitzten Schaumkronen auf, wenn das Wasser über die Steine des engen Flußbetts schoß.
    Und vor dem Ufer lauerte der Treibsand. Diese tückische Mordfalle, der schon zahlreiche Menschen zum Opfer gefallen waren.
    Mir taten die Arme weh. Es ist eine große Belastung, mit halb erhobenen Händen zu gehen. Irgendwann wollen sie dann einfach herunterfallen.
    Die letzten zehn Yards.
    Wie ein Schlafwandler legte ich sie zurück. Mir war noch immer kein Ausweg eingefallen. Hätte ich Dämonen im Rücken, wäre mir unter Umständen mit Bannsprüchen geholfen, doch bei normalen Menschen fruchtete so etwas nicht.
    Noch fünf Yards.
    Ich ging langsamer.
    Dann noch drei.
    Und schließlich der Befehl. »Stehenbleiben!«
    Ich gehorchte.
    Einen Schritt vor dem Rand der Böschung hielt ich an. Hinter mir hörte ich Geräusche.
    Jemand trat auf mich zu.
    Es war Norman Ray. Ich erkannte ihn schon am säuerlichen Schweißgeruch.
    Dann zuckte ich zusammen, als er mir die kalte Mündung der Waffe in den Nacken drückte. Eine Gänsehaut rieselte über meinen Rücken.
    »Angst?« höhnte er.
    »Ja.«
    Er lachte. »Trotzdem wirst du sterben. Springst du freiwillig, oder soll ich nachhelfen?«
    Ich schaute nach vorn, über die Böschung hinweg. Das Wasser rauschte, gurgelte und schmatzte. Doch davor lag tückisch der verdammte Treibsand, der mir zum Grab werden sollte. Er begann direkt unterhalb der Böschung, so daß mein erster Plan, parallel zum Hang und in dessen Deckung weiterzulaufen, zerstört wurde.
    Der Druck verschwand.
    »Los, du Bastard! Spring!«
    Ich stieß mich ab.
    Und da peitschte ein Schuß!
    ***
    Ich hatte nicht viel Schwung in meinen Sprung gelegt, so daß ich nicht im Treibsand versackte, sondern noch auf die schräge Böschung prallte. Da allerdings rutschte ich ab.
    Es gelang mir, mich auf die Seite zu drehen, so daß ich den Hang hochpeilen konnte.
    Weiterhin krachten Schüsse. Ich sah das Mündungsfeuer, wie es mit seinem Licht die Nacht erhellte.
    Nicht nur die drei Spukdiener feuerten, sondern rechts von mir wurde auch geschossen.
    Schreie!
    Dann eine schattenhafte Gestalt auf dem Rand der Böschung. Sie taumelte, hielt die Hände gegen den Leib gepreßt, trat ins Leere und fiel.
    Es war Norman Ray!
    Er rutschte mir entgegen. Ich konnte nicht ausweichen und hatte Angst, daß er mich, wenn er gegen mich stieß, in den Treibsand schleudern würde.
    Verzweifelt wühlte ich meine Hände in das Erdreich der Böschung, klammerte mich fest.
    Ray rollte über mich.
    Ich verlor den Halt. Meine linke Hand rutschte ab, doch es gelang mir, nachzufassen. Ich glitt nur ein Stück tiefer und blieb dann liegen.
    Dafür hörte ich einen Schrei. Danach ein Klatschen.
    Vorsichtig drehte ich den Kopf.
    Norman Ray war in den Treibsand gefallen. Ihn hatte das Schicksal ereilt, was eigentlich mir zugedacht worden war. Ray hatte sich nicht mehr fangen können und war kopfüber in dem Treibsand gelandet.
    Bis zu den Schultern steckte er in der tückischen Falle. Und der Treibsand bewegte sich, zog ihn immer weiter fort und gleichzeitig in die Tiefe.
    Die Schüsse waren verstummt.
    Ich hörte nur noch die Schreie des Mannes. Helfen konnte ich ihm nicht.
    Er brüllte wie am Spieß. Sein Gesicht war verzerrt. Weit hatte er den Mund aufgerissen. Jetzt sackte er nach links weg, ein Arm verschwand, und nur noch der rechte schaute aus dem Sand.
    Aber auch der ging unter.
    »Aahhhggggrrr…!« Sein letzter, fürchterlicher Todesschrei hallte mir entgegen und verstummte, als der Sand über dem Kopf des Mannes zusammenschlug.
    Es wurde still.
    Dort, wo Norman Ray verschwunden war, sah man nichts
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